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Virtual Experience: Emotionen pur für die MEM-Branche

Virtual Reality verlässt die Liga der PC-Gamer und macht sich auf, industrielle Anwendungen auf ein neues Wahrnehmungslevel zu heben. Die «Technische Rundschau» wollte wissen, wie diese neue Realität genau aussieht und hat sich auf der weltgrössten Industriemesse, der «Bauma» in München, auf dem Gemeinschaftsstand «VR Experience» umgesehen. Dort hat die Wion GmbH mit einer virtuellen Baustelle neue Massstäbe gesetzt.

Schwankend fährt der Bauaufzug nach oben; Stockwerk für Stockwerk ziehen Rohbauetagen vorbei. Je höher es geht, desto lichter der Blick. Ruckelnd kommen wir zum Stehen. «Vorsicht Stufe», ruft unser Begleiter. Tatsächlich wäre ein Stolpern fatal, denn wir stehen im obersten Stockwerk eines Skyscrapers. In rund 50 m Höhe gibt es nur noch den blauen Himmel mit den getupften weissen Wolken über uns. Wind zerzaust die Haare. Eine wacklige Absperrung trennt den Besucher beim Blick nach unten vor dem Fall in schwindelnde Tiefen. Nichts für Weicheier mit Höhenangst. «Wir hatten an dieser Stelle User, die haben laut aufgekreischt», sagt Steve Schneeberger, Key Account Manager bei der Wion GmbH.

 

Mit der Sonderschau «bauma VR Experience» realisierte die Messe München anlässlich der  Bauma (8. bis 14. April, München) erstmals eine virtuelle Baustelle: interaktiv, immersiv und mit garantiertem Gänsehauteffekt. Umgesetzt hat den rund zehnminütigen VR-Baustellenrundgang in Halle B0 die Wion GmbH, ein Unternehmen der Swiss Professional Media AG, Basel.

 

Die vierte Dimension bringt emotionalen Tiefgang inklusive Gänsehaut-Feeling

Neben der gekonnten 3D-Animation sorgte vor allem die Einbeziehung einer vierten Dimension für emotionalen Tiefgang, wie Francesco Bellanza, Geschäftsführer der Wion GmbH, sagt: «Wir nutzen die vierte Dimension in Form von Wind, der den Usern aus Windmaschinen ins Gesicht bläst und einer Rüttelplatte, um reale Aufzugsbewegungen zu simulieren. Dadurch erzielen wir ein totales Outdoor- und damit Baustellen-Feeling.» Als weiteren Aha-Effekt hat es Wion geschafft, auf die von VR-Gaming bekannten Controller zu verzichten. Die Interaktion geschieht direkt mit den eigenen Händen.

 

Die Reaktion der User bestätigt die Gänsehautstrategie von Wion: Nicht wenige wagen aus Höhenangst kaum den Schritt aus dem virtuellen Aufzug; zum Nervenflattern kommt dann noch der bereits erwähnte Schreckensschrei beim Blick nach unten. Für Mareile Kästner, Projektleiterin Bauma bei der Messe München, sind es gerade diese emotionalen Elemente, die für die Erlebniswelt «Virtuelle Baustelle» sprechen: «Virtual Reality und Augmented Reality sind neue, sehr interessante Technologien, um unseren Ausstellern innovative Präsentationsmöglichkeiten für ihre Produkte und Dienstleistungen an die Hand zu geben.» (Siehe auch Interview-Kasten.)

 

Immer mehr Industrieunternehmen machen sich daran, diese neue Realität in ihre Geschäftstätigkeit zu integrieren. Dies bestätigt auch eine Studie des deutschen Bundesverbandes Digitale Wirtschaft (BVDW), die zeigt, dass Virtual- und Augmented-Reality-Anwendungen inzwischen fester Bestandteil der Unternehmenstrategien sind. Jedes zweite der 114 befragten Unternehmen nutzt VR-Filme im 360°-Modus oder plant sie zu nutzen.

