Chanel, Dior, Giorgio Armani und Hugo Boss: Unter den Kunden von Seidel findet sich das Who-is-Who der weltweiten Luxus-Kosmetik- und Parfümbranche. Das Unternehmen, laut eigenen Angaben Weltmarktführer im Bereich Aluminiumdesignprodukte, fertigt mit grossem Erfolg höchst anspruchsvolle Aluminiumteile zur Herstellung der Primärverpackungen der Luxus-Kreationen dieser Brands.
«Unsere Kompetenz ist es, den Wunsch des Kunden in einen Werkzeugsatz umzusetzen», erklärt Jürgen Pleyer, Leiter Werkzeugentwicklung bei Seidel. Die in der Luxuskosmetik oft sehr komplexen Geometrien, etwa von Cremetiegeln, bieten besondere Herausforderungen. Bis zu 15 Schritte braucht man da fürs Tiefziehen. Der Aufwand muss sich lohnen, deshalb beginnen die Aufträge in der Regel bei 250 000 Teilen und erreichen auch mal die 10-Millionen-Marke. Bei Zykluszeiten deutlich unter 1 s werden solche Stückzahlen oft von nur einem Werkzeugsatz gefertigt. In dem bei Seidel üblichen 24 h-Betrieb entstehen so täglich über 100 000 Teile per Stufenpresse. Für den Werkzeugbau bedeutet das erhöhte Anforderungen an die Flexibilität, denn die Stempel und Hohlformen sind Einzelanfertigungen.
Um dem Qualitätsanspruch gerecht zu werden, setzt Seidel im Werkzeugbau seit Jahren auf GF Machining Solutions. Neben der neuen Fünf-Achs-Simultan- Highspeed-Fräsmaschine Mikron Mill S 400 U und der Universalfräsmaschine Mikron VCE 1200 Pro sind eine High-Performance-Fräsmaschine Mikron HPM 600 U HD sowie eine hochgenaue, thermostabilisierte Drahterodiermaschine AgieCharmilles Cut 300 mS und eine Senkerodiermaschine AgieCharmilles Roboform 550 im Einsatz. «Wir bauen Tiefziehwerkzeuge, Senkerodierelektroden, Vorrichtungsteile der Tiefziehpressen und Komponenten für die Eloxierbäder. Die Grösse der Teile variiert stark, so dass wir bei der Abstimmung der Maschinen aufeinander kreativ sein mussten», erzählt Pleyer.
Auffallend an der Automatisierungslösung bei Seidel ist die Konfiguration der VCE 1200 Pro mit dem Palettenwechsler WorkPal 1 von System 3R. Dadurch kann die Maschine im Schichtbetrieb flexibel genutzt werden, bei gleichzeitig deutlich angehobenen mannlosen Betriebszeiten. Die Mikron Mill S 400 U und die Mikron HPM 600 U HD erhielten folglich ebenfalls Palettenwechsler.
Dabei kam man auf die Idee, die Teile auf der VCE 1200 Pro vorzufräsen um den tiefen Maschinenstundensatz auszunutzen und dann je nach Bauteilanforderungen auf der HPM 600 U HD oder der Mill S 400 U die Endbearbeitung zu erledigen. Dazu wurden auf dem Arbeitstisch der VCE 1200 Pro rechts ein Nullpunktspannsystem und links drei Schraubstöcke installiert. Der WorkPal 1 bestückt das Nullpunktspannsystem. Werkstücke, die für ihn zu gross sind, werden mit den Schraubstöcken gespannt. Durch die mannlose Fräsbearbeitung der Tiefziehwerkzeuge auf der VCE 1200 Pro kann die Maschinenlaufzeit auf mehr als 20 Stunden pro Tag ausgedehnt werden. Die Schraubstöcke erlauben es, einen Job dazwischen zu schieben, ohne den Ablauf zu stören. So kann Seidel die VCE 1200 Pro, die HPM 600 U HD und die Mill S 400 U unter Berücksichtigung des Maschinenstundensatzes optimal auslasten.
Die Mikron Mill S 400 U setzt Seidel ein, weil sie spiegelnde Oberflächen ohne zusätzliches Polieren fräsen kann. So kann man das Werkzeug fertig entnehmen und direkt in die Tiefziehpresse einspannen. Das spart Bearbeitungszeit und Kosten und erhöht die Wiederholgenauigkeit.