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Technische Rundschau

«Das A und O für smarte Fabriken»

Barbara Frei, Executive Vice President des globalen Geschäftsbereichs Industrial Automation, Schneider Electric.
Bild: Yvonne Ploenes

Zehn Jahre sind bereits ins Land gegangen, seit die vierte industrielle Revolution ausgerufen wurde. Die einstige Vision ist heute Realität. Seitdem hat sich viel zum Guten, allerdings noch lange nicht alles zum Besten entwickelt. Noch immer hinken viele Unternehmen der Entwicklung hinterher. Im exklusiven Interview mit der «Technischen Rundschau» zieht Barbara Frei, Executive Vice President Industrial Automation bei Schneider Electric, Zwischenbilanz.

Frau Frei, Anfang Mai hat Sie Schneider Electric zum Executive Vice President Industrial Automation ernannt. Wie sehen Ihre Aufgaben in der neuen Funktion konkret aus? 
Meine Mission – und die von uns allen bei Schneider Electric – ist es, die Industrien der Zukunft durch offene, softwarezentrierte Industrieautomation ökoeffizient, agil und resilient zu machen. Als das nachhaltigste Unternehmen der Welt agieren wir auf beiden Seiten: Wir gehen in unserem eigenen Ökosystem mit gutem Beispiel voran und bieten gleichzeitig unseren Kunden Lösungen an, welche sie auf ihrer eigenen Nachhaltigkeitsreise unterstützen. 
Seit Mai bündele ich – hier vom Standort Horgen/Zürich aus – alle Kräfte, um gemeinsam mit rund 11'000 Beschäftigten die Zukunft der Produktion weiter voranzutreiben und dabei nachhaltiges Wachstum zu sichern. Ziel ist es, unsere Position als universeller System- und Serviceanbieter für die Industrie 4.0 weiter auszubauen. Intelligente Fabriken benötigen sowohl Hardware, die nach wie vor ein wesentlicher Bestandteil unseres Geschäftsmodells ist, als auch – mit wachsender Bedeutung – Software. Wir sind unter anderem deshalb so überzeugt von dem Potenzial unserer Technologien für die Industrie, weil wir sie in unseren eigenen Smart Factories, Distributionszentren und Gebäuden einsetzen.
Nach unserer strategischen Ausrichtung auf eine ganzheitliche und softwaregestützte Automatisierung liegt meine Aufgabe weiterhin darin, Kunden und Partnern die Vorzüge universeller Automatisierung aufzuzeigen. Damit können wir ihnen helfen, von den nachhaltigen Lösungen der nächsten Generation zu profitieren und die Vorteile offener Automatisierung zu nutzen, welche ihre Produktion ökoeffizient, agil und resilient macht. 
Die Softwareentwicklung wird mit unserem Partner AVEVA gebündelt. Mit der Übernahme von ProLeiT, Weltmarktführer für Prozesslösungen in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie, hat sich Schneider Electric darüber hinaus auf die speziellen Anforderungen der Food & Beverage-Branche spezialisiert. Die produktive Zusammenarbeit mit beiden Unternehmen wird dabei weiter intensiviert. Darüber hinaus werde ich weitere Möglichkeiten interoperabler Technologien und strategischer Partnerschaften prüfen.  

