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Management

Den Finger am Puls der Zukunft

Global Technology Outlook (GTO): IBM-Forscher rund um den Erdball nennen die IT-Trends, die in den nächsten fünf bis zehn Jahren Wirtschaft und Gesellschaft prägen. Der GTO liefert IBM die Grundlagen für Investitionsentscheidungen und bietet Kunden und Interessenten eine Orientierungshilfe. TR-Mitarbeiterin Elsbeth Heinzelmann war exklusiv dabei, als IBM die Ergebnisse in Zürich präsentierte.

In Zukunft wird der Erfolg von IT nicht mehr primär an Effizienzsteigerung und Kostenreduktion gemessen, sondern an der positiven Auswirkung, die sie auf das Geschäftsergebnis ausübt. Davon ist man bei IBM Research überzeugt, und so hält es der Global Technology Outlook (GTO) 2012 fest.
These 1: Outcome-based Business
IT-Service-Provider müssen künftig nicht nur ein vertieftes Verständnis für die Bedürfnisse des Kunden entwickeln, sondern ebenso fortgeschrittene analytische Modelle anbieten und geeignete IT-Dienstleistungen integrieren, die helfen, die gesetzten Geschäftsziele zu erreichen.
«Einige Bereiche sind schon fit für ein solches ergebnisorientiertes Modell, denn sie wollen die Kosten im Griff haben, gleichzeitig in Projekte investieren, die ihrer Organisation höhere Wertschöpfung bringen», kommentiert Moshe Rappoport, der als Technologie- und Trendexperte am IBM-Forum Zurich Research ISL in Rüschlikon den GTO gemeinsam mit Leitungsgremien von Unternehmen diskutiert. Als Beispiel zitiert er das Gesundheitswesen, wenn es etwa darum geht, ein Medikament zu lancieren.
These2: Systems of People
Auch der Mensch rückt immer mehr in den Brennpunkt. Bislang war es für Unternehmen schwierig, Teamdynamiken und die Zusammenarbeit von Mitarbeitenden in Unternehmen zu erfassen und das Funktionieren unterschiedlicher Gruppen zu begreifen. Künftig könnte die IT wesentlich zur Optimierung von Personennetzwerken beitragen.
Was motiviert Mitarbeitende, sich zu engagieren und für ein optimales Resultat einzusetzen? Welche Anreize beflügeln ihre Innovationskraft? Das Unterfangen erfordert klare Definitionen von Grenzen, denn: Wie nutze ich Social Media und Kollaborationstools, um die Personalführung im Unternehmen bestmöglich zu gestalten, ohne dass ich die Privatsphäre meiner Mitarbeitenden verletze?
These 3: Managing uncertain Data at Scale
Doch welchen Daten können wir überhaupt noch trauen, nun da die Datenflut uns über den Kopf wächst? «Experten nehmen an, dass bis zum Jahr 2015 rund 80 Prozent der weltweit verfügbaren Daten mit einer gewissen Vorsicht zu geniessen sind», formuliert es Moshe Rappoport.
«Das bedeutet nicht, dass die Daten falsch sind. Die Daten selbst oder deren Quellen sind jedoch mit Unsicherheiten behaftet.» Um verlässliche Geschäftsentscheide zu treffen und Daten optimal zu nutzen, brauchen Unternehmen wie auch Nutzer neue Methoden, etwa zur Konsolidierung grosser Datenmengen.
Aber der Einzug der digitalen Welt in alle Bereiche menschlicher Aktivität, die damit einhergehende globale Verflechtung und die Konzentration auf wenige Datenzentren und Server legen eine Achillesferse bloss: Die weltweit verbundenen digitalen und physischen Systeme werden anfällig für Naturkatastrophen und Cyber-Attacken.
These 4: Resilient Business` and Services
Eine Lösung bieten Verwaltungssysteme. Sie berücksichtigen, dass jede Komponente, auch die menschliche, versagen kann. Entsprechend isolieren sie Fehler, verlagern Funktionen und halten den Betrieb aufrecht, selbst wenn Teile der Infrastruktur ausfallen.
Benötigt wird ein integriertes Management, das die Stabilität in der Arbeitslast garantiert, Sicherheitslücken schliesst und Effizienz fördert. «Im Brennpunkt stehen robuste Systeme, die kontinuierliche Messungen durchführen, modellbasierte Voraussagen erstellen und die geeigneten Antworten orchestrieren», so Moshe Rappoport.
Die Explosion strukturierter und unstrukturierter Daten und die Verfügbarkeit erhöhter Computerleistung und neuer Analytiklösungen führen zu noch nie dagewesenen Möglichkeiten, um Wertschöpfung zu generieren, Kosten zu reduzieren und Effizienz zu steigern.
These 5: The Future of Analytics
Eine wichtige Weiterentwicklung sind Systeme, die unterschiedliche Analyseprozesse und -resultate vereinigen und dem technischen Laien ein integratives Handhaben ermöglichen. Als Beispiel nennt Moshe Rappoport das City Operations Center von Rio de Janeiro.
Durch das Zusammenbringen von Informationen aus verschiedensten Bereichen, wie der Meteorologie, Bodenanalysen, der Sicherheitslage oder der Verkehrsüberwachung und dem Einsatz neuester Technologien zur Analyse, Vorhersage und Optimierung, will man sich hier für ein intelligentes und effizientes Stadtmanagement rüsten. So kann man Probleme frühzeitig erkennen, die sich zum Beispiel durch starke Regenfälle ergeben, und darauf frühzeitig mit entsprechenden Planungs- und Hilfsmassnahmen reagieren.
These 6: The Future of «Watson»
Als der IBM-Superrechner «Watson» im TV-Quiz «Jeopardy!» die weltbesten Spieler schachmatt setzte, war klar, dass eine neue Ära von Systemen angebrochen war, die natürliche Sprache verstehen und analysieren können. Die Folge: Wissenschaftler und Geschäftsleute witterten Potenzial.
Daher entwickeln IBM-Forscher und -Ingenieure derzeit das System für komplexe Fragestellungen in verschiedenen praktischen Anwendungsbereichen weiter.
Das System analysiert Beweise, bildet Hypothesen und führt einen Dialog mit dem Benutzer, um bessere Antworten zu formulieren. Watson wird künftig Resultate erklären und Einblick in seine Überlegungen geben. Der Megarechner ist durchaus lernfähig, kann sein Wissen in einer bestimmten Domäne rasch und nachhaltig erweitern. Was das System so drauf hat, zeigt es derzeit in der klinischen Medizin und im Bereich Finanzdienstleistungen. •
Elsbeth Heinzelmann,
Journalistin Technik und Wissenschaft

