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Aufpassen trotz «bio»

Biologische Hydrauliköle sind Mitte der 1980er-Jahre angetreten, die Welt ein weniger besser, sprich umweltfreundlicher zu machen. Heute gibt es eine fast unüberschaubare Vielfalt, die es auch dem Konstrukteur und Anwender schwer macht, das für ihn richtige Produkt zu finden. Die «Technische Rundschau» und ihr Autor Helmut Winkler möchten mit der folgenden Marktübersicht ein wenig Licht ins Dunkle bringen.

Sogenannte Bioschmierstoffe sind nun seit über dreissig Jahren auf dem Markt. So manches Lehrgeld mussten Hersteller und Anwender bezahlen. Den Anfang machten native Öle, oft auf Rapsölbasis. Aber schnell wurde erkannt, dass das Leistungsprofil für technische Anwendungen oft nicht ausreichte. Der Trend ging dann hin zu synthetisch basierten Hydraulikölen, welche die immer höher werdenden Anforderungen bestens erfüllen. Sie sind heute Standard. In der ISO-Norm 15380:2002 wird die Leistungsfähigkeit der umweltfreundlichen Hydraulikflüssigkeiten beschrieben. Sie gilt für Kraftübertragungsmedien auf Basis von HETG, HEPG, HEES, HEPR.
Eigentlich sollte der Einsatz von Biohydraulikölen für alle Anwendungen im Aussenbereich eine Selbstverständlichkeit sein. Das ist aber nicht der Fall. Nur in der Forstwirtschaft gibt es eine hohe Marktdurchdringung mit etwa 80 Prozent. Erschreckend gering ist der Anteil bei landwirtschaftlichen Maschinen. Hier sind konventionelle Hydrauliköle auf Mineralölbasis weitgehend Standard.
Umweltfreundliche Hydrauliköle sind aber kein Freibrief zum sorglosen Umgang. Auch sie haben ein gewisses Umweltgefährdungspotenzial. Gelangen sie in die Umwelt, muss selbst bei einer geringen Kontamination das Erdreich abgetragen und sachgerecht entsorgt werden. Für den Konstrukteur bedeutet das, er muss mit gleicher Sorgfalt  seine Abdichtung auslegen oder seine Werkstoffentscheidungen treffen, so wie er dies in der Vergangenheit getan hat. Und die Maschinenbetreiber müssen selbst die kleinste Undichtheit schnellstens instand setzen und nicht auf die lange Bank schieben.
Es gibt keine gesetzliche oder juristische Definition für biologische Hydrauliköle. Generell versteht man darunter, dass sie unter definierten Bedingungen schnell biologisch abbaubar sind, eine Wassergefährdungsklasse < 1 haben und keine toxikologische Wirkung für Mensch und Umwelt besteht.
Kritisch sollte die Mischbarkeit der Biohydrauliköle untereinander hinterfragt werden, wie Milorad Krstić, Vorstandsvorsitzender der Kleenoil Panolin AG, zu bedenken gibt: «Die Vermischung von unterschiedlichen Ölqualitäten untereinander führt sehr selten zum Vorteil. Die Konstrukteure sind gut beraten, den überambitionierten Vermischungsfreigaben skeptisch gegenüberzustehen.»
Die nachfolgende Marktübersicht «biologische Hydrauliköle» wird durch zwei Interviews der Biohydrauliköl-Hersteller Hermann Bantleon GmbH und Kleenoil Panolin AG ergänzt (Seite 18). Die Antworten liefern eine Vielzahl von Hintergrundinformationen für Konstrukteure und Anwender. Eines kann nicht oft genug gesagt werden: «Ein Hydrauliköl gehört in den Tank und nicht in den Waldboden», egal ob «bio» oder nicht. ■
Helmut Winkler
freier Fachjournalist, DE-München
TMM Technik & Marketing
DE-80997 München, Tel. +49 89 140 35 32
eva.winkler@tmm-muenchen.de

 

Zehn Tipps im Umgang mit (biologischen) Hydraulikölen
1. Nur Hydrauliköle einsetzen, die auch dem Leistungsspektrum der Maschine entsprechen. Also Hände weg von Billigprodukten.
2. Nur Hydrauliköle nachfüllen, die auch das erforderliche Leistungsprofil haben. Eine mögliche Mischbarkeit reicht hier nicht aus.
3. Kein «totgelagertes» Hydrauliköl nachfüllen. Alle Öle haben unter definierten Lagerbedingungen nur eine begrenzte Lagerzeit.
4. Hydraulikölnachfüllung nur  über Schmutzfilter vornehmen.
5. Öltemperatur laufend kontrollieren und darauf achten, dass die zulässige Temperaturobergrenze nicht überschritten wird. Generell gilt bei Mineralölen, 10 °C Temperaturerhöhung ist gleich Halbierung der Öllebensdauer. Für Hydrauliköle auf synthetischer Basis kann eine 15 °C-Regel angewandt werden.
6. Die Ölpflege ernst nehmen und bei bestimmten Produkten den Wassergehalt regelmässig kontrollieren. Gegebenenfalls Hydrauliköl filtern und kontaminiertes Wasser entfernen.
7. Verschraubungen und Schläuche täglich kontrollieren und bei Undichtheit sofort instandsetzen.
8. Bei Instandsetzungsarbeiten leckagefreie Rohr- und Schlauchverschraubungen verwenden.
9. Nur Dichtungen einsetzen, die auch eine ausreichende chemische Beständigkeit haben.
10. Tankbelüftung regelmässig auf Verschmutzung hin kontrollieren und reinigen.