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Management

Wechselkursfreigabe: Schock, Empörung, Hoffnung

Die «Technische Rundschau» hat in den Tagen nach der Freigabe des Franken-Euro-Wechselkurses versucht, ein Stimmungsbild zu zeichnen und sich bei Unternehmen, Wirtschaftsverbänden und Beratern umgehört. Anbei einige ausführliche Statements.

 

«Die Aufgabe des Mindestkurses des Euros gegenüber dem Schweizerfranken erwischt uns eiskalt und ist auch für uns äusserst unangenehm. Aus heiterem Himmel kam aber nur der Zeitpunkt. Dass die SNB die Kurs-Untergrenze nicht immer verteidigen will und kann, war ja bekannt. Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich generell kein Freund von Subventionen bin und das gilt auch für die Industrie. Für Übergangsfristen können Stützungsmassnahmen sehr hilfreich sein, was auch für uns der Fall war, nur der abrupte Kurssturz macht uns jetzt extrem zu schaffen.»
Kurt Husistein, Geschäftsführer Eichenberger Gewinde AG

«Es kam auch für uns sehr Überraschend und war ein Schock, da wir unser Budget für 2015 auf einem Kurs von 1,20 geplant haben. Wir müssen jetzt mal abwarten, wo sich der Kurs mittelfristig einpendelt. Vorerst werden wir aber geplante Investitionen zurückstellen und weitere Sparmassnahmen prüfen und umsetzen. Wir hoffen aber auch auf eine Kurserholung gegen 1,10 und sind davon überzeugt, dass wir auch in Zukunft mit unserer Qualität und Präzision einen Platz auf dem Markt haben werden.»
Ruedi Willimann, Key Account Manager, Reiden Technik AG

«Unmittelbar reduziert sich unsere Marge im Exportgeschäft markant. Zudem müssen wir unsere Preise im Inland anpassen, um gegenüber europäischen Konkurrenten preislich wettbewerbsfähig zu bleiben. Beides wird sich auf das geplante Ergebnis 2015 negativ auswirken. Panik scheint uns jedoch nicht angebracht. Die Aufhebung des Mindestkurses war - wenn auch überraschend vollzogen -  vorauszusehen. Mittelfristig gehen wir davon aus, dass sich die Lage wieder beruhigt und eine gewisse Stabilität im Franken/Eurokurs-Verhältnis eintritt. Vorderhand investieren wir weiterhin wie geplant. Der Personalbestand wird vorerst jedoch nicht erhöht. Wir werden die weitere Entwicklung vierteljährlich neu beurteilen.»
Reto Minelli, Geschäftsführer Minelli AG

«Die Aufhebung des Mindestkurses hat dazu geführt, dass unsere ausschliesslich in der Schweiz hergestellten Produkte im Euro-Raum über Nacht um 20 Prozent teurer geworden sind. Als KMU mit einem Exportanteil von mehr als 80 Prozent hat dieser Entscheid immense Auswirkungen. Harte Massnahmen werden nötig sein, um diese Herausforderung meistern zu können. Die erschwerten Rahmenbedingungen werden die Exportwirtschaft in der Schweiz an- und teilweise über das Limit führen. Der Ausgang dieser Krise ist mehr als ungewiss.»
Peter Elmer, CEO Kaiser Präzisionswerkzeuge AG

«Mit der Erstarkung des CHF zu Euro, US-Dollar, Yen und Renminbi wird die Marge generell um etwa 15 Prozent reduziert. Da eine Preiserhöhung in den internationalen Industriemärkten, aus Gründen der Konkurrenzfähigkeit, nicht möglich sein wird, bleibt uns nur eine Massnahme, die der Reduktion der Kosten in den Bereichen Personal, Marketing, Administration etc. Die Verbesserung der Produktivität ist immer möglich, war aber schon seit Jahren eine Kernaufgabe jeder Schweizer Produktionsfirma. Beim Import der Werkzeugmaschinen Haas werden wir die Währungsvorteile an die Schweizer Kunden weitergeben und dadurch Marktanteile gewinnen. Das neue Hauptproblem des Werkplatzes Schweiz wird aber alles überschatten: Der Verlust der Konkurrenzfähigkeit innerhalb des EU Raumes.»
Urs W. Berner, CEO Urma AG

«Die Auswirkungen des Wegfalls der Eurountergrenze werden sich in den kommenden Wochen und Monate zeigen. Gut ist zu hören, dass sich die Überbewertung seit Einführung des Mindestkurses insgesamt reduziert habe. Viele KMU haben sich in den vergangenen Jahren des starken Franken erfolgreich angepasst und ihre Produktivität gesteigert. Damit sind sie noch wettbewerbsfähiger geworden. Sicher ist gleichzeitig, dass ein starker Franken insbesondere für international tätige Industrie-KMU immer eine grosse Herausforderung darstellt. Der Mindestkurs hat ihnen in den vergangenen Jahren dabei geholfen, diese zu bewältigen.
Daniel Küng, CEO Switzerland Global Enterprise S-GE.

«Die Lohnkosten sind quasi über Nacht um rund 10 Prozent gestiegen, ohne dass die Mitarbeiter in Altdorf dadurch einen Vorteil hätten. [...] Wir müssen die Effizienz eben immer weiter steigern. Unsere gut ausgebildeten Fachkräfte, unsere auf Präzision ausgelegten Qualitäts- und Prozessstandards sowie die Güte unserer Produkte werden Wettbewerbsvorteile erhalten und sichern. [...] Der Preis ist nicht das einzige Kriterium. Versorgungssicherheit, aktives und kooperatives Kommunikationsverhalten schon in der Entwicklungsphase und eben die Qualität sind mindestens genauso wichtig. Hier sind wir spitze und deswegen sicher, den neuen Herausforderungen begegnen zu können.»
Oliver Bludau, Geschäftsführer Berghoff Mechanical Engineering

«Sollte sich der Kurs nicht bald stabilisieren, hätte dies für manche KMU einschneidende Konsequenzen. [...] Die Budgets für das laufende Jahr müssen angepasst werden. [...] Viel Spielraum gibt es nicht, es würde in erster Linie Investitionen und die Kostenstruktur betreffen. Das hätte allenfalls Auswirkungen auf die Löhne oder im schlimmsten Fall sogar auf Arbeitsplätze.»
Oliver Müller, Direktor Swissmechanic