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Digitalisierung ohne Wenn und Aber

Zum 30. Jubiläum der «SPS» (24. bis 26. November, DE-Nürnberg) zeigte sich die Messe «Smart Productions Solutions» – so der neue Name – von ihrer Schokoladenseite: Zwar waren es weniger Besucher und Aussteller als in den vergangenen Jahren, aber die Stimmung war gewohnt prächtig. Die «Technische Rundschau» war ebenfalls vor Ort und gibt einen Eindruck von den Neuheiten und Trends.

Sie war, ist und bleibt die wichtigste Automatisierungsmesse im europäischen Raum. Obwohl ein Rückgang bei Ausstellern (2019: 1585; 2018: 1631) und Besuchern (2019: 63 700; 2018: 65 700) zu verzeichnen war, hat die 30. SPS überzeugt. «Trotz aktuell angespannter Konjunkturlage hat sich wieder einmal gezeigt: Die SPS ist die führende Fachmesse für die smarte und digitale Automation», beurteilt denn auch der Messeveranstalter Mesago die drei Messetage in Nürnberg. Wichtigstes Thema – wie könnte es anders sein – war die Digitalisierung. Wobei die Aussteller diesem Megatrend inzwischen mit sehr konkreten Produkten und Lösungen ihre Aufwartung machen.

 

Und die Messe bietet für diese praxisnahen Umsetzungen auch die genau richtige Bühne, wie Gunther Kegel, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Pepperl+Fuchs AG, wahrscheinlich stellvertretend für viele Aussteller, bekennt: «Die Digitalisierung treibt alle Lebensbereiche mit hohem Tempo an und bietet jedes Jahr neue technologische Entwicklungen. Die SPS hat diese richtig antizipiert und Schritt gehalten – und genau deswegen erlebt die Veranstaltung heute einen grossen Erfolg. Die SPS ist der Benchmark, wenn es um Messe-Effizienz geht.»

 

Was es an Neuheiten und Trends konkret zur SPS zu sehen gab, fassen wir anhand ausgewählter Beispiele kompakt auf den nächsten Seiten zusammen.

 

Aerotech: Das Unternehmen präsentierte die neue Steuerungsplattform «Automation1», die unter anderem in einem Demosystem eine Kraftregelung mit dem linearen Hochleistungsaktuator «ACT115DL» zeigt. «Mit Automation1 haben wir die Steuerung von Positioniersystemen und verbundener Komponenten auf eine Plattform gebracht, die eigens mit einem neuen Software-basierten Bewegungscontroller ausgestattet ist», beschreibt Norbert Ludwig, Geschäftsführer der Aerotech GmbH, den wesentlichen Vorteil gegenüber anderen Lösungen. «Wir können damit Servo- und Schrittmotoren, Galvo-Scanköpfe, piezoelektrische Aktoren und diverse andere Geräte ansteuern.

aerotech.com

 

B&R: Es wächst zusammen, was schon länger zusammengehört. Durch die jetzt vollzogene Integration von ABB-Robotern in das Portfolio von B&R erhalten Maschinenbauer nun Automatisierungslösungen und Robotik aus einer Hand. In Zukunft können bei B&R, seit 2017 eine Einheit des ABB-Bereichs Robotik und Fertigungsautomation, Roboter zusammen mit Steuerungen, I/O und Antrieben gekauft werden. Anwender sollen daher von einer «mikrosekundengenauen Synchronisierung zwischen Robotik und Maschinensteuerung» profitieren, heisst es. B&R-Geschäftsführer Hans Wimmer sieht noch weitere Vorteile: «Mit unserer neu entwickelten integrierten Lösung können wir Kunden dabei unterstützen, ihre Prozesse zu verbessern und ihre Investitionen in Automatisierungslösungen zukunftssicher zu gestalten. Mit der Einbindung von ABB-Robotern in eine einheitliche Architektur schaffen wir ein vollständig integriertes Automatisierungssystem.

br-automation.com

 

Baumer: «So einfach wie nie» versprechen die smarten «VeriSens»-Vision-Sensoren «XF900» und «XC900» die kollaborierenden Roboter (Cobots) von Universal Robots zu steuern – und das nach nur wenigen Minuten Einrichtung. Die Bildsensoren werden dazu direkt am Cobot oder darüber montiert. Die Kalibrierung hinsichtlich Bildentzerrung, Umrechnung in Weltkoordinaten und Koordinatenabgleich zwischen Sensor und Roboter soll dank des zum Patent angemeldeten SmartGrid automatisch und einfach erfolgen. Deshalb entfällt auch die sonst übliche aufwendige manuelle Hand-Auge-Kalibrierung von Roboter und Vision-Sensor. Das ist nicht nur genauer, sondern reduziert die Einrichtung auf wenige Minuten, heisst es. Die Modelle sind ab Dezember 2019 verfügbar

baumer.com

 

