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Einfaches Eintauchen in die faszinierende Welt der Daten

Die Digitalisierung der Produktionsprozesse – auch und gerade auf Basis Internet-basierter Daten und Dienste – ist herausragendes Merkmal unserer Zeit. Vielen Anwendern fällt es allerdings immer noch schwer, aus dem teilweise diffusen Angebot der Maschinenhersteller eine klare Strategie herauszulesen. In unserem Trendreport werfen wir einen Blick auf die Index-Gruppe, die es mit der «iXworld» in kurzer Zeit geschafft hat, ein integriertes digitales Konzept auf die Beine zu stellen: Vom Einkauf und Service über Maschineninformation und Wissensvermittlung bis hin zur IoT-Plattform für die Optimierung der Fertigung.

Werner Bothe ist sicherlich kein Traumtänzer. In seiner 20-jährigen Tätigkeit als Prokurist der Index-Werke hat er Höhen und Tiefen erlebt und kennt daher das beinharte Geschäft eines weltweit tätigen Werkzeugmaschinenherstellers in allen Schattierungen. Wenn er also in seiner aktuellen Position als Leiter Digitalisierung bei Index von Visionen spricht, die ihn treiben, kann ein genaues Hinhören nicht verkehrt sein: «Ich sehe den digitalen Kundenservice als grosse Chance, um als Werkzeugmaschinenhersteller für die kommenden Aufgaben gerüstet zu sein. So soll sich unser Online-Shop als Beschaffungsplattform für Zerspaner etablieren. Beim Thema Service legen wir den Fokus unter anderem auf eine funktionstüchtige Predictive-Maintenance-Lösung. Und mit unserer 4.0-Plattform können wir in Zukunft beim Thema Pay-per-use Geschäftsmodelle anbieten.»

 

Zusammengefasst sind alle digitalen Serviceaktivitäten der Index-Gruppe mit den Marken «Index» und «Traub» in der iXworld, bestehend aus den Komponenten «iX4.0», «iXservices», «iXshop» sowie «iXplore». Seinen digitalen Auftritt hat der Werkzeugmaschinenhersteller seit 2017 gezielt und systematisch auf- und ausgebaut. Wichtig dabei, so Werner Bothe, ist der Ansatz dahinter: «Ich kenne kaum einen Anbieter, der ein so breites digitales Angebot bietet, das gleichzeitig in nur ein System integriert ist.» Wobei die Zielsetzung ebenfalls klar definiert ist. Einerseits möchte man den Anwendern eine ganzheitliche Unterstützung bei der Optimierung ihrer Produktionsprozesse bieten. Andererseits eröffnen sich dadurch für Index Chancen, Standbeine ergänzend zum eigentlichen Geschäft mit dem Verkauf von Werkzeugmaschinen zu etablieren.

 

Doch blicken wir zuerst auf die einzelnen Angebote, die unter dem Begriff iXworld subsummiert sind. Ein Nukleus dieser digitalen Welt ist sicherlich der iXshop, entstanden aus den Aktivitäten rund um den Verkauf von Werkzeughaltern für Index- und Traub-Drehmaschinen, die seit 2009 online gestellt wurden. Ab 2017 wurde dieses Angebot dann auf SAP umgestellt und erweitert, mit Technologien wie «Commerce Cloud», «Asset Intelligence Network», «3D Visual Enterprise» oder die SAP-Cloud-Plattform.

 

«Der Sprung in die SAP-Welt war der entscheidende Schritt», sagt dazu Werner Bothe. «Nun war der Weg offen, um die Anwender schneller und bequemer mit Ersatzteilen, Zubehör und Werkzeughalter zu bedienen. Aber auch, um Maschinendaten zu erheben und auszuwerten und letztendlich alle diese Dienstleistungen auf einer Plattform zu bündeln, um Anwendernutzen zu generieren und neue Geschäftsmodelle zu etablieren.»

 

Mit dem Rückgriff auf SAP hat man mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Die Anbindung von ERP-, CRM- und PLM-Systemen ist einfach möglich. Dadurch lassen sich wiederum die Prozesse beim Kunden leichter in die iXworld von Index integrieren. Sie funktioniert laut Werner Bothe sozusagen wie ein Fenster zum Kunden: «Wenn sich der Anwender in seinem ERP-System anmeldet, springt der iXshop an. Er bekommt seine individuellen Preise an­gezeigt, die Verfügbarkeit der Produkte, die er sofort in den Warenkorb ablegen und bestellen kann.» Aktuell wird daran gearbeitet, die ERP-Systeme von Index und Kunden so aufeinander abzustimmen, dass die Beschaffung von C-Material problemlos in das vorgeschriebene Verwaltungsprocedere und die Logistik des Kunden eingebunden werden kann. «Das verstehen wir unter Integration. Darüber hinaus bietet der iXshop selbstverständlich alle Funktionen, die ein Benutzer aus seinem privaten Umfeld kennt.»

 

Bei Zugriffszahlen von rund 13 000 Usern pro Monat ist die eingangs erwähnte Vision des iXshops als «Beschaffungsplattform für Zerspaner» keine Utopie mehr. Einen wichtigen Schritt hat man heuer mit der Integration der Online-Plattform des Stahlhändlers Klöckner getan. Vorteil für Index-Kunden: Bei Buchung über den iXshop gibt es ein paar Prozentpunkte Rabatt. Ebenfalls in Richtung Einkaufsplattform zielen die sogenannten «Markenshops», in denen Komplementärprodukte von Partnern wie Hainbuch oder Balluff offeriert werden. «Unser Ziel ist», erklärt Werner Bothe, «ein starkes Lieferantennetzwerk für den Kunden aufzubauen.»

