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Schaufenster der Schweizer Automatisierungsbranche

Nach der zweiten Ausgabe der Sindex in Bern Anfang September kann man konstatieren: Die grösste Technologiemesse der Schweiz war ein voller Erfolg. Das sieht nicht nur Messeleiter Patrick Sägesser so, sondern auch das Gros der 430 Aussteller, die die Qualität ihrer Kontakte lobten. Mit 13 500 Besuchern wurde das gesetzte Ziel sogar leicht übertroffen. Die «Technische Rundschau» hat ein paar Exponate unter die Lupe genommen.

 

(msc) Die Messe ist gegenüber der ersten Ausgabe vor zwei Jahren nicht nur um mehr als hundert Aussteller und um zwei Hallen gewachsen, sie hat sich unter der Führung von Patrick Sägesser auch gewandelt. Die letztes Mal noch in die Messehallen zwischen den Ständen integrierten Sonderschauen wurden in den zusätzlichen zwei Messehallen konzentriert. Diese boten den Besuchern mit den zwei neuen Themenbereichen «Technologie erleben» und «Cleanroom Robotics» eine eigentliche Leistungsschau der Schweizer Technologiebranche. Dabei zeigten viele Demonst­rationsanlagen nicht einfach eine Anwendung eines einzelnen Ausstellers, sondern Kooperationen verschiedener Anbieter.

Ein gutes Beispiel dafür lieferten die Automatisierungs- und Roboterspezialisten von Güdel und Fanuc. Auf ihrer Demosta­tion stand die maximale Sicherheit im produktiven Zusammenspiel zwischen Mensch und Roboter im Fokus. Dabei sorgt die Software von Fanuc «Dual Check Safety», kurz DCS, mit einem integrierten Überwachungssystem für die Sicherheit auf der von Güdel konstruierten Handlinganlage.

Die Software DCS gestaltet die Interaktionen zwischen Roboter und Bediener sicherer, weil der Roboter damit sich selbst überwachen und so mögliche Gefahren für den Bediener abwenden kann. DCS bietet eine Nothaltfunktion und überwacht sowohl Position als auch Geschwindigkeit des Roboters zuverlässig. Verletzt der Roboter den definierten Sicherheitsbereich, übersteigt seine Bewegung das eingestellte Geschwindigkeitslimit oder betritt eine Person den Sicherheitsbereich, werden die Servomotoren durch die Steuerung sicher gestoppt. Nach Freigabe der Schutzzone erfolgt der Neustart selbstständig.

Die an der Sindex gezeigte neuste Version der DCS integriert einige zusätzliche nützliche Eigenschaften. So ist der Roboter neu von Achse eins bis Achse sechs mit einer virtuellen Schutzhülle, dem «shape model», umgeben, die auch das Werkstück umfasst. Die Nothalt- und Schutzzaun-Schaltungen der Roboter von Fanuc mit Dual Check Safety erfüllen grundsätzlich die Sicherheitsnorm ISO 13849-1 und sind für die höchste Sicherheitsstufe zertifiziert. Die integrierte Sicherheitselektronik eignet sich insbesondere für Anwendungen, bei denen der Arbeitsraum des Roboters wegen Platzmangels oder zur Energieeinsparung beschränkt werden muss.

Ein Automatisierungssystem für extreme Umgebungsbedingungen zeigte Wago Contac SA mit dem I/O-System 750 XTR. Laut Hersteller soll es selbst bei rauen Umgebungsbedingungen äusserst robust, extrem witterungsbeständig, störsicher sowie spannungs- und vibrationsfest sein. Damit eignet es sich für anspruchsvolle Anwendungsbereiche wie Energieverteilungen, Windkraft-, Photovoltaik- und Biogasanlagen. Dank einem erweiterten Umgebungstemperaturbereich ist das 750 XTR bei –40 bis +70 °C einsetzbar. Zusätzliche Klimatisierungskomponenten erübrigen sich so, was Energie- und Wartungskosten niedrig hält.

National Instruments zeigte auf der Sindex das «System on Mod­ule» (SoM) NI sbRIO-9651. Für den Marketingmanager Daniel Riedelbauch (siehe Interview auf S. 86 in dieser Ausgabe) war diese aktuell neu auf den Markt gebrachte umfassende Middleware-Lösung das Highlight auf dem Stand von NI. Das NI System on Module vereint das Zynq All-Programmable SoC (System on a Chip) von Xilinx mit unterstützenden Elementen wie beispielsweise Speicher auf einer kleinen Leiterplatte. So bietet das SoM eine vollständige Middle­ware-Lösung und verfügt über ein schlüsselfertiges, integriertes Linux-basiertes Echtzeitbetriebssystem. Mit dem NI sbRIO-9651 können Entwickler auf die Flexibilität eines System on Module zurückgreifen, ohne den höheren Zeitaufwand und die Risiken einer benutzerspezifischen Eigenentwicklung der Software eingehen zu müssen. Mit dem NI SoM sollen Entwicklerteams zuverlässige, komplexe Embedded-Systeme schneller auf dem Markt einführen können. NI SoM basiert auf der LabVIEW-RIO-Architektur, wobei RIO für rekonfigurierbare I/O steht.