Wie gestaltet sich für Ihr Unternehmen die momentane Auftragssituation im Vergleich zum Vorjahreszeitraum?
Die hohe Nachfrage und Liefertreue bescherte uns im dritten Quartal 2021 ein vorzeigbares Ergebnis, das die Relevanz unserer Lösungen wiederspiegelt: Der Konzernumsatz stieg organisch um knapp neun Prozent, womit unser Ziel – ein Wachstum beim bereinigten operativen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen zwischen 19 und 24 Prozent – für das Gesamtjahr trotz Druck auf die Lieferkette bestätigt wird. 
Im dritten Quartal setzte Schneider Electric 7,22 Milliarden Euro um – 11,8 Prozent mehr als im Vorjahresquartal. In den neun Monaten von Januar bis September erreichte der Umsatz 21 Milliarden Euro, das entspricht einem organischen Anstieg von sieben Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorkrisenjahres 2019. Der Konzernumsatz wurde zu 24 Prozent hier in Westeuropa erwirtschaftet. Führend sind die USA mit einem Anteil von 30 Prozent.
Im Bereich Energiemanagement konnten wir von Juli bis Ende September ein Umsatzplus von 9,4 Prozent verzeichnen. Auch die Business Unit Industrial Automation legte dank der verstärkten Nachfrage von Maschinenbauern ordentlich zu. Die Umsätze stiegen um 6,7 Prozent. Keine Überraschung war der positive Beitrag von Software & Services sowie Field Services, welche weiter auf dem Vormarsch sind. Diese machen bereits ganze 18 Prozent des Gruppenumsatzes aus und erweisen sich mit einem Umsatzplus von sieben Prozent als klarer Wachstumsmarkt. Es zeigt sich: Industrie 4.0 ist Service-getrieben.

Welche Strategie und welche wirtschaftlichen Ziele verfolgen Sie? 
Wie gerade gesagt, sind die aktuellen Zahlen sehr überzeugend – auch im Bereich Industrial Automation. An diesen Erfolg möchten wir jetzt natürlich anknüpfen. 
Nachhaltigkeit ist unser Geschäftsmodell, das sich selbstredend auch in unserer Strategie widerspiegelt – nämlich eine einzigartige Kombination aus Energiemanagement, Software und Automatisierung aus einer Hand anbieten zu können, welche im Sinne des nachhaltigen Wirtschaftens zusammenspielt: Das Ganze ist dabei mehr als die Summe der drei Teilbereiche. Bei allem, was wir tun, liegt der klare Fokus auf Software, Services und Cybersicherheit. Apropos Automatisierung: Die universelle Automatisierung, welcher wir uns verschrieben haben, leitet einen Paradigmenwechsel ein. Mittels Plug-and-produce-Softwarekomponenten wird hardwareunabhängiges Automatisieren per Mausklick möglich. Spezifische Herausforderungen lassen sich jetzt zu geringen Kosten lösen. Damit werden Unternehmen unabhängig von der Hardware nachhaltig. 
Das Prinzip der Offenheit zieht sich wie ein roter Faden durch unser gesamtes Geschäft. Dazu zählen nicht nur offene Architekturen und Systeme sowie die offene Automatisierung. Wir öffnen uns auch für die umfassende Zusammenarbeit mit Partnern und anderen Marktteilnehmern – und zwar über das gesamte Ökosystem hinweg. Niemand kann Digitalisierung und Nachhaltigkeit allein erreichen. Um wirklich Grosses zu erreichen, müssen wir als Branche mit Systemintegratoren, Maschinenherstellern, Technologiepartnern, Start-up-Unternehmen und Bildungseinrichtungen zusammenarbeiten.  