IBM Reserach GmbH
8803 Rüschlikon, Tel. 044 724 87 00
islsec@zurich.ibm.com
www.zurich.ibm.com/isl


Auf einen Blick: BM Global Technology Outlook (GTO) 2012
Der GTO nennt IT-Trends, die laut Experten von IBM die nächsten fünf bis zehn Jahre beeinflussen werden. Dazu gehören:
Ergebnisorientierte Geschäftsmodelle («Outcome-based Business»)
Mensch rückt in den Mittelpunkt («Systems of People»)
Unsiche Daten sind auf dem Vormarsch («Managing uncertain data at scale»)
Stabile Netzwerkstrukturen schaffen («Resilient Business and Services»)
Fortschrittliche Analyseprozesse sind gefordert («The Future of Analytics»)
Die Zukunft des Superrechners «Watson» («The Future of Watson»)


TR-Glossar: IBMs Watson
Der IBM-Rechner «Deep Blue» war in der Lage, 200 Millionen mögliche Schachzüge pro Sekunde zu berechnen, und schaffte es 1997 in einem Schachwettbewerb, den damaligen Weltmeister Garry Kasparov zu besiegen. Sein Nachfolger «Watson» verfügt nicht nur über mehr Rechenkapazität, sondern beruht auch auf einem fundamental neuen Ansatz: Die Architektur ist darauf ausgelegt, die natürliche menschliche Sprache zu verstehen, deren Wörter und Kontext zu analysieren, diese Informationen schnell zu verarbeiten und so präzise Antworten auf Fragen in natürlicher Sprache auszugeben. Das System bildet den Beginn einer neuen Entwicklungsrichtung, deren Ziel es ist, lernende Computersysteme für unterschiedlichste Einsatzbereiche zu konzipieren. Diese Computer sind in der Lage, selbstständig Informationen aus Daten zu gewinnen und Schlüsse zu ziehen. Damit nähert sich dieses Computersystem den kognitiven Fähigkeiten des Menschen und birgt damit enormes Potenzial für zukünftige Anwendungen in Wirtschaft und Gesellschaft. (Quelle: IBM)