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Swiss Green Economy Symposium: Nachhaltiges Wirtschaften bietet klare Wettbewerbsvorteile

Ökonomische Gewinne ermöglichen soziale und ökologische Nachhaltigkeit, die klare Wettbewerbsvorteile für alle Beteiligten entlang der Wertschöpfungskette bieten. Dieses Resümee zogen die über 700 Teilnehmer des 6. Swiss Green Economy Symposium (SGES) im Stadttheater in Winterthur. Unter dem Motto „Nachhaltige Gewinne: lokal und global“ beschäftigten sich die Teilnehmer mit einer Neudefinition des bisher noch oft auf rein finanziellen Profit fixierten Begriffs „Gewinn“.

Mehr als drei Viertel der Ressourcen, die die Schweiz für ihren Konsum benötigt, müssen importiert werden. Und die Digitalisierung samt Elektrifizierung erfasst immer mehr Bereiche von Wirtschaft und Gesellschaft. Der Blick auf die Turbulenzen an den Energiemärkten macht klar, dass Business-as-usual deshalb keine Option mehr für zukünftiges Wirtschaften ist. Doch wie lässt sich die Wirtschaft nachhaltiger gestalten, damit Nachhaltigkeit wirtschaftlicher wird? Mit diesen Kernfragen und Herausforderungen beschäftigten sich die Redner am 6. Swiss Green Economy Symposium (SGES) und die mehr als 700 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den Pausen und am Abend beim Networking-Apéro.

 

Ihnen wurde an dem abwechslungsreichen Symposiumstag bewusst, dass erfolgreiche Nachhaltigkeit für Umwelt und Gesellschaft erst auf Basis ökonomischer Gewinne realisierbar ist. Mut, die enormen Chancen nachhaltigen Wirtschaftens anzupacken und sich den Herausforderungen zu stellen, machten konkrete Erfolgsgeschichten aus der Schweiz und den Niederlanden, dem SGES-Partnerland. Die teilnehmenden Vertreter aus Industrie- und Dienstleistungsbranchen, Wissenschaft, Politik, der öffentlichen Hand und NGO’s einte die Einsicht, dass nur durch Innovation, Knowhow und Kompetenz sowie eine globale Zusammenarbeit die ambitionierten UNO-Nachhaltigkeitsziele erreichbar sind.

 

Ob Nachhaltigkeit das Mittel oder der Zweck ist, hinterfragte der auf nachhaltige Ressourcennutzung spezialisierte Professor Peter Messerli von der Universität Bern. Die Agenda 2030 der UNO biete ein Zeitfenster von zehn bis fünfzehn Jahren für das notwendige Update unseres gesellschaftlichen Betriebssystems im Sinne einer Nachhaltigkeit, die Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft gleichermassen berücksichtigt. Damit nachhaltige Gewinne erzielt werden könne, bedürfe es einer neuen Formel des Zusammenwirkens von Wirtschaft und Gesellschaft.

 

Diese Formel einer für alle gewinnbringende Nachhaltigkeit lässt sich nur durch inklusivere Wirtschaftsleistung lösen. Dabei gibt es laut Andreas Staub, FehrAdvice & Partners AG, nichts Nachhaltigeres als das Management von Kultur und Identität in Unternehmen, wobei der Mensch als Mitarbeiter und Konsument im Mittelpunkt steht: Diesen Aussagen konnten die Wirtschaftsvertreter und Verhaltensökonomen in den Vorträgen und Panel-Diskussionen am Vormittag beipflichten.

 

9 Milliarden Menschen werden 2050 auf der Erde leben, die alle ernährt werden müssen. Die Schweizer Wirtschaft leistet einen grossen Beitrag, mit Spitzentechnologie sowie Management- und Prozess-Knowhow nachhaltigeres Wirtschaften lokal und global zu realisieren. Dazu gehört auch die Reduktion von Abfällen und die Einsparung von Energieressourcen in den Produktionsketten der Kunden.

 

Annette Koehler, Group Sustainability Officer der Bühler Group, brachte es auf den Punkt: „Nachhaltiges Denken und Handeln ist nicht nur eine ökonomische Notwendigkeit, um Wettbewerbsvorteile für alle Beteiligten der Wertschöpfungskette zu erzielen. Innovation muss mehr schaffen: auch ökologischen und gesellschaftlichen Nutzen.“

 

FürJörg Solèr, Standortleiter des Lonza Werks in Visp sind ökonomische Gewinne unabdingbare Grundlage für eine sozial gerechte Nachhaltigkeit, gerade bei global aufgestellten Unternehmen. „Wir haben immer den besten Prozess exportiert, denn man geht nicht in andere Länder, um Umweltkosten zu externalisieren.»

