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Wenn die eigenen Möglichkeiten begrenzt sind

Das Dienstleistungsunternehmen Bamotec produziert im Kundenauftrag komplexe mechatronische Apparate und Geräte nach der Lean-Philosophie. Anlässlich einer Informationsveranstaltung am Firmensitz in Zuchwil/SO berichteten zwei Kunden aus dem Bereich Medizinaltechnik über ihre Erfahrungen mit ihrem Outsourcing-Partner.

Wann und weshalb ist Outsourcing sinnvoll? Dieser Frage widmete sich eine Informationsveranstaltung, die das Medical Cluster – ein Netzwerk von Herstellern, Zulieferern, Dienstleistungs- und Forschungsunternehmen in der Wertschöpfungskette Medizinaltechnik aus der gesamten Schweiz – bei einem seiner Mitglieder, der Bamotec AG in Zuchwil, abhielt. Das 50-Mitarbeiter-Unternehmen ist Spezialist im Bereich Outsourcing und Supply-Chain-Management bei komplexen mechatronischen Baugruppen, Apparaten und Geräten. Seine Kunden kommen sowohl aus Medizinal- und Dentaltechnik als auch aus Halbleiterindustrie, Sicherheitstechnik, Maschinen- und Anlagenbau, Apparate- und Gerätebau sowie Fitness- und Sportgeräteindustrie.
Die Tätigkeitsschwerpunkte des Unternehmens liegen in den Bereichen Engineering, Logistik und Montage, wobei das komplette Dienstleistungsspektrum auf der Lean-Management-Philosophie aufgebaut ist. Für Bamotec-CEO Jörg Dübendorfer ist diese Denk- und Vorgehensweise essenziell, um am Produktionsstandort Schweiz mit seinen vergleichsweise hohen Kosten erfolgreich operieren und dem Margenrückgang entgegenwirken zu können: «Unsere Kunden sind darauf angewiesen, dass wir kosteneffizient und in hoher Qualität produzieren und termingerecht liefern, damit sie auf dem Weltmarkt erfolgreich bestehen können.» Dazu biete sein Unternehmen neben optimierten Fertigungseinrichtungen und Prozessabläufen eine hohe Flexibilität in der Kapazitätsplanung.
Bamotec unterstützt und berät seine Kunden bei der Umsetzung ihrer Produkte in die Serienreife. Zu den potenziell eingesetzten Prozessen gehören Kunststoff- und Präzisionsspritzguss, Alu-Druckguss, spanende und spanlose Bearbeitung, Verbindungstechnik sowie Oberflächenbehandlung. Neben der Montage übernimmt der Dienstleister auch die Beschaffung der erforderlichen Bauteile, einschliesslich der Auswahl und Zertifizierung der Unterlieferanten, sowie die Endkontrolle und den Versand des Produkts.
Die Veranstaltung in Zuchwil bot ein vielfältiges Programm mit Unternehmenspräsentationen sowie einem Firmenrundgang mit Spezialfokus auf schlanken Prozessen in der Montage. Im Rahmen des Anlasses informierten zwei Kundenunternehmen aus dem Bereich Medizinaltechnik in Erfahrungsberichten über ihre Zusammenarbeit mit Bamotec: Verantwortliche der Aimago SA, Lausanne, und der Reha Technology AG, Olten, erläuterten in ihren Vorträgen anhand konkreter Beispiele, weshalb sie sich dazu entschlossen, ihre Produkte durch den Dienstleister herstellen zu lassen.
Die Auslagerung der Produktion bietet sich insbesondere für kleinere Unternehmen und Start-ups an, die nur begrenzte personelle und finanzielle Ressourcen haben, oder für Unternehmen, die sich ganz auf ihre Kernkompetenzen wie die Entwicklung und Vermarktung ihrer Produkte konzentrieren wollen. Die Firma Aimago, beispielsweise, ist ein solches Start-up mit fünf Mitarbeitern. Sie entwickelte ein laserbasiertes Kamerasystem, das den Blutfluss im Hautgewebe in Echtzeit sichtbar macht: das LDI-(Laser-Doppler-Imaging-)Gerät EasyLDI. Das System, das zu medizinischen Untersuchungszwecken eingesetzt wird, besteht aus rund 250 mechanischen, optischen und elektronischen Teilen.

Qualitativ hochwertige Fertigung gewünscht

«Deren Herstellung, Kontrolle und Montage erfordert Know-how, Personal und Infrastruktur – all dies steht uns als Kleinunternehmen nicht zur Verfügung», nennt Marc André, CTO von Aimago, einen Hauptgrund für die Auslagerung. «Unsere Aufgabe beschränkt sich auf die Entwicklung sowie – zusammen mit Bamotec – die Endkontrolle des Produkts.» Für die übrigen Aufgaben sind der Outsourcing-Partner sowie Unterlieferanten, die etwa die Elektronikkomponenten beistellen, zuständig.
Ein weiterer wichtiger Aspekt für die Auftragsvergabe an die Zuchwiler: Das Produkt ist «Made in Switzerland». «Und sollte die Nachfrage nach dem Gerät steigen, lässt sich die Produktion dank der Gegebenheiten bei Bamotec einfach und kurzfristig hochskalieren», sieht Marc André einen zusätzlichen Vorteil. Der CTO zeigt sich mit der Partnerschaft insgesamt sehr zufrieden und rät: «Start-up-Unternehmen wie unseres sollten – insbesondere bei komplexen Produkten – extern produzieren.»
Das von Reha Technology, einem seit 2011 in Olten ansässigen 20-Mitarbeiter-Unternehmen, vorgestellte Outsourcing-Produkt ist das eigenentwickelte Geh-Robotersystem G-EO. Das laut Hersteller weltweit modernste Therapiesystem zur Gangrehabilitation wird bei Schlaganfallpatienten zum Wiedererlernen der Gehfähigkeit eingesetzt.
Das weltweit vertriebene Hightech-Produkt wurde 2007 in Südtirol entwickelt, und dort wurden zunächst Prototypen davon hergestellt. 2011 zog Reha Technology in die Schweiz um und übergab das Engineering an Bamotec. In einem ersten Schritt sollte das Produkt in die Serienreife überführt und nachfolgend sollten mindestens 60 Prozent der Wertschöpfung in der Schweiz erzielt werden, um mit dem weltweit angesehenen Swiss-made-Label werben zu können. Ab 2012 sollte eine qualitativ hochwertige Fertigung unweit des eigenen Standortes realisiert werden. Nach Aussage von René Trost, CEO von Reha Technology, wurden alle genannten Vorgaben vollumfänglich erfüllt. Sein Fazit: «Wir sind mit der Zusammenarbeit sehr zufrieden und fühlen uns bei Bamotec sehr gut aufgehoben.»

- Bernhard Reichenbach

Bamotec AG
4528 Zuchwil, Tel. 032 625 93 11
www.bamotec.ch

Aimago SA
1015 Lausanne, Tel. 021 510 55 55
www.aimago.com

Reha Technology AG
4600 Olten, Tel. 062 205 44 88
www.rehatechnology.com

Medical Cluster
3000 Bern 22, Tel. 031 335 62 38
www.medical-cluster.ch