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Industrie entdeckt Potenziale der Servicerobotik

Roboter-Experten aus 22 Ländern trafen sich kürzlich beim Spann- und Greiftechnik-Experten Schunk in Brackenheim (DE) zu den 4. ExpertDays on Service Robotics. Der Fokus des führenden Symposiums für angewandte Servicerobotik lag diesmal auf den Themen Markt­er­schliessung und Wirtschaftlichkeit.

(re) Zahlreiche Praxisbeispiele machten deutlich, dass Serviceroboter das Stadium der universitären Forschung verlassen und zunehmend von Industrieunternehmen in konkreten Anwendungen eingesetzt werden. Schon ein Blick auf das Veranstaltungsprogramm machte deutlich, dass die Servicerobotik unter wirtschaftlichen Aspekten an Dynamik gewinnt: 9 der 18 Referenten kamen unmittelbar aus der Industrie. So überwacht beispielsweise Infineon Technologies mithilfe von Servicerobotern die Luftqualität in Reinräumen, und Audi arbeitet intensiv an Servicerobotern für die Teilekommissionierung in der Automobilindustrie.
«Zu häufig wurde bei bisherigen Entwicklungen der Markt ignoriert», sagte Prof. Henrik I. Christensen, Inhaber des Robotiklehrstuhls «Kuka Chair of Robotics» an der Technischen Hochschule Georgia Tech in Atlanta (USA). «Lösungen sind zwar technologisch ausgereift, für reelle Anwendungen jedoch schlicht zu teuer.» Er plädiert daher für einen Wechsel von der technologiegetriebenen Forschung hin zu markt- und preisorientierten Entwicklungen. Wenn Kostendimensionen eingehalten würden, könnten Serviceroboter ihre Märkte umfassend erschliessen. So seien für Haushaltsroboter 200 bis 300 US-Dollar realistisch, im Gesundheitswesen liege die Kostengrenze bei rund 10 000 US-Dollar. Ebenso bedeutend seien anwender- respektive verbraucherorientierte Schnittstellen, über die sich die Roboter auch von Robotik-Laien bedienen liessen. Zudem empfiehlt Christensen, Serviceroboter gezielt für spezielle Anwendungen zu konstruieren. So müsse etwa im Gesundheitswesen der Fokus eher auf Manipulation und Navigation gelegt werden, in der Logistik hingegen seien Zykluszeiten <6 s sowie robuste und flexibel einsetzbare Greifer wichtig.
Die Veranstaltung machte deutlich, dass standardisierte Plattformen und Komponenten dazu beitragen, sowohl wirtschaftlich als auch qualitativ ausgereifte Lösungen zu entwickeln. Dies gilt für Leichtbauarme oder flexibel einsetzbare Greifer ebenso wie für mobile Plattformen oder Steuerungen. Verbindliche Standards, von der ISO-Norm über die CE-Kennzeichnung bis hin zu nationalen Standards, wie sie derzeit in Südkorea entwickelt werden, sollen den Marktzugang für Serviceroboter erleichtern. Nach Ansicht von Prof. Alois Knoll von der Technischen Universität München seien zudem Systemintegratoren erforderlich, die auf einzelne Anwendungsgebiete spezialisiert sind. Sie sollen künftig die Lücke zwischen Hersteller und Anwender schliessen. Seiner Ansicht nach steckt in der Systemintegration ein erheblicher Teil der Wertschöpfung, sodass die Funktion des Systemintegrators wirtschaftlich sehr interessant sein kann.

Unterstützung durch zentralen Support
Auch visionäre Ansätze wurden vorgestellt. So sieht Bosch-Mitarbeiter Amos Albert ein erhebliches Potenzial in teilautonomen Servicerobotern. Fehlt ihnen eine eigene Lösungsstrategie, können sie von einem zentralen Support unterstützt werden. Sogenannte «Click-Worker» liessen sich ähnlich einem Call-Center organisieren. Sie schalten sich bei Bedarf auf den Roboter auf, lösen das Problem und entlassen den Roboter anschliessend wieder in seine Autonomie.
Noch weiter geht ein Konzept von Markus Waibel von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. Er forscht an einem zentralen Wissensspeicher, in dem unzählige Daten, Modelle, Anwendungen und Programme hinterlegt sind, die Roboter bei Bedarf selbstständig abrufen können. Der Gedanke dahinter ist verblüffend einfach: Sämtliche angeschlossenen Roboter, Entwickler und Systemintegratoren nutzen gemeinsam einen Pool mit erfolgreichen Lösungsstrategien und stellen ihrerseits selbst entwickelte Strategien in das System ein. Als Pionier der modularen Robotik begleitet Schunk die Entwicklung der Servicerobotik bereits von Beginn an. Mit seinen industrietauglichen mechatronischen Modulen und geschickten mehrgliedrigen Greifern bietet das Familienunternehmen einen einzigartigen modularen Baukasten für ganz unterschiedliche Anwendungen in der Servicerobotik. Dazu zählt auch der LWA-4, der laut Anbieter derzeit leistungsdichteste modulare Leichtbauarm am internationalen Markt. In beinahe 100 Kooperationen mit Universitäten, Forschungseinrichtungen und hochspezialisierten Industrieunternehmen treibt das Unternehmen zudem die Entwicklung dieser Zukunftstechnologie intensiv voran. Auch der Termin für die 5. ExpertDays on Service Robotics steht bereits fest: Sie finden vom 29. Februar bis 1. März 2012 statt.
www.expertdays.schunk.com
www.ch.schunk.com