 

Die zentrale Rolle von Bildung und lebenslangem Lernen unterstrichen Yvonne Bettkober, Director Enterprise Solutions, Microsoft Schweiz, ZHAW-Direktor Professor Dr. Jean-Marc Piveteau sowie Hans Hess, Präsident Swissmem. Damit die Digitalisierung zum Wohle des Menschen eingesetzt und Nachhaltigkeit für alle geschaffen wird, ist das Erlernen und Anwenden neuer Fähigkeiten wie Methoden-, Prozess- und Sozialkompetenz notwendig.

 

Investoren und die interessierte Öffentlichkeit fordern zunehmend Transparenz ein – durch Zusammenarbeit unter den Unternehmen, aber auch mit Zivilgesellschaft und Wissenschaft lassen sich Synergien nutzen. Dr. Sibyl Anwander, Leiterin Abteilung Umwelt und Innovation, Bundesamt für Umwelt BAFU unterstreicht: „Der Bund schafft die Rahmenbedingungen und hilft, international gleich lange Spiesse zu schaffen.“ Auch bei „go for impact“, dem im Februar 2018 gegründeten Kooperationsnetzwerk von Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und der öffentlichen Hand mit Fokus auf Rohstoffe und Materialien sind nachhaltige Lieferketten ein wichtiges Thema. Gewinne sind nur dann nachhaltig, wenn alle Kosten korrekt einbezogen sind. „Kostenwahrheit entlang der Wertschöpfungsketten bietet grosses Verbesserungspotential für technische und organisatorische Innovationen“, so Anwander.

 

Wie eine klare Vision einer Regierung und der Fokus auf die Umsetzung einen wichtigen Impuls für die Mobilisierung von Ressourcen entwickeln kann, zeigte Freek van Eijk, Direktor Holland Circular Hotspot. Indem das SGES-Partnerland Holland auf die Kreislaufwirtschaft als Treiber für Nachhaltigkeit gesetzt hat, konnten schon heute signifikante Einsparungen im Ressourcenverbrauch realisiert werden. Neue Denkansätze für städtebauliche Rahmenbedingungen, die beispielsweise die Neu- und Umgestaltung von Städten ausschliesslich mit bereits in der Stadt verfügbaren Materialien zur Bedingung machen, zeigen den Weg zur Realisierung einer umfassenden Kreislaufwirtschaft in Holland bis 2050 und zu einer 50%-Reduktion des Verbrauches von Rohmaterialien bis 2030.

 

Das enorme Potential nachhaltigen Wirtschaftens wird gerade auch auf lokaler Ebene sichtbar. Michael Künzle, Stadtpräsident der Stadt Winterthur, setzt dabei auf das Innovationssystem Smart City mit einem Energiekonzept 2050 und die kollaborative Innovationskraft der Zusammenarbeit mit Wissenschaft, Bürgern und Startups.

 

SGES-SDG-Award

 

Das Swiss Green Economy Symposium (SGES) hat am 4. September erstmals den „SGES-SDG Award“ vergeben. Ausgezeichnet wurde Africa Improved Foods (AIF – africaimprovedfoods.com/), das sich gegen die Mangelernährung in Ruanda im Rahmen einer Partnerschaft von öffentlichen und privaten Akteuren engagiert.

 

Mit dem zukünftig jährlich vergebenen Preis würdigt das SGES Projekte, die sich vorbildlich bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen engagieren und dabei lokales Know-how mit globalen Akteuren verbinden. So will das SGES als Plattform für nachhaltiges Wirtschaften eine kontinuierliche Aufmerksamkeit für beispielhafte Lösungen von Nachhaltigkeitsfragen auch jenseits der Schweiz schaffen.

 

Das Bundesamt für Raumentwicklung ARE ist Partner für SDG’s des Swiss Green Economy Symposium. Das SGES hat 2018 in Zusammenarbeit mit dem ARE das SDG 12 – nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion – zum SDG des Jahres ernannt. Africa Improved Foods konnte hier ein überzeugendes Konzept vorweisen: eine Kooperation zwischen der Regierung von Ruanda, einem Konsortium verschiedener Banken und der zur Weltbankgruppe gehörenden International Finance Corporation (IFC). Mehrheitsaktionär und Initiator ist Royal DSM, die holländische Entwicklungsbank, während Bühler die Technologie und das Knowhow für die Produktion geliefert hat. Das Preisgeld von 4000 Schweizer Franken spendet Africa Improved Foods einem Kloster in einem der ärmsten Gebiete Kigalis. Rund 2000 Waisenkinder werden dort mit Essen versorgt und gehen zur Schule.

 

sges.ch