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Schweizer Giessereiverband erwartet starke Einbussen in 2015

Das zurückliegende Jahr schloss die Schweizer Giesserei-Industrie über alle Werkstoffgruppen hinweg gesehen gesamthaft mit einem leichten Minus von 1,2 Prozent auf 65’530 Tonnen gegenüber dem Vorjahr ab. Dies gab der Giesserei-Verband der Schweiz (GVS) bekannt. Das Jahresergebnis dokumentiert die tendenziell positive Situation, in der sich die Schweizer Giessereiunternehmen befanden, als der Euro-Mindestkurs am 15. Januar 2015 durch die SNB aufgehoben wurde. Demzufolge fallen die Prognosen für das laufende Jahr eher pessimistisch aus.

Insgesamt sanken die abgelieferten Tonnagen 2014 bei den Eisen- und Stahlgiessereien im Vergleich zum Vorjahr um 4,5 Prozent auf 45’110 Tonnen. In den einzelnen Werkstoffgruppen betrachtet, verzeichnete Gusseisen mit Kugelgraphit (Sphäroguss) ein Minus von 3,3 Prozent auf 28’580 Tonnen und Gusseisen mit Lamellengraphit (Grauguss) reduzierte sich um 6,5 Prozent auf 14’860 Tonnen gegenüber dem Vorjahresergebnis. Auch der Stahlguss verzeichnete ein Minus von 4,5 Prozent auf 1’670 Tonnen.

Bei den Schweizer Leichtmetallgiessern erhöhten sich die verarbeiteten Tonnagen in 2014 um 9,4 Prozent auf 17’120 Tonnen. Beim Leichtmetall-Sandguss wurde ein Plus von 28,5 Prozent auf 2’770 Tonnen erzielt, beim Druckguss eine Steigerung von 10,8 Prozent auf 12’340 Tonnen. Der Kokillenguss verzeichnete einen Rückgang von 14,6 Prozent auf 2’010 Tonnen. Die Kupferlegierungen mussten gegenüber dem Vorjahr ein Minus von 4,1 Prozent auf 3’300 Tonnen hinnehmen.

Über alle Werkstoffgruppen hinweg gesehen, schloss die Schweizer Gussindustrie 2014 gesamthaft mit einem leichten Minus von 1,2 Prozent auf 65’530 Tonnen bei den abgelie-ferten Tonnagen ab. „Das Ergebnis kann als solches positiv gewertet werden, da sich in diesem leichten Rückgang der abgelieferten Tonnagen auch widerspiegelt, dass viele Gussteile dank innovativer Entwicklungen dünnwandiger produziert werden. Demzufolge konnten zum Teil mit weniger Materialeinsatz mehr Gussteile hergestellt werden“, fasste GVS-Verbandsgeschäftsführer Marcel Menet das Ergebnis zusammen.

Nach den einzelnen Anwendermärkten betrachtet, konnten die grössten Zuwachsraten auch 2014 durch Neuaufträge aus der Automobilindustrie erzielt werden. Hier vor allem dank der Entwicklung innovativer Leichtguss-Teile, die wesentlich zur Verringerung der CO2-Emissionen beitragen – eine Spezialität der Schweizer Leichtmetall-Giessereien. Während sich die Auftragslage bei LKWs eher rückläufig verhielt, sorgten auch die Schienenfahrzeuge für Produktionssteigerungen im zurückliegenden Jahr. Konstant hoch verhielt sich die Auftragslage aus dem Bauwesen, und der Energiesektor entwickelte sich auf konstant gutem Niveau. Auch aus der Freizeitindustrie waren Neuaufträge zu verzeichnen. Auf konstant niedrigem Niveau bewegten sich mit wenigen Ausnahmen die Nachfragen aus dem Maschinenbau-, Werkzeug- und Textilmaschinenmarkt.

Angesichts des schwachen Eurokurses herrschte bereits im letzten Jahr ein massiver Preis- und Verdrängungskampf. Dieser nicht zu beeinflussende äussere Faktor belastete die Rentabilität der zu 80 Prozent in den Euroraum exportierenden Schweizer Giesserei-Industrie. „Wie der Geschäftsverlauf belegt, zeigten die Anstrengungen der Mitgliedsunternehmen mit Verfahrensänderungen, Rationalisierungen und Automatisierung aber bereits erfreuliche Resultate“, schilderte Markus Schmidhauser, GVS-Präsident und Geschäftsführer der Wolfensberger AG.

Seit Aufhebung des Euro-Mindestkurses hat sich die Situation drastisch gewandelt. Gemäss einer Umfrage unter den GVS-Vorstandsmitgliedern brachen die Auftragseingänge teils massiv ein. Der Umkehreffekt, nun zu günstigeren Preisen Rohstoffe und Dienstleistungen in den Euroländern einkaufen zu können, wiegt die finanziellen Margeneinbussen in Millionenhöhe nicht auf: „Diese Kosteneinsparungen machen etwa ein Drittel gegenüber zwei Dritteln Gewinnverlust aus“, verdeutlichte Marcel Menet die Situation. Aufgrund geringer Produktionsauslastungen sahen sich einige Mitgliedsunternehmen nicht nur zur Einführung von Kurzarbeit gezwungen, sondern mussten in jüngster Zeit bereits Entlassungen aussprechen.

Daneben werden mit Hochdruck weitere Massnahmen zur Existenzerhaltung und Effizienzsteigerung in allen Unternehmensbereichen erneut vorangetrieben. „Wer nicht schon über mindestens einen zweiten Produktionsstandort ausserhalb der Schweiz verfügt und sich dies als mittelständisches Unternehmen überhaupt leisten kann, prüft derzeit, Zulieferteile-Fertigungen mit hohem manuellem Aufwand in kostengünstigere Euroländer zu verlagern“, erklärte Marc Fuchs, GVS-Vorstandsmitglied und Geschäftsführer der Wagner AG in Waldstatt. Demgegenüber wird an den Schweizer Standorten verstärkt auf die Spezialisierung hochanspruchsvoller Komplettlösungen sowie die hochautomatisierte Grossserienproduktion umgestellt.

Auch wenn sich die Rahmenbedingungen deutlich verschärft haben und finanzielle Ressourcen allein durch die ungünstige Währungssituation geschmolzen sind, investieren die Mitgliedsunternehmen hierzulande in die Forschung und Entwicklung neuer, innovativer Gusslösungen. Engineering-Dienstleistungen mit modernsten Methoden im Sinne einer verlängerten Werkbank für die Kunden werden dazu angeboten.

„Dieses technische Know-how verschafft uns entscheidende Vorsprünge. Zusammen mit hochausgebildetem Fachpersonal, der Qualität und Lieferzuverlässigkeit ‚made in Switzerland‘ werden wir damit auch diese Krise bewältigen“, zeigte sich Markus Schmidhauser überzeugt.

www.giesserei-verband.ch