Rockwell Automation stellte auf der Messe mit dem neuen Allen-Bradley ArmorStratix 5700 seinen ersten On-Machine-Switch vor. Dieser industrielle Layer-2-Managed-Ethernet-Switch kann aufgrund seiner Bauart mit IP 67-Schutz direkt an der Maschine montiert werden. Das vereinfacht die Architektur der Maschine, reduziert die Kosten und spart Platz im Schaltschrank.

Der Switch erweitert die Ziele des Rockwell-eigenen Konzepts «Connected Enterprise», indem er jene Maschinendaten integriert, die wegen der Kosten oder Lage andernfalls isoliert von den Systemen auf Geschäftsebene betrachtet werden müssten. Mithilfe der Cisco-IOS-Netzwerkinfrastruktur-Software leitet der Switch die Produktionsdaten zur unternehmensweiten Datenbank und zu den Informationssystemen. Dort können die Daten für eine fundierte Entscheidungsfindung herangezogen werden.

Der Switch ist standardmässig mit 8, 16 und 24 festen Ports erhältlich. Jedes Basismodell wird mit M12-Ethernet-Anschlüssen, SD Flash Card und Dual-Power-Eingängen ausgeliefert. Die erweiterte Ausführung des Switch beinhaltet 10 und 18 feste Ports inklusive 2-GB-Ports. Die Hardware umfasst Funktionen wie IEEE-1588-Zeitsynchronisierung, Alarm und bis zu 8 Power-over Ethernet-(PoE-)Ports.

Parker Hannifin, Hersteller von Antriebs- und Steuerungstechnologie, rückte in Bern seinen Mikroantrieb mit einstellbarer Frequenz aus der Serie AC 10 in den Vordergrund. Er soll eine unkomplizierte und doch ausgereifte Motorsteuerung für die Drehzahl- oder Momentensteuerung von Alltagsanwendungen in einem Leistungsbereich von 0,2 bis 15 kW bieten. Der Mikroantrieb ist laut Hersteller einer der kleinsten Mikroantriebe auf dem Markt. Typische Anwendungen sind unter anderem Förderantriebe, Zentrifugen, Lüfter, Mischer, Verpackungs- und Textilmaschinen. Der Anbieter sieht im AC 10 eine optimale Lösung für OEM-Maschinenbauer, die einen wirtschaftlichen Antrieb mit hoher Leistungausbeute suchen.

An technischen Features bietet der AC 10 Ausgangsfrequenzen bis 650 Hz, dreiphasige 400-V-Versorgung für alle Baugrössen und er erträgt 150 Prozent Überlast über den Zeitraum von einer Minute. Durch seine einstellbare Frequenz hilft der Mikroantrieb, Energie zu sparen.

So sehen die Pläne für die nächste Sindex aus

Zur weiteren Entwicklung der Sindex auf die nächste Ausgabe hin, die vom 6. bis 8. September 2016 stattfindet, attestierte Patrick Sägesser der Messe noch ein moderates Wachstumspotenzial. Schliesslich habe man heuer sogar einzelnen Firmen absagen müssen, weil der Andrang so gross gewesen sei. Dabei betonte er, man wolle – wenn schon – wie bisher bewusst über den Schweizer Markt und in die Breite wachsen und nicht im Ausland akquirieren.

Man habe zwar viele deutsche und einige französische und italienische Firmen in Bern gehabt und sogar Anfragen von chinesischen Firmen erhalten, aber die Sindex verstehe sich klar als Schweizer Messe und fokussiere auf die Schweizer Industrie beziehungsweise auf alle Firmen, die auch einen Sitz in der Schweiz haben. «Das ist ein klares Bekenntnis zur Schweizer Branche, und das soll auch weiterhin so bleiben», hielt Sägesser fest.

Güdel Group
4900 Langenthal, Tel. 062 916 91 91
www.gudel.com

Fanuc Switzerland GmbH
2504 Biel/Bienne, Tel. 032 366 63 63
www.fanuc.ch

Wago Contact
1564 Domdidier, Tel. 026 676 75 86
www.wago.ch

National Instruments Switzerland
5408 Ennetbaden, Tel. 056 200 51 51
www.ni.com

Rockwell Automation AG
5001 Aarau, Tel. 062 889 77 77
www.rockwellautomation.com

Parker Hannifin Europe Sàrl
1163 Etoy, Tel. 021 821 87 44
www.parker.com/ch