chevron_left
chevron_right

Studie belegt Trend zu Ethernet bei SPS-Systemen

Eine unabhängige Studie zum SPS-Markt in Deutschland zeigt: Der Trend zu Ethernet hält weiter an. Auf dem Schweizer Markt existieren hingegen gar keine Zahlen zu dieser an sich interessanten Entwicklung, wie die Recherche der «Technischen Rundschau» ergab. Hierzulande ist man diesbezüglich auf Kaffeesatzlesen angewiesen.

 

(msc) Ethernet wird in Deutschland immer wichtiger: Während 2001 nur knapp jeder vierte Maschinenbauer angab, Ethernet zur Anbindung an SPS-Systeme einzusetzen, ist es heute in 93 Prozent der Unternehmen – also fast in jedem  – zu finden. Derzeit ist noch TCP/IP das meistverbreitete Ethernet-Protokoll, zukünftig wird dieses aber von Profinet abgelöst werden. Dies ist nur die Erkenntnis einer Reihe in der aktuellen unabhängigen Marktstudie «SPS-Systeme». Sie wird von Dipl.-Betriebswirtin Michaela Rothhöft, wissenschaftliche Mitarbeiterin der FH Südwestfalen, jährlich freiberuflich durchgeführt.

Im Rahmen dieser Studie gaben im Januar/Februar 2014 deutschlandweit fast 400 Maschinenbauer, Steuerungsbauer und Ingenieurbüros Auskunft über Kaufverhalten, technische Anforderungen und zu-künftige Entwicklungen im Bereich der SPS-Systeme.

Hier nur einige der weiteren Ergebnisse aus der Studie, neben dem offensichtlichen Trend zu Ethernet und Profinet: Der Markt für SPS-Systeme wird in Deutschland weiterhin durch Siemens dominiert. Die Firma hat ihre überragende Stellung im Markt sowohl beim Bekanntheitsgrad als auch beim Kauf in den letzten Jahren weitgehend gehalten. Dahinter gibt es aber eine klare Tendenz, weg von gros­sen multinationalen Konzernen wie Mitsubishi, Schneider, Eaton, Omron, hin zu deutschsprachigen Unternehmen.

Am bedeutendsten sind hier weiterhin Beckhoff und B&R, deren starkes Wachstum der vergangenen Jahre sich aber verlangsamt hat. Auch Wago, Lenze und Phoenix konnten Zuwächse verzeichnen. Diese Entwicklung zeigt, dass auch mittelständische Unternehmen gute Chancen haben, Markterfolge zu erringen. Sie profilieren sich vor allem durch die Erfüllung der technischen Anforderungen ihrer Kunden und durch gute Qualität.

Dabei sind die Ansprüche an die Technik hoch: So ist für drei von vier Maschinenbauer die integrierte funktionale Sicherheit erforderlich. Hier zeigt sich ein deutlicher Trend, weg vom verdrahteten Sicherheitsrelais, hin zu Sicherheits- und Standard-SPS integriert sowie zu Sicherheits-Feldbussen/Ethernet-Protokollen. Auch die Hochsprachenprogrammierung sowie die Funktionen «Anbindung an BDE/MES/ERP» und «Webserver für Inbetriebnahme/Diagnose» werden immer mehr verlangt.

Die Studie entstand aus einer Eigeninitiative von Michaela Roth­höft. Finanziert wird sie von der Autorin selbst durch deren Verkauf, fachlich wird sie durch den VDMA-Arbeitskreis Steuerungstechnik unterstützt. Jedes Jahr entsteht so in Zusammenarbeit von Autorin und Automatisierungsherstellern ein anonymisierter Fragebogen mit Fragen zu verschiedenen Automatisierungsthemen, die den Bedarf und die Wünsche der Automatisierungsanwender eruieren sollen. Verschickt wird er an Anwender von Automatisierungstechnik – per Post, weil die Autorin über die Jahre festgestellt hat, dass so die Antwortqualität markant besser ist als per Internet!

Infos zu dieser Marktstudie:

www.marktstudien.org

rothhoeft@marktstudien.org

Drei Fragen an Alfred Zeuner, Präsident Sektion 31 bei SwissT.net

«Es existiert kein Initiant für eine Studie»

Nachforschungen der TR-Redaktion ergaben, dass es keine vergleichbare Studie für die Schweiz gibt. Wir wollten vom Branchenverband SwissT.net wissen, ob überhaupt Angaben zum Schweizer Markt existierten. Die Verbandsleitung verwies uns an den Präsidenten der Sektion Automatisierungssysteme, Alfred Zeuner.

Herr Zeuner, warum gibt es keine vergleichbare Studie zum Schweizer Markt?

Wahrscheinlich existiert kein Initiant, weil der Markt im Verhältnis zu Deutschland und der EU zu klein beziehungsweise zu vergleichbar mit dem deutschen Markt ist. Ausser ABB und Saia Burgess Controls gibt es auch keinen bedeutenden Schweizer SPS-Hersteller mehr. Das war vor zwanzig Jahren noch anders.

Ist eine solche Studie zukünftig ein Ziel, und wie sieht es mit der Machbarkeit aus?

Es ist immer interessant, von der Schweiz ein eigenes Bild zu erhalten. Aus Verbandssicht gehen wir aber davon aus, dass die Situation und die Entwicklung der in der deutschen Studie genannten Firmen bei uns ähnlich ist. Es würde eigentlich Sinn machen, die Studie von Frau Rothhöft mit den erwähnten Schweizer Firmen ABB und Saia Burgess Controls zu ergänzen.

Wie schätzen Sie die Trends bei SPS-Systemen in der Schweiz ein?

Grundsätzlich stellen wir uns die Frage, ob der Begriff SPS im Jahr 2014 alleinstehend noch Sinn macht. Die SPS ist in vielen Anwendungen, im Besonderen im Maschinenbau, nur noch ein Teil einer Automation, beziehungsweise sie verschmilzt mit Embedded-, Motion- oder CNC-Systemen.


SwissT.net
8604 Volketswil, Tel. 044 945 90 90
rene.brugger@swisst.net, www.swisst.net