chevron_left
chevron_right

50 Jahre Blum Novotest

In 50 Jahren vom Ein-Mann-Ingenieurbüro zum Technologie- und Weltmarktführer ‒ das ist auch im Südwesten Deutschlands mit seinen vielen "Hidden Champions" nicht allzu oft zu finden. Mit Innovationskraft, intelligenten Lösungen und Detailversessenheit hat die Blum-Novotest GmbH dieses Ziel erreicht.

Der Grundstein für die hohe Prozesssicherheit der BLUM Fertigungsmesstechnik wurde früh gelegt. Bereits zum Ende seines Luft- und Raumfahrtstudiums in Stuttgart hatte sich Firmengründer Günther Blum intensiv mit Werkzeugmaschinen beschäftigt. Er konstruierte neben dem Studium für verschiedene Firmen und gründete am 1. Juni 1968 sein eigenes Ingenieurbüro in Schmalegg bei Ravensburg. In den folgenden Jahren arbeitete das Büro für namhafte Unternehmen, darunter Stama in Schlierbach oder die japanische FANUC Corporation.

 

Schon ein Jahr nach der Gründung wurde das Leistungsangebot von der Mechanik-Entwicklung auf die Elektroplanung erweitert. Das Ingenieurbüro entwickelte zu einer Zeit, in der andere noch auf Schütztechnik setzten, bereits eigene halbleiterbasierte Anpasssteuerungen. Diese extrem zuverlässigen Steuerungen wurden hauptsächlich in Werkzeugmaschinen von Stama eingesetzt und waren bis Anfang der 1980er-Jahre einer der Hauptumsatzbringer für das Unternehmen. Das rasche Wachstum führte dazu, dass Blum nach fünf Jahren in Weissenau einen neuen Standort suchen musste. Dieser fand sich in der einige Kilometer entfernten Gemeinde Grünkraut. Dort ist das Unternehmen bis heute beheimatet. Blum hatte während dieser Jahre Pionierarbeit im Bereich der Werkzeugmaschinenentwicklung geleistet: So war das Ingenieurbüro zum Beispiel an der Entwicklung der bis heute erfolgreichsten Werkzeugmaschine weltweit beteiligt. 

 

Ende der 1970er-Jahre kam Günther Blum eine entscheidende Erkenntnis, die den weiteren Weg des Unternehmens prägen sollte: Automatisierung ist ohne prozessintegrierte Messtechnik unvollständig. Ein Ansatz waren Messsysteme, die direkt in der Werkzeugmaschine den Prozess überwachen sollten. Ein anderer Postprozessmessmaschinen, die nicht mehr in einem separaten Messraum, sondern direkt in der Fertigung stehen. Die langjährige Beschäftigung mit NC-Werkzeugmaschinen und deren Elektronik schienen eine gute Basis zu sein, in dieses Geschäftsfeld einzusteigen. Beide Bereiche stellen bis heute zwei der drei Pfeiler des BLUM-Produktprogramms dar. Im Letzteren liefert BLUM unter anderem spezialisierte Post-Prozess-Maschinen für die Qualitätskontrolle bei der Fertigung von Bremsscheiben, Wellen und Achsen, also vornehmlich für rotationssymmetrische Teile.

 

Die erste 2D-Messmaschine stellte das Unternehmen 1983 vor. Eine ganze Reihe weiterer Messmaschinen mit der eigenen NC-Steuerung folgten, die in erster Linie in der Automobilindustrie eingesetzt werden. Viele davon wurden mit Automatisierungstechnik ausgestattet und vernetzt, sodass die Anlagen heute in geschlossenen Regelkreisen zum Einsatz kommen und direkt in den Produktionsprozess eingreifen. Rissprüfanlagen, Mess- und Automatisierungszellen sowie Sondermesssysteme runden das Produktportfolio dieses Geschäftsbereichs ab.

 

1982 brachte Blum seinen ersten Messtaster zur Werkstückmessung und bald darauf auch Tastköpfe zur Werkzeugmessung in Bearbeitungszentren auf den Markt. Solche Taster waren zwar bereits erhältlich, die ersten Blum-Werkstücktaster verfügten aber schon damals über ein bidirektionales Messwerk und eine verschleissfreie, optoelektronische Signalgenerierung. Dadurch waren eine extrem hohe Genauigkeit und deutlich höhere Antastgeschwindigkeiten möglich. Noch heute sind Taster, die auf der ersten von Blum entwickelten Technologie basieren, in Form der hochmodernen TC51-Baureihe im Angebot – mittlerweile wahlweise mit Infrarot- oder Funkübertragung. Bis im Jahr 2003 die erfolgreiche multidirektionale TC-Messtaster-Serie vorgestellt wurde, war das Unternehmen mit der sogenannten CNC-Taster-Serie vor allem für Kunden im Bereich der Serienfertigung in der Automobilindustrie erste Wahl. 

