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Management

Gemischte Gefühle

Konjunkturumfrage 2013: Die «Technische Rundschau» hat sechs führende Verbände und Unternehmen zu ihrem Gefühl für 2013 befragt. Ein Resümee ist: Der starke Franken drängt die Schweizer Zulieferer und Hersteller immer mehr an die Wand, die Luft zum Atmen wird immer knapper.

Roberto Ettlin, Geschäftsleiter Walter Meier (Fertigungslösungen) AG, Schwerzenbach

Geschäftsverlauf 2012
Trotz des schwierigen Marktumfelds sind wir mit dem Ergebnis für das Jahr 2012 zufrieden. Die erreichten Resultate haben sich ähnlich entwickelt wie im Vorjahr. Wir konnten neue Produkte im Maschinen- und Werkzeugbereich einführen und gemeinsam mit unseren Kunden an interessanten Projekten arbeiten. Dank unseren innovativen Lieferanten aus dem In- und Ausland und den technologischen Entwicklungen, die zu Effizienzsteigerungen bei unseren Kunden führten, behaupteten wir uns im Markt.

Konjunkturprognose 2013
Derzeit gehen wir nicht davon aus, dass sich das konjunkturelle Umfeld bereits im ersten Halbjahr 2013 wesentlich verbessern wird. Die schlechten Konjunkturaussichten in der EU, verursacht durch die immer noch ungelöste Schuldenkrise und die anhaltende Frankenstärke, sind für die gesamte MEM-Industrie in der Schweiz eine grosse Herausforderung. Trotzdem gehe ich davon aus, dass wir aufgrund des technologischen Vorsprungs und des stabilen politischen Umfelds in der Schweiz auch im kommenden Jahr ein ähnliches Ergebnis wie in diesem Jahr erzielen werden. Zudem denke ich, dass wir mit unseren neuen Produkten, die wir an der Prodex 2012 vorgestellt haben, neue Impulse in der Branche setzen werden.

Technologische Herausforderungen
Mit Sicherheit werden uns in den nächsten Jahren die Automatisierung der Produktionsprozesse und die Komplettbearbeitung weiterhin beschäftigen. Kluge Automationslösungen helfen unseren Kunden, ihre Effizienz in der Fertigung mit gleichbleibender Qualität zu erhöhen und gleichzeitig die Kostenstrukturen wettbewerbsfähig zu halten. Bei der Komplettbearbeitung steht die Reduktion der Aufspannung und des Maschinenstundensatzes im Zentrum. Um all diese Herausforderungen zu meistern, zählen wir neben unserem Walter-Meier-Team auch auf die enge Zusammenarbeit mit unseren Toplieferanten. Gemeinsam können wir so massgeschneiderte Fertigungslösungen für fast alle Aufgabenstellungen anbieten.


Robert Z. Welna, Verband Swissmechanic

Geschäftsverlauf 2012
Die Verbandszahlen für die ersten drei Quartale des ablaufenden Jahres 2012 ergeben wie schon im vergangenen Jahr ein uneinheitliches Bild. Verstärkt spürbar wird bei einem Grossteil der Betriebe die sich abschwächende Auslastung sowie der zunehmende Preis- und Margendruck. Viele Unternehmen leben zurzeit von der Substanz. Ein Personalabbau im grösseren Stil wird sich bei unseren KMU-Betrieben vorläufig nicht einstellen, hingegen wird sich die Tendenz zur partiellen Kurzarbeit erhöhen.

Konjunkturprognose 2013

Der Trend zu Produktionsverlagerungen wird sich auch im kommenden Jahr insbesondere bei grösseren Betrieben, die primär vom Export abhängig sind, weiter verstärken. Diese Tatsache wird zunehmend zu einem spürbaren Stellenabbau in der Grossindustrie führen. Diese Unternehmen werden gezwungen sein, um auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig zu bleiben, den überbewerteten Schweizer Franken, verbunden mit Preis- und Margendruck, zu umgehen und dort zu produzieren oder zumindest Teile zu fertigen, wo nebst anderen Kriterien der Wechselkurs den notwendigen Spielraum für das erforderliche Wachstum eines Unternehmens ergibt.

Technologische Herausforderungen

Es muss der KMU-MEM-Industrie gelingen, die bereits hohe Effizienz weiter zu steigern. Die Produktedurchlaufzeiten, Maschineneinsatzstunden sowie Umrüstzeiten (Stillstandszeiten an den Maschinen) bieten Potenzial für eine optimierte Stückkostensenkung.
Eine für unsere absehbare Zukunft sehr wichtige Aufgabe wird es sein, die Ausbildung und die Weiterbildung unserer Nachwuchs- und zukünftigen Fachkräfte noch vermehrt zu fördern. Dies beginnt bereits bei der Rekrutierung von guten (besten) Schulabgängern. Deshalb ist es unerlässlich, dass auch seitens des Bundes der Berufsausbildung analog der akademischen Ausbildung genügend finanzielle Mittel in der Grund- und beruflichen Weiterbildung zur Verfügung gestellt werden.
Zu überlegen gilt auch, inwieweit die schweizerische Nationalbank mit dem überbewerteten Schweizer Franken die exportorientierte Industrie und den Tourismus unnötigerweise und weiterhin stark und einseitig benachteiligen will.


Jürg Kellenberger, CEO L. Kellenberger & Co. AG

Geschäftsverlauf 2012
Trotz des starken Frankens und dem gegen Ende Jahr spürbaren Nachlassen der Nachfrage sind wir, die Firma Kellenberger, mit dem Jahr 2012 über alles gesehen sehr zufrieden.

Konjunkturprognose 2013
Das Ergebnis im Jahr 2013 wird tiefer sein als im 2012. Für 2013 erwarten wir im ersten halben Jahr eine eher schwache Nachfrage, hoffen und denken aber, dass gegen Ende des dritten Quartals, spätestens im vierten Quartal ein Anziehen der europäischen Wirtschaft spürbar sein wird. China, ein wichtiger Markt, wird schon früher wieder anziehen. Warum? Die Eurokrise ist sicher noch nicht ausgestanden, aber wie es im Moment aussieht, scheinen durch die Politik die Weichen mehr oder weniger richtig gestellt worden zu sein.

Technologische Herausforderungen
Die technologischen Herausforderungen sind wie immer auf den verschiedensten Ebenen hoch: neue Werkstoffe, höhere Anforderungen an Genauigkeiten, Verbesserung der Energieeffizienz der Maschinen, Verbesserung der Synergien zwischen den verschiedenen Werken bezüglich Einkauf, Verwendung von bewährten Baugruppen auf anderen Maschinentypen und so weiter. (Dies ergibt einen Kostenvorteil, was sich auch für den Kunden positiv im Preis bemerkbar machen kann). Des Weiteren: Weiterbildung der Servicemitarbeiter an den verschiedenen Standorten sowie schnellerer und besserer Service; allgemein das Umsetzen und Anwenden von neuen Technologien in unseren Produkten, wo es sinnvoll ist.


Paolo Salvagno, Geschäftsführer B&R Industrie-Automation AG

Geschäftsverlauf 2012
Der Gesamtumsatz von B&R liegt bei rund 430 Mio. Euro. B&R baute mit einer neuen Vertriebsgesellschafft in der Türkei seine weltweite Präsenz im 2012 weiter aus. Was die Schweiz anbelangt: Auch B&R Industrie-Automation AG mit Sitz in Frauenfeld und Biel schliessen trotz Wirtschaftslage mit einem soliden Ergebnis ab. Die Schweizer Firmen, die die Erträge grösstenteils im Ausland erwirtschaften und deren Kosten in der Schweiz anfallen, sind von der Entwicklung im Euroraum betroffen. Zu diesen Firmen gehört auch B&R, da der grösste Teil des Umsatzes in Euro eingenommen wird. Dieser Umstand und der Fakt, dass immer mehr Maschinenbauer ihre Produktion ins Ausland verlagern, lässt nicht viel Spielraum. Das Marktpotenzial ist jedoch vorhanden.

Konjunkturprognose 2013
Bisher war jede Prognose falsch. Wir sind aber zuversichtlich und erwarten eine leichte Umsatzsteigerung.

Technologische Herausforderungen
Seit Anbeginn setzt B&R auf Innovationskraft: Rund 15 Prozent des Umsatzes fliessen in die Forschung. So ist B&R dem Trend der rasend schnellen Software- und Hardwareentwicklung gewachsen. B&R wird die Fertigung optimieren und so der sehr schnell schwankenden Nachfrage noch gerechter werden.


Marcel Menet, Geschäftsführer Giesserei-Verband der Schweiz (GVS)

Geschäftsverlauf 2012
Die Giessereien der Schweiz mussten vor allem im heimischen Markt einen Absatzrückgang hinnehmen. Ein Lichtblick war der Export im Automobilsektor, der dank Neuanläufen gestiegen ist. Grundsätzlich gilt aber für das Jahr 2012, dass trotz viel Aufwand wenig Ertrag erwirtschaftet werden konnte.

Konjunkturprognose 2013
Grundsätzlich herrscht die Zukunft betreffend eine grosse Unsicherheit in der Branche. Wir erwarten keine Verbesserung der Situation, eher rechnen wir mit einem weiteren Rückgang. Die weltweite Wirtschaftslage und die Schuldenkrise im Euroraum führten und führen weiter zu Bestellungsrückgängen bei wichtigen Kunden. Für die Schweizer Industrie hat jedoch vor allem der Wechselkurs gravierende Folgen. Die Schweizer Einkäufer orientieren sich vermehrt Richtung Euroraum und das Auslagern der Fertigung von Schweizer Betrieben wird weiter zunehmen. Aufgrund des starken Schweizer Frankens und der hohen Lohnkosten ist unsere Industrie daher nur noch mit hochwertigen Produkten mit tiefem Lohnanteil oder hoher Automation konkurrenzfähig.

Technologische Herausforderungen
Es sind Innovationen in allen Unternehmensprozessen gefordert und Lean-Management wird dabei eine zentrale Rolle spielen. Und wie bereits erwähnt, wird der Stellenwert der Automatisierung in sehr flexiblen Zellen für immer kleinere Seriengrössen weiter zunehmen.


Ivo Zimmermann, Leiter Kommunikation, Swissmem

Geschäftsverlauf 2012
Die Lage in der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie war über das gesamte Jahr 2012 angespannt. Die Auftragseingänge sind im ersten Halbjahr teilweise massiv zurückgegangen. Auch das dritte Quartal war bezüglich der Bestellungen vergleichsweise schwach. Dennoch zeigen sich die Unternehmen der MEM-Industrie erstaunlich widerstandsfähig.

Konjunkturprognose 2013
Zumindest das erste Halbjahr 2013 dürfte weiterhin schwierig bleiben. Der Schweizer Franken ist trotz Wechselkursuntergrenze zum Euro nach wie vor rund zehn Prozent überbewertet. Ausserdem sind die Konjunkturaussichten in unseren Hauptabsatzmärkten nicht sehr ermutigend. Wir rechnen jedoch nicht mit einem Absturz.