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Additiv gesagt: Marketing durch Infotainment und Prozessintegration

Die Additive Fertigung wird aktuell als einer der prozentual grössten Wachstumsmärkte gesehen. Viele Prognosen gehen von einem exponentiellen Wachstum in den nächsten Jahren aus. In den letzten Jahren wurde ein Vielfaches an Kapital in die Branche gepumpt, was zu vielen Verbesserungen sowie einer grösseren Auswahl an Technologien und Materialien führte. Hierbei hat sich auch das Marketing stark verändert.

Bis vor wenigen Jahren war das Marketing sehr technologisch auf die Betreiber der Anlagen ausgerichtet, die sich für jedes Detail der Anlage interessierten. Anlagenanbieter hielten ihre Entwicklungen geheim, bis dann auf der damaligen Euromold neue Anlagen präsentiert wurden. Diese waren dann auch spätestens nach drei Monate auslieferbar und hatten schon einen hohen Reifegrad.

 

Hier hat sich die Situation stark geändert. Neu ist, dass auf Leitmessen verstärkt Anlagenattrappen gezeigt werden und Werbung für Anlagen gemacht wird, die erst in ein bis zwei Jahren industriell nutzbar sein sollen. Ohne auf die Technologie einzugehen, erzählt einem das Marketing oder ist auf den Webseiten zu lesen, dass die Anlage 20 Mal schneller, 4 Mal günstiger ist (im Vergleich zu was eigentlich?) und man dann richtige Produktion betreiben kann. Die bisherigen technischen Bilder und Beschreibungen wurden durch professionelle Marketingvideos ersetzt, die eine schöne Zukunft aufzeigen und gut unterhalten. Dieses Infotainment, ob man es aus technologischer Sicht mag oder nicht, trägt wesentlich zur Verbreitung der Additiven Fertigung bei. Man muss halt nur manche Begeisterte auf den Boden der Tatsachen herunterholen.

 

Ein weiterer Trend besteht darin, dass Technologienanbieter und Beratungsunternehmen verstärkt auch Beratung bei der Integration von Additiven Fertigungsverfahren in die Produktion liefern. Schwerpunkt bildet hier eine ganzheitliche Betrachtung des Prozesses mit Blick auf die Fertigungsqualität. Qualifizierung und Zertifizierung des gesamten Prozesses vom Einkauf des Verbrauchsmaterials über Lagerung, Handling, Fertigungsprozess, Finishing sowie Mess- und Prüftechnik liegen im Fokus.

Es ist zu erwarten, dass durch das Infotainment in Wechselwirkung mit technisch realen Information und durch die Massnahmen zur Qualifizierung der Prozesse die Verbreitung von Anwendungen in der Produktion stark zunehmen werden. Es bleibt spannend!

 

Euer

 

Martin Geiger, Coachulting

 

m.geiger@coachulting.de

 

(Martin Geiger ist seit 1990 im Bereich 3D-Drucken / Rapid Technologien / Additive Fertigung tätig und berät Unternehmen hinsichtlich optimierter Nutzung dieser Technologien. www.coachulting.de)