Wie schätzen Sie die Marktsituation generell ein und welche Märkte sind für Sie aus welchen Gründen besonders interessant?
Die aktuelle Marktsituation ist heiter bis wolkig. Die wieder anspringende Konjunktur stimmt optimistisch. Gerade im Maschinen- und Anlagenbau haben sich die Auftragsbücher im August kräftig gefüllt. Wie der VDMA mitteilte, legte die Branche im Vergleich zum Vorjahr um stattliche 48 Prozent zu. Auf der anderen Seite bereiten diverse Lieferengpässe, explodierende Energiepreise und eine sich deutlich abzeichnende Rohstoffknappheit Sorgen. 
Besonders interessant ist für uns die Food & Beverage-Branche, die wir auf ihrem Weg in Richtung «Smart Food» begleiten. Hoher Wettbewerbsdruck gepaart mit strengen Vorschriften in puncto Lebensmittelsicherheit und deutlich anspruchsvoller werdende Konsumenten erfordern flexible, transparente und sichere Produktionsabläufe sowie lückenlose Dokumentation. Wie in anderen Industrien steht auch hier das Thema Nachhaltigkeit, mittlerweile ein handfester Business Case, weit oben auf der Agenda. Das sind Ansprüche, welche wir mit unseren ganzheitlichen IIoT-Lösungen bedienen können. Durch die Partnerschaften mit AVEVA, ProLeiT und RIB haben wir unser Softwareangebot noch weiter in vertikale Märkte hinein – wie etwa die Molkerei- oder Brauereibranche – ausgebaut. Ein gutes Beispiel ist der EcoStruxure-Clean-in-Place-Advisor. Der digitale Dienst unterstützt bei der Optimierung von Reinigungsprozessen. Bis zu 30 Prozent an Chemikalien, Wasser und Energie können so bei typischen Anwendungsfällen eingespart werden. Weiterhin ist sichergestellt, dass sich die unentbehrlichen Reinigungsvorgänge möglichst ökonomisch und sinnvoll in die Produktionsprozesse einfügen und eventuellen Betriebsunterbrechungen wirksam vorgebeugt wird.
Ein weiterer wichtiger Aspekt im Hinblick auf Lebensmittelsicherheit ist die lückenlose Rückverfolgbarkeit «from Farm to Fork», für welche wir den EcoStruxure-Traceablity-Advisor entwickelt haben. Auch die Bedeutung einer über den rechtlichen Rahmen hinausgehenden Dokumentation der Herstellungsbedingungen an den Endverbraucher wächst. Der Trend aus Asien kommt jetzt auch in Europa an: Das Smartphone assistiert beim Auswahlprozess am Supermarktregal. Ist das Produkt tatsächlich so gesund wie versprochen, oder erweist es sich als Zuckerbombe? Ist es wirklich in Bio-Qualität, vegan, nachhaltig oder fair produziert? Die Verpackung von Produkten lässt bekanntlich nicht automatisch auf deren Güte schliessen. Mit dem Scan des QR-Codes auf der Verpackung gelingt der Blick hinter die Kulissen. Die Transparenz im CPG-Markt, Consumer Packaged Goods, – von den Zulieferungsbetrieben über die Produktion bis hin zur nachgelagerten Lieferkette – ist mit dem EcoStruxure-Traceability-Advisor vollständig gesichert. Sowohl für serielle Einzelverpackungen als auch für aggregierte Chargen, Kartons oder Paletten ermöglicht das Modul die lückenlose Nachverfolgung von Lebensmittelprodukten. Damit muss sich niemand mehr auf Werbeversprechen verlassen, sondern kann faktenbasierte Kaufentscheidungen treffen.
Die Wasserwirtschaft ist für uns ein weiterer wichtiger Markt. Wir sind führend im Bereich der intelligenten Wasser- und Abwassertechnologien. Dabei verbessern wir relevante Prozesse und Anwendungen im gesamten Wasserkreislauf. In Maschinen, Anlagen und Netzen in der Wasserwirtschaft wird heute eine hohe Ausfallsicherheit erwartet, welche Schneider Electric mit seinen standortübergreifenden IIoT-Lösungen bieten kann. Denn Zuverlässigkeit gewährleistet nicht nur höchste Produktivität und Versorgungssicherheit, sondern bedeutet auch Nachhaltigkeit. Läuft ein System reibungslos und verlustfrei, lässt sich eine optimale Ressourcennutzung realisieren. 