 

Während der Shop unter anderem der Kundenbindung dient, haben die Angebote iXservices und iXplore eine deutlich andere Ausrichtung. iXplore steht primär für das Eintauchen in die Index-Welt mit Unternehmens- und Maschineninformationen sowie allen Angeboten, die damit in Verbindung stehen. Jenseits dieser Marketingaktivitäten bietet der Servicekanal iXservices Dokumentationen und Stücklisten, aber auch ein Wartungs- und Pflegemanagement oder den Remote-Service über eine Videoverbindung.

 

Um diese Angebote für den Anwender so einfach wie möglich nutzbar zu machen, hat man bei Index eine Prepaid-Lösung eingeführt. Damit kann der Kunde eine bestimmte Anzahl von Tickets lösen und dadurch schnell und einfach auf seine benötigten Dienste zurückgreifen.

 

Dreh- und Angelpunkt der iXworld ist das iX4.0-Portal als IoT-Cloudlösung. Über dieses Portal lassen sich die Maschinen, auch anderer Anbieter, anschliessen. Dazu gehört das Sammeln, Erfassen und Verarbeiten von Maschinendaten genauso wie das Überwachen von Maschinenzuständen, Nutzungsanalysen und Fertigungsprozessen. Entscheidendes Element ist ein Edgecomputer, der im Schaltschrank verbaut ist und als Bindeglied zwischen Werkzeugmaschine und Cloud fungiert. Über OPC-UA-Protokoll werden die vom Kunden freigegebenen Maschinendaten sicher in die digitale Wolke überführt. Mittlerweile werden alle Neumaschinen von Index und Traub mit dieser Lösung ausgeliefert.

 

Auf Basis des etablierten OPC-UA-Protokolls lassen sich auch ältere Maschinen mit allen bei Index verwendeten Steuerungen zurück bis etwa 2007 mit der Cloud verbinden. Lediglich die Nachrüstung mit einem Edgecomputer kann erforderlich sein, wenn noch keine Genubox für den Teleservice verbaut wurde. Um noch ältere Index- und Traub-Maschinen sowie Fremdfabrikate in die digitale Plattform zu integrieren, dient ein von Index entwickelter IoT-Connector auf industrietauglicher Raspberry-Pi-Basis, der sich einfach im Schaltschrank platzieren lässt.

 

«Unsere Vorgehensweise ist», sagt Digitalisierungsexperte Bothe, «nur die Daten abzugreifen, die der Kunde braucht oder wünscht.» Deshalb werden Index- und Traubmaschinen auch nicht mit zusätzlicher und möglicherweise unnötiger Sensorik aufgerüstet. «Wir versuchen mit den Daten auszukommen, die über die bereits vorhandene Maschinensensorik generiert werden können», stellt er klar. So werden für die Überwachung der Spindeln Drehzahlen, Spindellasten und Temperaturverläufe aus der Steuerung übertragen. Nur für die Auswertung des Schwingungsverhaltens war ein zusätzlicher Spindelsensor erforderlich. Dieser kann zudem auch als Crash-Sensor dienen, um Kollisionen zu detektieren.

 

Über Apps entscheidet der Kunde, welche Anwendungen er für seine Maschinen für sinnvoll hält. Bei einigen Applikationen wie «Maschinenverwaltung» oder «Servicemanagement» ist eine IoT-Anbindung der Maschine nicht erforderlich. Für Werner Bothe eine durchaus sinnvolle Entscheidung: «Wir können Anwender, denen die Anbindung an die Cloud Kopfschmerzen bereitet, über diesen Weg an unser Angebot heranführen.» Wobei Performance-steigernde Apps nur als Cloud-basierte Versionen zu haben sind.

 

Aktuell stehen rund 13 Applikationen zur Verfügung für die Bereiche Maschinenmanagement, Performance und Condition Monitoring. Wie wichtig dabei Letzteres ist, also das Sammeln von Maschinendaten, zeigt auch die Tatsache, dass Index bisher noch keine Predictive-Maintenance-Lösung anbietet. «Wir sind der Meinung, dass wir erst genügend Daten sammeln müssen, um dann eine vorbeugende Instandhaltung implementieren zu können», betont Werner Bothe. «Also zuerst laufen lernen und dann in den Sprint-Modus schalten.» Wobei erschwerend dazukommt, dass die Maschinenzustände bei Drehmaschinen und Dreh-Fräsmaschinen aufgrund der möglichen Achskombinationen mit Werkzeugrevolver sowie Haupt- und Gegenspindel deutlich komplexer sind als bei Fräsmaschinen und deshalb eine grössere Datenbasis benötigen.

 

Maschinendaten spielen auch dann eine Rolle, wenn es darum geht, neue Geschäftsfelder zu erschlies­sen. Denn erst wenn man genau weiss, wie sich eine Maschine bei welcher Bearbeitung verhält, kann man auch alternative Betreibermodelle andenken, die aktuell noch weit in der Zukunft liegen. Das Stichwort dazu lautet «Pay-per-use», also die Finanzierung einer Maschine nach Einsatzzeit oder Gutteilen. Wohlgemerkt: Werner Bothe ist kein Träumer. 

 

Index Werkzeugmaschinen Schweiz AG

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