 

Nach der erfolgreichen Einführung der multidirektionalen TC-Messtaster-Serie brachte BLUM 2007 mit der shark360-Technologie eine weitere wichtige Neuerung: Mit dem auf der EMO erstmals präsentierten Messwerk konnte BLUM nun auch ein kompaktes Messsystem für Dreh- und Schleifmaschinen anbieten. Dieses Messwerk bildet die Basis für alle aktuellen digilogen Werkstückmesstaster und Rauheitsmessgeräte des Unternehmens.

 

2010 ging BLUM noch einen Schritt weiter und stellte die DIGILOG-Technologie vor, mit der ein Messtaster nicht nur ein digitales ‚Ein-Aus‘-Signal liefern kann, sondern auch einen stetigen Strom analoger Messwerte. Eingesetzt werden solche Systeme immer dann, wenn eine Werkstückkontur auf Bearbeitungsfehler hin überprüft werden soll. Die DIGILOG-Taster werden einfach ‚scannend’ über die Oberfläche geführt, wodurch in kürzester Zeit ein Messergebnis zur Verfügung steht. Dem 2010 vorgestellten Taster TC76-DIGILOG folgte im Lauf der Jahre eine ganze Reihe an digilogen Messsystemen: 2012 zum Beispiel der TC64-DIGILOG mit BRC-Funktechnologie oder 2013 das erste Rauheitsmessgerät zur automatisierten Prüfung von Werkstückoberflächen in Bearbeitungszentren. 2017 wurde das Lasersystem LC50-DIGILOG vorgestellt, sodass diese Technologie aufgrund tausender Messwerte pro Sekunde nun auch die Werkzeugmessung in Bearbeitungszentren deutlich schneller, nochmals präziser, extrem prozesssicher sowie zukunftssicher durch neueste Einsatzmöglichkeiten machte.

 

Ab der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre leistete BLUM viel Entwicklungsarbeit im Bereich der Lasermesstechnik für Werkzeugmaschinen. Dieser Schritt war eine logische Weiterentwicklung des bis dahin verfolgten Wegs mit taktilen Messsystemen. Firmengründer Günther Blum hatte schon im Jahr 1982 die Idee eines Lasers, der zur Überwachung von Werkzeugen benutzt werden kann. Die ersten Versuchsaufbauten ab 1987 arbeiteten mit einer Helium-Neon-Laserröhre, die bezüglich der Strahlqualität ideal war, wegen der zu langen Aufwärmzeit, unbefriedigender Lebensdauer und der Baugrösse aber letztlich ausschied. Mit der Verfügbarkeit von Rotlicht-Laserdioden kam der Durchbruch zu praktisch einsetzbaren Systemen und so konnte BLUM im Jahr 1991 das erste marktfähige Lasermesssystem zur Werkzeugbruchkontrolle vorstellen.

 

Bald folgten kompaktere Systeme, die über die reine Bruchkontrolle hinaus die Vermessung der Werkzeuge per Laser möglich machten. Im Jahr 2001 führte die dritte Generation den Zusatz NT – Neue Technologie. Mit Hilfe eines integrierten Mikroprozessors stiegen die Fähigkeiten der Lasermesssysteme stark an, sodass beispielsweise auch Verschleiss- und Rundlaufkontrollen oder die Überwachung einzelner Schneiden möglich wurden. Zudem konnte der Einfluss von Kühlmittel auf das Messergebnis stark reduziert werden. 2007 unterstützte BLUM den Trend zu Kombinationsmaschinen Drehen/Fräsen und stellte das System NT-H 3D vor: Ein Hybridsystem aus Messtaster und Lasersystem, mit dem nun erstmals das komplette Werkzeugspektrum von Dreh-Fräszentren gemessen und überwacht werden konnte. Einen Technologiesprung stellte schliesslich die Übertragung der DIGILOG-Technologie von den Messtastern auf die Lasersysteme im Jahr 2017 dar.

 

1994, also vor knapp 25 Jahren, kam die Willicher Firma Novotest, ein Hersteller von Prüfständen, zum Unternehmen dazu – Blum-Novotest war geboren. Dieser Bereich entwickelt und baut Funktions-, Leistungs- und Lebensdauerprüfstände für die Automobil- und Hydraulikindustrie, beispielsweise für das Testen von Getrieben und Gelenkwellen. Die Getriebeprüfstände von Blum-Novotest sind seit Jahrzehnten fester Bestandteil in der Automobilindustrie. Vom Kleinwagen bis zum elektrischen Stadtbus, vom handgeschalteten über Automatik- bis hin zu Doppelkupplungsgetrieben, vom Entwicklungsprüfstand bis zu verketteten Serienprüfständen reicht die Palette an Anwendungen, die der Geschäftsbereich für namhafte Fahrzeug- und Getriebehersteller realisiert.

 

Gelenkwellenprüfstände von Blum-Novotest simulieren die relevanten Betriebsbedingungen an Gelenkwellen in Kraftfahrzeugen. Des Weiteren entwickelt und fertigt der Geschäftsbereich Prüfstände für Hydraulikanlagen, Lenkungen und Schlauchleitungen.