Welche Herausforderungen haben Sie mit der digitalen Transformation zu bewältigen und wie gehen Sie dieses Thema an?
Beginnen wir bei dem Grundlegenden: An vorderster Front sind technische Hürden aus dem Weg zu räumen. Interoperabilität ist das A und O für smarte Fabriken. Das Verharren vieler OEMs auf Insel- und proprietären Automatisierungslösungen ist dementsprechend kontraproduktiv. Als technologischer Flickenteppich betrieben, lässt sich das Potenzial der vierten industriellen Revolution nicht ansatzweise ausschöpfen. Moderne Produktionswelten sind so komplex, dass eine tragfähige Digitalisierung nur in Partnerschaften und mit offenen und interoperablen Technologien funktionieren kann. Als Wegbereiter für Industrie-4.0-Interoperabilität setzt Schneider Electric auf offene Plattformen, um möglichst viele Anbieter von Spitzentechnologie zusammenzubringen. Wir wirken in Normierungs- und Standardisierungsgremien mit und setzen bei der Vernetzung auf Standards wie UPC-UA. Nur so bleiben wir – ebenso wie unsere Kunden und Partner – flexibel genug, um mit immer schnelleren Veränderungen der Märkte Schritt zu halten. Damit verbunden ist unsere intensive Arbeit an universellen, hardwareunabhängigen Automatisierungslösungen der nächste logische Schritt. Mit der Norm IEC 61499 und EcoStruxure Automation Expert, unser softwarezentriertes industrielles Automatisierungssystem, setzen wir auf ein neues Paradigma. Es geht darum, geschlossene Steuerungssysteme zu überwinden und IT-Logiken für die Automatisierung nutzbar zu machen – vereinfacht ausgedrückt ein App-Store für die Automatisierung. Anlagen und Maschinen können auf dieser Basis schneller, einfacher und innovativer entwickelt und programmiert werden. Völlige Hardwareunabhängigkeit bietet grosse Vorteile in Sachen Agilität und Flexibilität. Industrie-4.0-Potenziale wie schnelle Umrüstzeiten, kleine Losgrössen, Datenintegration, einfache Einbindung von IT-Technologien und nachhaltige Produktion, lassen sich so deutlich besser realisieren. 
Die Hemmnisse für den Einsatz von Industrie-4.0-Anwendungen haben sich in den vergangenen zehn Jahren kaum verändert. Die grössten Herausforderungen sind nach einer aktuellen Umfrage von BITKOM fehlende finanzielle Mittel, Anforderungen an den Datenschutz und an die IT-Sicherheit sowie der allgegenwärtige Fachkräftemangel. Schneider Electric kann durch die konsequente Fokussierung auf Nachhaltigkeit und ESG-Faktoren bei jungen Talenten punkten. Ein weiterer Aspekt ist unser Bestreben, unsere industrielle Technologie mehr an die IT-Welt anzugleichen, mit welcher die neue Generation bereits vertraut ist. Auch den gestiegenen Anforderungen an Datenschutz und IT-Sicherheit können wir mit integrierter Cybersicherheit gerecht werden.

Was unterscheidet Schneider Electric von seinen Mitbewerbern? Womit grenzen Sie sich in technischer Hinsicht ab? Was sind die Alleinstellungsmerkmale Ihrer Produkte und Lösungen? 
Meine Ausführungen zur Offenheit unserer Systeme und unserem partnerschaftsgetriebenen Ansatz  bringt es in Kombination mit unseren Energiemanagementlösungen schon recht gut auf den Punkt. Die Basis unserer Produkte und Lösungen ist EcoStruxure – unsere offene, interoperable und IoT-fähige Lösungsarchitektur. Sie verbindet alle Ebenen der Fertigung, also vernetzte Produkte, Edge Control sowie die Softwareebene mit Apps, Analytics und Services miteinander und erlaubt den nahtlosen Datenaustausch. Dank ihrer Skalierbarkeit spielt sie ihre Stärke nicht nur im Grossunternehmen aus, sondern erlaubt auch kleinen und mittelständischen Betrieben einen finanzierbaren Einstieg in die Industrie 4.0 – und damit in eine effiziente und grüne Zukunft. Die Zahlen sprechen für sich: Von 2018 bis heute konnten unsere Kunden mithilfe dieser Architektur 302 Millionen Tonnen CO₂ einsparen. Bei den vernetzten Komponenten ist EcoStruxure nicht nur auf Schneider Electric-eigene Produkte beschränkt. Auch Komponenten von Marktbegleitern können in den Bestand aufgenommen, nachgerüstet und überwacht werden. 
Nachhaltigkeit ist ebenfalls eine unserer Stärken – sowohl auf Unternehmensebene als auch im Hinblick auf unsere Produkte und Lösungen. Schneider Electric wurde in diesem Jahr von Corporate Knights zum nachhaltigsten Unternehmen der Welt gerankt, was unser hohes Engagement im Hinblick auf Nachhaltigkeit und ESG-Kriterien honoriert.