Beckhoff: Mit dem sehr kompakten Industrie-PC «C6025» will man die Lücke schliessen zwischen lüfterlosen PC einfacher Leistung und PC mit hoher Leistung, die eine Klimatisierung benötigen. Der C6025 ist als lüfterloses Gerät konzipiert und bietet trotz seiner geringen Abmessungen eine hohe Rechenleistung. Möglich wurde dies durch den Einsatz der neuen Intel-Core-i-U-Prozessoren, die sich durch einen besonders niedrigen Energiebedarf auszeichnen. Der nur 82 × 127 × 40 mm grosse Industrie-PC soll sich besonders gut für anspruchsvolle Steuerungsanwendungen eignen, bei denen auch der Aspekt der «Green IT» berücksichtigt werden muss. Zudem bieten die Intel-Prozessoren der 8. Generation den typischen Vorteil einer weiterentwickelten PC-Technologie: mehr Performance bei unveränderten Kosten. Das Beckhoff-Portfolio an industrietauglichen und langzeitverfügbaren Industrie-PCs umfasst damit nun fünf Prozessorleistungsklassen.

beckhoff.ch

 

Bosch Rexroth: Unter dem Motto «Aufbruch in eine neue Automatisierungswelt» präsentierte Rexroth die Automatisierungsplattform «ctrlX Automation». Damit möchte man die klassischen Grenzen zwischen Maschinensteuerung, IT und dem Internet der Dinge aufheben. Mit einem Linux-Echtzeitbetriebssystem, offenen Standards, App-Technologie für die Programmierung, einem webbasierten Engineering und umfassender IoT-Anbindung soll die neue Plattform den Engineeringaufwand um 30 bis 50 Prozent reduzieren. Ausgangspunkt der Neukonzeption war die Überlegung, dass Maschinenbau heute Softwareentwicklung ist. Die Automatisierungsplattform ctrlX Automation verspricht deshalb durch vorgefertigte, selbst erstellte und erstellbare Apps die beliebige Kombination von Softwarefunktionen. Die Apps können in einer Vielzahl von Programmiersprachen oder neuen grafischen Sprachen wie «Blockly» erstellt werden, heisst es. Konfiguration und Inbetriebnahme der Automatisierungskomponenten erfolgen webbasiert ohne Softwareinstallation. Die Systemumgebung steht komplett virtuell zur Verfügung, sodass die Programmierung auch ohne Hardware erfolgen kann.

boschrexroth.ch

 

Faulhaber: Es gibt sie noch, die hardware-getriebenen Innovationen. So hat Faulhaber mit den Planetengetriebe «GPT» eine Serie aufgelegt, die sich durch kompakte Abmessungen, ein hohes Drehmoment und feinste Abstufungen der zahlreichen Untersetzungsverhältnisse auszeichnet. Die Getriebe sind robust und sollen häufige sowie plötzliche Lastwechsel tolerieren. Zudem lassen sie sich mit vielen unterschiedlichen Motoren kombinieren und ermöglichen verschiedene Wellenkonfigurationen. Die rein metallenen GPT-Getriebe erreichen Leistungswerte, die mit deutlich teureren Technologien, die etwa keramische Komponenten nutzen, vergleichbar sind, betont Faulhaber. Sie stehen mit Durchmessern von 22, 32 und 42 mm zur Verfügung und stehen sowohl beim Drehmoment als auch bei der Geschwindigkeit für Höchstwerte. So kann die Serie 42GPT ein intermittierendes Drehmoment von bis zu 25 Nm erreichen, bei einer Länge von nur 71 mm.

minimotor.ch

 

Maxon: Auch maxon hat speziell bei der Hardware einige Neuerungen präsentiert. Dazu gehörte unter anderem ein modularer Kompaktantrieb, der speziell für Anwendungen in der Industrie- und Logistikautomation entwickelt worden ist. Der «IDX»-Antrieb vereint auf kleinstem Raum einen kräftigen, bürstenlosen EC-i-Motor und eine «EPOS4»-Positioniersteuerung und lässt sich bei Bedarf mit einem maxon-Planetengetriebe ergänzen. Der Antrieb verspricht zudem einen hohen Wirkungsgrad, wartungsfreie Komponenten und ein stabiles Industriegehäuse mit IP-65-geschütztem Design. Zudem verfügt er über konfigurierbare digitale und analoge Ein- und Ausgänge. Eine intuitive Software soll die einfache Inbetriebnahme und Einbindung in Mastersysteme erleichtern.

maxon.ch

 

Mitsubishi Electric: Jenseits der reinen Cloudanwendungen verspricht «MeliPC» als Edge-Computing-Lösung die Erschliessung von Optimierungspotenzialen durch präventive Zustandsüberwachung oder Qualitätssicherung mit Datenauswertung in Echtzeit. Analysealgorithmen für Predictive Maintenance und Qualitätssicherung sind bereits in der MelPC-Serie integriert. In kontinuierlichen Produktionsprozessen kann diese Lösung Vorgänge sowohl optimieren als auch an Variablen anpassen, betont der Hersteller. Die Effizienz soll durch die Erstellung eines Echtzeitvorhersagemodells noch verbessert werden, welches aufgrund von Prozessanforderungen aktualisiert und verfeinert werden kann. So sollen zum Beispiel Verpackungsmaschinen in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie Fehler erkennen und letztlich vorbeugen können.

