chevron_left
chevron_right

«Trend geht vom Element zur Baugruppe»

Die Eichenberger AG ist der Spezialist in der Schweiz, wenn es um die Miniaturisierung von Kugelgewindetrieben geht. Die «Technische Rundschau» sprach mit Geschäftsführer Kurt Husistein über den Stand der Technik und zukünftige Tendenzen.

(pi) Herr Husistein, Ihr Unternehmen hat sich die Miniaturisierung eines Massenartikels auf die Fahnen geschrieben. Warum?
Generell leben wir in einem Zeitalter, wo alles kleiner und kompakter wird. Auch muss ein Bauteil immer mehr können und immer weniger kosten. Viele Leute sind der Meinung, diese Trends spielen nur in der Elektronik eine Rolle. Doch auch die Mechanik spürt diese Forderungen. So bringt die Reduktion einer bewegten Masse dem Entwickler viele konstruktive Vorteile und erst noch einen geringeren Energieaufwand. Der Schwerpunkt in der Forderung nach kleineren Abmessungen der Kugelgewindetriebe ist ein Postulat besonders der Medizinaltechnik und der Optik – aber nicht nur.

Wie äussert sich das in den Produkten von Eichenberger?

Das Beispiel des Kugelgewindetriebes zeigt eindrücklich, wie sich ein System- und Denkwechsel vollzieht – und zwar ganz im Stillen. Heute sind wir bei den Kugelgewindetrieben bei einem Spindeldurchmesser von 4 mm angelangt. Doch die Suche nach dem Kleinen ist nur ein Glied in der Wertschöpfungskette. Ein anderes ist die Funktionalität des jeweiligen Bauteils. Damit ist der nächste Schritt – ein echter Paradigmawechsel – bereits vorgezeichnet.

Was heisst das genau?

Die neuesten Kugelgewindetriebe von Eichenberger gehen in eine ganz andere Richtung: Die Mutter ist nicht nur Bewegungselement, sondern gleichzeitig Baugruppenträger. In einem Falle wird die Mutter selbst zum Sitz für ein Miniaturkugellager, in einer anderen Anwendung sind Linearführungen aufgeschraubt. Auch Applikationen mit integriertem Endschalter oder gar als kardanisches Element gibt es bereits. Und dieser Trend ist in allen Bereichen zu erkennen.

Welche konkrete Auswirkungen hat das für die Anwender?
Dadurch wird die Einzelkomponente, Spindel oder Mutter, zwar nicht mehr spürbar kleiner, dafür aber spielt die ganze Baugruppe Kugelgewindetrieb neu in der Liga der polyfunktionalen Baugruppen. Damit ist auch gesagt, dass sich die Entwickler der Lieferanten und Kunden viel früher zusammensetzen sollten. Und müssten!

Als Zulieferer haben Sie das Ohr am Puls der Kunden. Welche Trends beobachten Sie aktuell?

Unter anderem spüren wir, dass die Konstrukteure zwar kleinere Spindeln fordern, aber mit immer grösseren Steigungen. Das bringt einen Kostenvorteil und hat auch ökologische Auswirkungen, da der Energieverbrauch sinkt. Wir realisieren quadratische Spindeln, bei denen Steigung gleich Spindeldurchmesser ist, genauso wie überquadratische mit Dimensionen von 8 x 12, also 8 mm Durchmesser und 12 mm Steigung.

Diese Herausforderungen muss ein Hersteller erst einmal erfüllen können. Wo liegen die Stärken Ihres Unternehmens?
Die Eichenberger Gewinde AG hat sich vornehmlich der beweglichen Gewindetechnik verschrieben. Das Bewegungsgewinde – sowohl als Gleit- und Kugelgewinde – ist eine Spezialität nicht nur in der Konstruktion, sondern auch in der Herstellung, die spanabhebend oder spanlos erfolgen kann. Im Bereich des spanlosen Gewinderollens gilt Eichenberger heute als einer der führenden Hersteller. Dies äussert sich auch darin, dass die Genauigkeitsansprüche immer höher steigen.

Warum setzt man bei Eichenberger auf das Gewinderollen?

Das Gewinderollen hat eine entscheidende Stärke: Dort, wo die Toleranzen es erlauben – das sind mehr als 90 Prozent aller Anwendungen –, liegen die Kosten wesentlich tiefer als bei den spanabhebenden Verfahren. Nichtsdestotrotz ist das Kaltumformen von Stahl mit der anschliessenden Wärmebehandlung voller Tücken. In der Fertigung der Kugelgewindemutter hat Eichenberger seine eigenen Prozesse entwickelt. Da liegt viel Erfahrung drin. Die ist bekanntlich nicht zu lernen, die muss man sammeln. Über Jahre und Jahrzehnte.•

Eichenberger Gewinde AG
5736 Burg, Tel. 062 765 10 10
info@gewinde.ch