Gibt es einen aktuellen Anwendungsfall, denn Sie hervorheben möchten, weil zum Beispiel technisch besonders innovativ oder weil der Anwender für Sie ein absolutes Aushängeschild ist?
Der bereits genannte EcoStruxure Automation Expert hat sich in der Praxis bewährt. Unser Kunde GEA Westfalia hat ihn mit grossem Erfolg im Einsatz. Der international tätige Maschinenhersteller aus Oelde entschied sich bei der Entwicklung seiner Separatoren für die Pharmaindustrie für offene Automatisierung und profitiert von einem deutlich weniger fehleranfälligen und vereinfachten Engineering. Noch bevor das Unternehmen in die Umsetzung geht, kann es die Programmstrukturen seines Separators komplett PC-basiert erstellen und testen. Die softwareseitig modellierte Anwendung lässt sich dann herstellerunabhängig auf die Komponenten aufspielen – in diesem Fall ist es die Steuerung Modicon M580d. Auch die Integration der Separatoren in übergeordnete Managementsysteme fällt dank Hardwareunabhängigkeit deutlich leichter. 

Wo steht Schneider Electric beim Thema Nachhaltigkeit und Effizienz? 
Wir sind Vorreiter auf diesem Gebiet und treiben diese Themen mit Hochdruck voran. Dabei sind wir bestrebt, mit gutem Beispiel zu überzeugen und unsere Erfahrungen weiterzugeben. Nachhaltigkeit ist nicht nur fest in unserer Unternehmens-DNA verankert, sie ist unser Geschäftsmodell. Unser Fokus liegt auf einer nachhaltigen Digitalisierung auf dem Weg hin zur Lieferkette 4.0. Wir besitzen und betreiben weltweit 200 intelligente Fabriken sowie 100 intelligente Vertriebszentren und sind bestrebt, weiter ambitioniert voranzugehen und unsere eigenen Technologien und Dienstleistungen an unseren Standorten einzusetzen. Das Weltwirtschaftsforum hat sechs unserer Schneider Electric Smart Factories als «Leuchttürme» der Vierten Industriellen Revolution bezeichnet, vier als «fortgeschritten», zwei als «in der Entwicklung». Ziel dabei ist es, durch Innovation und Digitalisierung unsere eigene Geschäftstätigkeit zu verbessern und nachhaltiger zu gestalten. Unsere Roadmap: CO₂-Neutralität bis 2025, Netto-Null-Emissionen im erweiterten Ökosystem bis 2030 und schliesslich eine Netto-Null-Lieferkette bis 2050. Wir sind bereits auf gutem Weg: Schon heute betreiben wir weltweit 30 Null-Emissions-Standorte mit regenerativen Energien – und der Standort Horgen/Zürich ist einer der Neuzugänge. In den nächsten fünf Jahren sollen 120 weitere dazukommen. 
Zur Optimierung der Supply Chain ist die Digitalisierung ein Schlüsselfaktor. Im Sinne unserer Partner aus den unterschiedlichsten Industrien suchen wir immer nach Entwicklungsmodellen, von denen unsere Distributoren, Händler und Technologiepartner ebenfalls profitieren. So können wir positiven Einfluss auf unser gesamtes Ökosystem nehmen. Die Kraft der Innovation ist dazu unabdingbar. Das Gebot der Stunde ist digitales Handeln mit messbarem CO₂-Effekt. Unser Spektrum reicht von nachhaltiger Produktion und nachhaltigen Produkten über die Elektrifizierung der Firmenflotte bis hin zum Einsatz von Micro Smart Grids. Unseren Kunden bieten wir nachhaltige Lösungen und Produkte, E-Mobility-Lösungen sowie Energy & Sustainabilty Services – wozu auch unser Sustainability-Consulting zählt.