 

Maschinenbau beobachtet deutlichen Trend hin zu VR- und AR-Anwendungen

Speziell der Maschinenbau ist aktuell dabei, VR- und AR-Anwendungen für sich zu entdecken. Ein Trend, den auch der deutsche Branchenverband VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau) in ihrer aktuellen IT-Studie beobachtet, die letztes Jahr zur Branchenmesse «AMB» veröffentlicht wurde. «Die Ergebnisse zeigen, dass neben einer hohen Anzahl von Investitionsvorhaben im Zusammenhang mit der Digitalisierung von Prozessen insbesondere die Trendthemen wie IoT-Plattformen und Virtual Reality deutlich an Bedeutung gewonnen haben», brachte Rainer Glatz, Geschäftsführer VDMA Software und Digitalisierung, die Ergebnisse auf den Punkt.

 

Jedes fünfte Unternehmen, beschreibt die Studie, setzt bereits VR-Lösungen ein, in den nächsten zwei Jahren soll der Anteil auf rund 45 Prozent wachsen. «Technologisch», so die Autoren der Studie, «stehen dabei Smartphones, Tablets und Smart Glasses im Vordergrund. Bei den Einsatzbereichen setzen die Unternehmen ihre Schwerpunkte derzeit auf den Service (20 Prozent), den Vertrieb (11 Prozent) und die Produktentwicklung (11 Prozent). Andere Anwendungsgebiete wie Marketing, Produktion oder Logistik spielen bisher nur selten eine Rolle.»

 

Jeder vierte Schweizer ab 15 Jahren hat bereits Erfahrung mit VR

Noch. Denn eine weitere Entwicklung spielt dem Trend hin zur virtuellen Realität in die Hände: Laut dem «digiMonitor 2018» der  Zürcher Interessensgemeinschaft elektronischer Medien (Igem) hatte bereits jeder vierte Schweizer ab 15 Jahren schon einmal eine VR-Brille auf der Nase. Der Aha-Effekt setzt also bereits sehr früh ein.

 

Nicht umsonst plant man bei der Messe München, die virtuelle Welt auch für andere Messen und auf andere Branchen zu öffnen. «Ich sehe hier durchaus ein innovatives Kommunikationsmedium für unsere Aussteller und Kunden», sagt Projektleiterin Kästner. «Das konnte man übrigens bereits auf der diesjährigen Bauma erleben. Es gab einige Aussteller, die sich mit dem Thema Virtual und Augmented Reality intensiv auseinandergesetzt haben.»

 

Für Oliver Kramer, CEO der Swiss Professional Media AG, sind die erfolgreichen Aktivitäten der Wion GmbH ein Indiz, dass mit Virtual und Augmented Reality eine neue Ära der Wissens- und Emotionsvermittlung angebrochen ist: «Wir hatten auf der Messe viele Gespräche mit Usern, die sofort gesehen haben, dass sich für Ihre Unternehmen vollkommen neue Arten der Produkt- und Dienstleistungskommunikation auftun.»

 

Wichtig sei dabei allerdings, so Oliver Kramer, dass VR-Anbieter und -Kunde auf Augenhöhe kommunizieren: «Unser Alleinstellungsmerkmal ist, dass wir über unsere breit gefächerten Verlagsaktivitäten den direkten Zugang zu den Branchen haben, egal ob es um Medizin, Handel, Transport/Logistik oder Industrie geht: Wir kennen den Kommunikations- und Lösungsbedarf der einzelnen Branchen ganz genau und können diesen über unsere VR-Lösungen direkt widerspiegeln.»

 

 

 

Film ab: Das Bauma-Video zum Artikel

 

Über den weiter oben links nebenstehenden QR-Code kann das Video zur Sonderschau bauma VR Experience abgerufen werden.

 

 

 

Messe München GmbH, DE-81823 München

Tel. +49 89 949-20720, newsline@messe-muenchen.de

 

Wion GmbH, 4052 Basel

Tel. 058 958 96 55, info@wion.ch