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Technische Rundschau

BWA: Wirtschaft erwartet «Herbst der Bürokratie»

Harald Müller, Geschäftsführer der Bonner Wirtschafts-Akademie (BWA).
Bild: Marcus Heilscher Fotodesign

In diesem Herbst schlägt eine dreifache Welle neuer bürokratischer Herausforderungen über der Wirtschaft zusammen, warnt die Bonner Wirtschafts-Akademie (BWA). Als die drei Schwerpunkte der «Monsterbürokratie» werden die Themengebiete Cyberresilienz, ESG (Environment, Social, Governance; Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) und Künstliche Intelligenz (KI) genannt.

«Dieser dreiköpfigen Bürokratie-Hydra werden über 90 Prozent der deutschen Wirtschaft weitgehend hilflos gegenüberstehen, der Mittelstand sowieso, aber auch viele grosse Unternehmen werden von dieser dreifachen Welle überrollt werden», so BWA-Geschäftsführer Harald Müller in einer Medienmitteilung. Besonders schwerwiegend seien die Auswirkungen der NIS2-Richtlinie (Network & Information Security) für Cybersicherheit, die Nachhaltigkeits-Berichtspflichten laut CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) und die Folgen der KI-Verordnung (Artificial Intelligence Act) unter anderem in Bezug auf den Datenschutz.

Auf dem Gebiet Cyberresilienz greift die neue NIS2-Richtlinie ab Oktober dieses Jahres. Die «eigentlich» primär für die Betreiber sogenannter Kritischer Infrastrukturen (KRITIS) gedachte Verordnung zur Abwehr von Hackerangriffen betrifft laut BWA «faktisch einen Grossteil der mittelständischen Wirtschaft». 

Im ESG-Bereich drängt vor allem die EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (Corporate Sustainability Reporting Directive, CSRD) zur zügigen Umsetzung. Dabei unterliegen viele Mittelständler einem fatalen Irrtum über den Umsetzungszeitraum, hat die Bonner Wirtschafts-Akademie bei zahlreichen Projekten festgestellt.

Bei Künstlicher Intelligenz (KI) sieht die Bonner Wirtschafts-Akademie gleich zwei akute Gefahrenpotenziale: den AI Act (KI-Gesetz) der Europäischen Union und die sogenannte Schatten-KI, also den betrieblichen Einsatz von KI-Programmen wie ChatGPT, Gemini oder Copilot durch einzelne Beschäftigte ohne Zustimmung des Unternehmens.

BWA-Geschäftsführer Harald Müller hält die Erfüllung aller Vorschriften, die durch die Bürokratielawine im Herbst auf die Unternehmen zukommen, für unmöglich. Sie deshalb zu ignorieren, sei allerdings nicht zu empfehlen. Er rät: «Vorstand und Geschäftsführung sind gut beraten, auf allen Gebieten die Initiative zu ergreifen und zumindest den Anschein zu erwecken, sich ernsthaft um die Themen zu kümmern. Das senkt auf jeden Fall das persönliche Haftungsrisiko, wenn etwas schiefgeht.»

bwabonn.de