de.mitsubishielectric.com

 

Pepperl+Fuchs: Der neue Mehrlagenscanner «R2300» für die 3D-Objektdetektion verspricht höchste Leistungsdichte, denn in das kompakte und integrationsfreundliche Gehäuse ist hochpräzise «LiDAR»-Lasermesstechnik integriert. Sie kann insgesamt vier Scanebenen auswerten und so Objekte in ihrer Länge, Breite und Höhe erkennen und messen. Verschiedene konstruktive Innovationen im Sensor versprechen höchste Detektionssicherheit und Verfügbarkeit auch in anspruchsvollen Applikationen. Der mit einer Höhe von nur 58 mm sehr kompakte Scanner erlaubt mithilfe von vier leicht gefächerten Scanebenen eine berührungslose 3D-Abtastung des Umfeldes. Als Alleinstellungsmerkmal des R2300 im Markt der Mehrlagenscanner nennt Pepperl+Fuchs unter anderem die mechanische Trennung von Sender und Empfänger innerhalb der Optikeinheit. Zudem erleichtert ein integrierter Pilotlaser bei der Inbetriebnahme die Ausrichtung des Sensors auf Flächen oder bestimmte Targets.

pepperl-fuchs.com

 

Servax: Mit dem Nachrüstsystem «SMDS» bietet der Hersteller eine flexible Komplettlösung an, um Schutztüren an bestehenden Maschinen nachträglich zu automatisieren. Das System soll sich besonders für Maschinen mit automatischen Roboter-Beladesystemen eignen, weil durch die kurzen Öffnungs- und Schliesszeiten der Schutztüre die Produktivität der Anlage weiter gesteigert werden kann. Den unterschiedlichen Betriebssituationen bei manueller oder automatischer Beladung tragen zwei umschaltbare Fahrprofile Rechnung. Das Nachrüstsystem ist den Baugrössen S, M und L und für Maschinenschutztüren bis 1750 mm Öffnungsweite erhältlich.

servax.com

 

Sick: Der neue, ultrakompakte Sicherheitslaserscanner «nanoScan3» mit nur 8 cm Bauhöhe soll laut Sick überall dort zum Einsatz kommen, «wo an Maschinen und Fahrzeugen auch bei minimalem Montageraum maximale Performance gefragt ist». Hierzu gehören vor allem die mobile Intralogistik sowie die mobile Assistenz- und Servicerobotik mit autonomen Transportplattformen und Karts sowie kollaborierenden Robotern (Cobots). Zudem soll der Sensor auch mit seinem Preis-Leistungs-Verhältnis in diesem Marktsegment einen neuen Massstab setzen.

sick.ch

 

Siemens: Auf einem der grössten Stände der SPS demonstrierte Siemens unter anderem, wie man sich die Zukunft der Digitalisierung vorstellt. Mit «Industrial Edge» wird Anwendern die Möglichkeit geboten, je nach individuellen Anforderungen, die Lücke zwischen der klassischen lokalen Datenverarbeitung und der cloudbasierten Datenverarbeitung zu schliessen. Die Software bietet die Möglichkeit, unterschiedliche beschreibende, diagnostische, vorausschauende und vorschreibende Analyseanwendungen auszuführen. Dabei wird die Cloud-Konnektivität in Verbindung mit Edge-Apps von Siemens, von Drittanbietern oder von den Anwendern selbst in einem integrierten Hardware- und Softwareökosystem für Automatisierungskomponenten genutzt. Mit Edge Computing, so Siemens, lassen sich grosse Datenmengen lokal in nahezu Echtzeit verarbeiten. Dazu wird den Anwendern ein breites Spektrum an Applikationen zur Verfügung gestellt, hinzu kommen schnelle Innovationszyklen bei der App-Entwicklung. Zusätzlich sollen sich für Anwender die Speicher- und Übertragungskosten verringern, da grosse Datenmengen vorverarbeitet werden und deshalb nur relevante Daten anschliessend in eine Cloud- oder IT-Infrastruktur übertragen werden.

siemens.ch

 

Wago: Unter dem Motto «leicht und einfach» stand die Präsentation des Controllers «PFC20Unt0». Er soll in der zweiten Generation deutlich leistungsfähiger sein und ist mit grösserem Speicher ausgestattet. Zusätzlich zu diesen Features beherrscht er zwei Welten: Er ermöglicht sowohl die klassische SPS- als auch die offene Linux-Programmierung in Hochsprachen. Eingesetzt als SPS lässt sich der Controller komfortabel mit der Engineering-Software «e!Cockpit» programmieren. Der Entwicklungsaufwand soll deshalb «signifikant sinken».

wago.ch

 

(pi)