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«Die Anforderungen waren sehr hoch»

Bei der Entwicklung der «schnellsten Biegemaschine der Welt», der «TruBend 7000», hat Trumpf mit B&R einen neuen Technologiepartner an Bord geholt. Über diese erfolgreiche Zusammenarbeit und die weiteren Auswirkungen sprechen Bernd Fischereder, Leiter Forschung und Entwicklung Trumpf Austria, und Alexander Mayrböck von B&R.

 

Herr Fischereder, wie kam der Kontakt mit B&R zustande?

 

Fischereder: Vor gut zehn Jahren haben wir uns das Ziel gesetzt, die schnellste Biegemaschine der Welt zu bauen. Mit der klassischen hydraulischen Antriebstechnik erschien uns dieses Ziel nicht erreichbar. Also haben wir evaluiert, ob wir mit Servoantriebstechnik schnellere Maschinen bauen können. B&R war einer der Anbieter, die wir uns genauer angesehen haben.

 

Wie kam B&R dann in die engere Auswahl für die Maschine?

 

Fischereder: Wir haben schnell gemerkt, dass bei B&R sehr viel Wissen über Antriebstechnik vorhanden ist. Deren ­Fachexperten haben uns bei der Auswahl und Konzeptionierung der Antriebstechnik hervorragend unterstützt.

 

Mayrböck: Witzigerweise liefern wir nun die komplette Automatisierungstechnik für die Maschine – nur nicht den Torquemotor, der ja der Grund für das Erstgespräch war.

 

Wie das?

 

Fischereder: B&R ist ein hochinnovatives Unternehmen, das hohes Interesse daran hat, neue Technologien zu entwickeln und zur Marktreife zu bringen. Das passt sehr gut zu unserem Anspruch, hochmoderne Biegemaschinen zu bauen. Also haben wir auch die Steuerungstechnik von B&R genauer begutachtet und schliesslich die komplette Automatisierung der neuen Maschine zusammen umgesetzt: Steuerung, I/Os, Antriebstechnik und Sicherheitstechnik. Nur beim Torquemotor kam B&R schliesslich nicht zum Zug. Das liegt daran, dass wir eine integrierte Spindel-Motor-Kombination eingesetzt haben, die B&R nicht im Portfolio hat.

 

Wie wurde die Maschine vom Markt aufgenommen?

 

Fischereder: Hervorragend. Wir haben die Maschine unter dem Namen TruBend 7000 im Jahr 2008 vorgestellt und sie wird nach wie vor in sehr hohen Stückzahlen produziert. Das liegt neben der hohen Geschwindigkeit und Präzision auch daran, dass wir sehr viel in die Ergonomie der Maschine investiert haben. Die TruBend 7000 hat zum Beispiel ein eigenes Beleuchtungskonzept und kann auch im Sitzen bedient werden. Die Maschine ist auch heute noch die schnellste der Welt.

 

War ab diesem Zeitpunkt B&R als Steuerungslieferant bei Trumpf gesetzt?

 

Mayrböck: Für diese Maschine ja, aber das heisst nicht, dass wir automatisch als Lieferant für alle Folgemaschinen feststanden. Trumpf will für seine Kunden optimale Maschinen bauen, daher evaluiert das Unternehmen für jedes Projekt neu, welche Lieferanten sich für die jeweilige Aufgabenstellung am besten eignen.

 

Fischereder: Wir haben hierzu einen sehr klaren Benchmarkprozess, mit dem wir potenzielle Lieferanten evaluieren und auswählen. Je nach Maschine unterscheiden sich die verwendeten Kriterien. Sehen wir uns etwa das darauf folgende Entwicklungsprojekt, die «TruBend Cell 7000», an: Da hatten wir besondere Anforderungen an die Robotik. Wir wollten keine eigene Robotersteuerung, sondern die Robotik direkt in die Maschinensteuerung integrieren. Darüber hinaus haben wir auch die Regelungstechnik, die Kosten, das generelle Entwicklungsrisiko, die Innovationskraft des Lieferanten und etliche Faktoren mehr bewertet.

 

Herr Mayrböck, wie haben Sie diesen Benchmarkprozess bei der TruBend Cell 7000 erlebt?

 

Mayrböck: Trumpf hat es uns nicht leicht gemacht. Die technischen Anforderungen waren sehr hoch. Auf der einen Seite ist es nicht einfach, in so einem Benchmarkprozess zu bestehen, andererseits haben wir sehr davon profitiert. Auf die Anforderungen hin haben wir etliche Funktionen in unser Automatisierungssystem integriert, die uns auf dem Markt einen deutlichen Vorteil verschaffen. Trumpf war zum Beispiel einer der ersten B&R-Kunden, die unsere vollständig integrierte Robotiklösung verwendet haben und Anstösse für Verbesserungen gegeben haben. Die Umsetzung war damals durchaus eine Herausforderung, aber seitdem ist die Robotik bei B&R vollständig in das Steuerungssystem integriert. Das haben wir nicht zuletzt den hartnäckigen Forderungen von Trumpf zu verdanken.

 

Welche neuen Technologien hat Trumpf sonst noch eingeführt?

 

Fischereder: Zwei Beispiele neuer Technologien, die wir in Serienmaschinen eingeführt haben, sind die drehzahlvariable Servohydraulik und Multitouchbedienung. Sie kommen beide in unserer neuesten Abkantpressenreihe zum Einsatz, der «TruBend 5000». Die Steuerungs- und Antriebstechnik für diese Maschine kommt ebenfalls von B&R ...

 

Mayrböck: … nach einem ausführlichen Benchmark. Bei dem sich wieder gezeigt hat, wie exakt Trumpf die Bedürfnisse seiner Kunden erfasst und dann optimale Lösungen dafür entwickelt. Wir mussten zum Beispiel mit etlichen Bedienpanels mit unterschiedlichen Touchsensor-Technologien anrücken, damit diese auf Herz und Nieren überprüft werden konnten. Nicht nur die Robustheit und die Bildqualität wurden ausführlich getestet, sondern auch die Bedienbarkeit mit Handschuhen.(pi)

 

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