Und als ob es so geplant gewesen wäre, um das Zusammenwachsen des Unternehmens zu demonstrieren, stellte Blum-Novotest auf dem TECH-TALK am 7. Juni zum 50-jährigen Jubiläum mit einer Prüfstandserie für Werkzeugmaschinenspindeln die erste Produktlinie vor, in der das Know-how aller drei Geschäftsbereiche vereint ist: Die innovativen Prüfstände sind sowohl als Labor- wie auch als End-of-Line-Prüfstände erhältlich und ermöglichen eine vollumfängliche Prüfung und Auswertung der Spindelqualität.

 

Neben den Produkten entwickelte sich auch das Unternehmen Blum-Novotest kontinuierlich weiter: So war die zweite Hälfte der 1990er-Jahre von zwei Themen geprägt: Der beginnenden Internationalisierung des Unternehmens und der Erkenntnis, dass die Lieferung von Hardware nicht ausreicht – die Kunden brauchen komplette Lösungen, die sich möglichst unkompliziert einsetzen lassen. In der Folge kamen Softwareentwicklung und Applikationsberatung stärker in den Fokus des Unternehmens.

 

Die Initialzündung zur Internationalisierung war 1996 der Gewinn des Innovationspreises der Messe MACH96 in Birmingham für das BLUM-Lasersystem. Bis dahin hatte man sich sehr stark auf den Heimatmarkt und Zentraleuropa konzentriert. Die Expansion begann mit den ersten Tochtergesellschaften in den USA, Grossbritannien, Japan, Frankreich und Italien, die zweite Welle der Expansion in den Jahren bis 2006 brachte BLUM-Niederlassungen in Taiwan, Korea, China und Singapur. In der dritten Phase wurden regionale Märkte stärker in den Fokus genommen, unter anderem in Brasilien, Mexiko, Russland, Indien, den ehemaligen Ostblockstaaten sowie in Spanien. Heute ist BLUM mit eigenen Niederlassungen, einem engmaschigen Sales- und Servicenetzwerk und technisch geschulten Servicepartnern weltweit überall dort vertreten, wo die Kunden sie brauchen.

 

Was treibt ein Unternehmen wie Blum-Novotest und seine Führung an? Alexander Blum, seit dem Jahr 2001 als Geschäftsführer für das Unternehmen in Verantwortung unterstreicht: „Wir wachsen nicht des Wachstums wegen. Doch wenn man heute nachhaltig in unserer Branche wirtschaftlich erfolgreich sein will, muss man global aufgestellt und innovativ sein sowie ein komplettes, umfassendes Portfolio anbieten können. Wir leisten überall auf der Welt den selben qualitativ hochwertigen Service gepaart mit Applikationsunterstützung, die unseren Endkunden den gewinnbringenden Einsatz unserer Produkte erlaubt. Am Ende des Tages produzieren unsere Kunden mehr Gutteile in insgesamt höherer Qualität – das zählt.“

 

So sind mittlerweile neben der Softwareentwicklung auch die Schulungen und der Service wichtige Faktoren, was unter anderem im Bau des Kundenzentrums im Jahr 2015 Ausdruck fand. Direkt am Standort Grünkraut können Anwender und Kunden nun gemeinsam mit den Hard- und Softwareentwicklern von BLUM Lösungen für ihre Anwendungsfälle finden oder sie optimieren. Des Weiteren dient das Gebäude als Trainingszentrum, in dem mehrmals pro Jahr Maschinenhersteller und Anwender in kostenlosen Workshops geschult werden. Mit der eigenen App "measureXpert" krönte BLUM 2017 sein Softwareangebot. Die App ermöglicht es, sehr schnell und einfach Zyklenaufrufe für unterschiedliche Steuerungen und Messprodukte zu erzeugen und per Drag & Drop ins NC-Programm zu übernehmen. Dabei gibt der Anwender Schritt für Schritt Basisdaten ein und die App liefert den passenden Aufruf.

 

Heute findet sich in Grünkraut und Willich ein gesundes Unternehmen, das ständig wächst, was sich in reger Bautätigkeit ausdrückt. Auch die Fertigungskapazität am Standort Willich wurde durch die Akquisition von Nachbargebäuden im Jahr 2011 und durch den aktuellen Neubau einer Montagehalle mehr als verdreifacht. Weltweit arbeiten derzeit bereits fast 550 Mitarbeiter daran, diese Erfolgsgeschichte fortzuschreiben.

 

Alexander Blum wagt den Blick in die Zukunft: „Trends wie Industrie 4.0 und IoT spielen uns in die Karten: Der Prozess rückt immer mehr in den Mittelpunkt – und da passen unsere Produkte perfekt hinein. Wie mein Vater schon früh erkannte, ist das Messen in der Maschine heute ein unverzichtbarer Teil dieses Prozesses. Dem folgt auch der Trend zur adaptiven Fertigung – man fräst nicht blind ein Rohteil, sondern misst einer sinnvollen Messstrategie folgend und passt die Bearbeitung so an, dass das gewünschte Endergebnis entsteht.“

 

blum-novotest.com