Wie bereits ausgeführt, verfolgen Sie einen partnerschaftsgetriebenen Ansatz. Wie hat sich Ihr Kollaborationsportal Schneider Electric Exchange entwickelt?
Schneider Electric Exchange wurde etabliert, um die gesamte Community bei der Lösung spezifischer Probleme zu unterstützten und Herausforderungen im Bereich Nachhaltigkeit und Effizienz zu meistern. Durch Austausch und Kollaboration betreiben vernetzte Communities Co-Innovation. Die Akteure sind Anbieter, Systemintegratoren, Start-ups, Entwickler, OEMs, Kunden und Distributoren. Das Portal erfreut sich grosser Beliebtheit, da es eine Win-win-Situation für alle garantiert. Die globale Plattform verzeichnet mittlerweile mehr als 80'000 aktive Nutzer – darunter viele renommierte Unternehmen aus unterschiedlichsten Anwendungsbereichen –, über 100 Communities und rund 550 digitale Produkte. 
Die Fokussierung der Innovation auf spezifische Kundenprobleme bei gleichzeitiger Reduzierung von Zeit und Kosten für die Digitalisierung wird die Effizienz und Agilität der Industriemärkte auf die nächste Stufe heben und neue Geschäftsmöglichkeiten für alle Teilnehmer schaffen: Einerseits erhalten Schneider-Electric-Kunden mit bestimmten Anforderungen hinsichtlich digitaler Tools Ergänzungen zum Hard- und Softwareangebot von uns. Zum anderen haben eingebundene Partner so die Möglichkeit, ihr Angebot auszubauen und einem weitaus grösseren Kundenkreis anbieten zu können. 

Ein Blick in die Glaskugel: Wie wird die Industrie der Zukunft Ihrer Meinung nach aussehen? 
Die Industrie der Zukunft wird durch eine offene, softwarezentrierte Industrieautomatisierung ökoeffizient, agil und resilient sein. Eine wachsende Anzahl an Unternehmen aller Grössenordnungen hat diesbezüglich mit bereits heute vorhandener Technologie schon viel erreicht. Mit dem vermehrten Einsatz von KI und maschinellem Lernen wird sich die positive Entwicklung fortsetzen. Ein Beispiel: Durch die Nutzung virtueller Simulationen wie Digitale Zwillinge lassen sich schon heute die Stückkosten und der ökologische Fussabdruck der Produktion drastisch senken. Mit dem Digitalen Zwilling und weiteren Automatisierungsschritten werden sich zehn bis 16 Prozent der erwarteten Emissionen für industrielle Fertigungsprozesse im Jahr 2030 vermeiden lassen. Der Digitale Zwilling allein vermeidet fünf bis acht Prozent der Emissionen durch die Reduzierung manueller Eingriffe und Optimierungen von physischen Produkten und Prozessen. 

Welche Visionen haben Sie mit Schneider Electric in der Schweiz?
Die neuste Ausgabe des Swiss Manufacturing Survey belegt: Die Schweiz ist ein hervorragender Produktionsstandort. Erfolgsfaktoren sind unter anderem das starke positive Image unsers Landes sowie erstklassig qualifizierte Arbeitskräfte. Nun gilt es, die Stärke der Schweiz als globale Drehscheibe für internationale Produktion auszubauen und weiter in die Standortattraktivität zu investieren. Dazu gehört es natürlich, die digitale Transformation voranzutreiben und unsere Wirtschaft zu dekarbonisieren. Daher möchten wir Schweizer Unternehmen bei ihrer digitalen Reise und bei der Erreichung ihrer eigenen Klimaziele unterstützten. KMU machen rund 95 Prozent der Schweizer Wirtschaftslandschaft aus. Die Digitalisierung dieser Unternehmen ist also ein wichtiges Element, um sich im europäischen und internationalen Wettbewerb zu behaupten.
Auf der ganzen Welt unterstützt Schneider Electric Wasserversorger und Industrie bei nachhaltigem und ökonomisch rentablem Wassermanagement. Um auch die schweizerischen Wasserreserven vor Umweltverschmutzung und Klimawandel zu schützen, bieten wir jetzt mit der smarten Systemarchitektur EcoStruxure ein Komplettangebot an IoT-fähigen Hard- und Softwarelösungen an. Die Lösung für Wassermanagement 4.0 vereint spezifische Feldgeräte, Steuerungen und Softwareapplikationen, die durchgängig, skalierbar und standortübergreifend miteinander vernetzbar sind. Der ganzheitliche Digitalisierungsansatz erlaubt eine hohe Datentransparenz für optimierte Überwachungs- und Diagnoseprozesse. