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Visualisierung von Produktionsdaten: Speziell an Montagelinien ist es oft nicht einfach, die Mitarbeiter für produktionsrelevante Abläufe zu sensibilisieren. Eine gute Möglichkeit bieten grafische Soll/Ist-Anzeigen. Wichtig dabei ist eine einfache und flexible Bedienung, um eine tagesgenaue Ansprache zu garantieren, sowie eine hohe Auflösung der Darstellung. Das Electrolux-Werk in Schwanden hat sich erfolgreich für das ProScreen-System von Wibond entschieden, das in der Schweiz exklusiv von der Carl Geisser AG vertrieben wird.

Es ist kurz vor 12 Uhr. Auf der Montagelinie 1 im Electrolux-Werk Schwanden laufen gerade Elektroherde der Premiumklasse. Am Ende der Linie hängt ein 41-Zoll-Bildschirm. Das grosse Dreieck darauf strahlt in auffälligem Gelb. Daneben steht eine – auch aus rund 30 m gut erkennbare – leuchtend blaue Zahl, die mit dem Wort «Soll» gekennzeichnet ist. Sie weicht um eine Ziffer nach oben ab im Vergleich zur darunter stehenden, markiert mit dem Wort «Ist». Ab und zu hebt ein Mitarbeiter den Kopf zum Bildschirm. Ansonsten wird mit ruhigen, konzentrierten Handbewegungen gearbeitet. Man ist im Soll. Das gelbe Dreieck signalisiert eine Abweichung von weniger als zehn Prozent. Und die Schicht ist noch lange nicht zu Ende.
Für Lodup Changten liefern die grossen Bildschirme mehr als nur abstrakte Produktionsdaten: «Jeder Montagemitarbeiter sollte aktuell wissen, was in seiner Linie vor sich geht und wie sich Fehler auswirken. Er sollte aber auch nachvollziehen können, wann es gut läuft und daher auf dem Bildschirm der grüne Kreis zu sehen ist.»
Lodup Changten ist IT-Leiter für alle Schweizer Electrolux-Werke und zeichnete für die Einführung der fünf Bildschirme verantwortlich, die seit Anfang 2013 in Schwanden ihren Dienst tun. Das Werk im Kanton Glarus des schwedischen Electrolux-Konzerns erfuhr in diesem Jahr eine Neuausrichtung. Aufgrund des immer härteren internationalen Wettbewerbs entschied sich die Konzernleitung zu einem Kurswechsel: Inzwischen produziert die Belegschaft dort hochwertige Premiumküchenelektrogeräte, hauptsächlich für den Schweizer Markt.
Kernkompetenz in Schwanden ist die Blechproduktion der Gehäuse mit hoher Fertigungstiefe. Andere Komponenten werden extern bezogen, teilweise von Electrolux-Werken aus der Schweiz und aus Deutschland. Auf den fünf Montagelinien laufen zwei Geräteserien, die Niedrig- und Hochkomfortstufe. Die Taktzeiten bewegen sich zwischen sieben und zwölf Minuten. Gefertigt wird in Losgrösse 1.
Im Herbst 2012 erfolgte die Anfrage der Electrolux-Geschäftsleitung nach einer professionellen Visualisierung der Produktionsdaten an den Montagelinien. Bisher geschah dies über Papieraushang am Schwarzen Brett, also mal mehr oder mal weniger effektiv.
Das Pflichtenheft, an dem sich IT-Spezialist Changten orientieren konnte, war dabei sehr einfach gehalten: Auf den Bildschirmen sollten im ersten Schritt drei Kennzahlen aufgeführt sein: «Not Right First Time» (NRFT), «Labour Productivity» (LP) und «Disruption Free» (DFP). Zusätzlich mussten noch die Soll/Ist-Werte abgebildet und die Abweichungen nach einem Ampelsystem visualisiert werden. Der grüne Kreis steht dabei für O.K., das gelbe Dreieck signalisiert eine Abweichung weniger zehn Prozent und das rote Kreuz sollte bei Verantwortlichen und Mitarbeitern alle Alarmglocken klingeln lassen.
Bei der Auswahl der richtigen Hard- und Software für die Visualisierung war Schwanden auch einem internen Benchmark mit einem anderen, ausländischen Electrolux-Werk ausgesetzt. Das hatte auf preisgünstige, handelsübliche Monitore und eine handgestrickte Software zurückgegriffen.
Eine Lösung, die für Lodup Changten nicht in Frage kam, versprach sie doch wenig Prozesssicherheit: «Wir wollten von Anfang an eine industrietaugliche Hardware mit einem hohen Visualisierungsgrad. Wir haben nicht die Kapazitäten, um vielleicht jedes Jahr den Bildschirm tauschen zu müssen, weil sich Standbilder in den Monitor einbrennen oder Darstellungen schlecht lesbar sind. Das wäre kontraproduktiv.»
Zudem sollte die Softwareanbindung über ein professionelles System erfolgen. Nicht nur, um die gewünschten Produktionsdaten bequem und aktuell aus dem hauseigenen «Epos» (Electrolux production organisation system) generieren zu können, sondern auch, um schnell und flexibel Erweiterungen vorzunehmen. «Vorstellbar sind kurze Textmitteilungen via Laufschrift, beispielsweise zu Geburtstagen von Mitarbeitern oder Mitteilungen der Geschäftsleitung», präzisiert Lodup Changten die Idee dahinter.
Die Wahl fiel schliesslich auf das «ProScreen»-System des deutschen Herstellers Wibond, der in der Schweiz exklusiv von der Carl Geisser AG, Fällanden, vertreten wird. Deren Monitore sind durch die Schutzart IP 54 – optional bis IP 65 – bestens auf eine raue Industrieumgebung ausgelegt. Zudem zeichnen sie sich laut Adrian Schumacher, Produktmanager bei Carl Geisser, durch eine hohe Darstellungsqualität aus: «Der 42-Zoll-Bildschirm liefert eine sehr hohe Auflösung und ist daher auch aus der Entfernung nahezu spiegelfrei lesbar. Der Ablesewinkel von 178 Grad garantiert eine gute Sicht, sogar bei sehr extremen seitlichen Blickwinkeln oder ungünstigem Lichteinfall.»
Die zum System gehörenden «ProViewPlayer»- und «ProScreen»- Software versprechen eine einfache Implementierung in Firmennetzwerke und Anbindung an ERP-Systeme, wie Walter Steinemann, Technische Beratung Aussendienst bei der Carl Geisser AG, bestätigt: «Das gesamte System kommt als Plug-and-Play-Anwendung von Wibond. Ausserdem bietet die Software so viele Möglichkeiten, dass der Kunde eigentlich keine eigenen Anwendungen programmieren muss.» So können nicht nur Zahlen, Symbole, Texte oder Flächen visualisiert, sondern auch individuelle Schichtzeitenmodelle hinterlegt und abgerufen werden. «Das ist», sagt Projektmanager Adrian Schumacher, «eine der Stärken der Wibond-Software, die so woanders kaum zu finden ist.»
Diese Flexibilität und Unkompliziertheit hat auch Lodup Changten überzeugt: «Die Implementierung in unser Datenmanagementsystem war einfach.» Auch deshalb, weil die Kommunikation von Wibond und Electrolux sehr direkt ablief, moderiert und begleitet von der Carl Geisser AG. Die Herausforderung bei diesem Projekt lag deshalb auch weniger auf Soft- oder Hardwareseite. Der Zeitdruck von nur drei Monaten von Anfrage bis zur Realisierung und die Grösse des Auftrags mit zuerst sechs angefragten, dann fünf realisierten Systemen hatte es in sich. «Einen so umfangreichen Auftrag in so kurzer Zeit abzuwickeln, war Neuland für uns», erinnert sich Adrian Schumacher.
Deshalb kommt das Lob des IT-Verantwortlichen Changten umso besser an: «Wir sind sehr zufrieden. Das System wurde wie bestellt geliefert und installiert. Die Lieferanten hielten die vereinbarten Termine exakt ein.»
Bleibt die Frage, ob sich die Investition, die inklusive Software und Programmierung bei rund 40 000 CHF liegt, für Electrolux Schwanden auch in direkt verwertbaren Resultaten niederschlägt. Hier tut sich Lodup Changten allerdings schwer, ein konkretes Ergebnis zu qualifizieren: «Wir können jetzt nicht sagen, ob diese Einrichtung dazu führen wird, die Produktion morgen beispielsweise um zehn Prozent zu steigern.» Zwar gibt es immer wieder einzelne Ereignisse, die darauf hindeuten. Etwa, wenn sich eine Linie darauf verständigt, die Sollzahl des Tages zu toppen und das auch schafft.
Noch sind das Einzelfälle. Sie zeigen aber, dass die Darstellung auf den Monitoren die Betroffenen nicht kalt lässt. Für Lodup Changten geht es auch darum, Transparenz in der Linie zu schaffen und Bewusstsein bei den Mitarbeitern zu wecken: «Der gesamte Produktionsprozess wird durch diese Visualisierung unterstützt und schliesslich auch optimiert.»•
- Wolfgang Pittrich

Electrolux Schwanden AG
8762 Schwanden, Tel. 055 647 81 11
info@electrolux.ch

Carl Geisser AG
8117 Fällanden, Tel. 044 806 65 00
info@carlgeisser.ch



Electrolux
Die Electrolux-Gruppe mit Sitz in Stockholm ist ein weltweit führender Hersteller von Haushaltgeräten für Privat- und Geschäftskunden. Der Konzern ist in über 150 Ländern präsent. Die wichtigsten Märkte sind Europa und Nordamerika. Electrolux verkauft pro Jahr mehr als 40 Millionen Produkte. In der Schweiz existieren rund zehn Electrolux-Werke. In Schwanden werden Premiumprodukte hauptsächlich für den Schweizer Markt hergestellt. Jährlich verlassen dort zwischen 150 000 bis 200 000 Geräte das Werk.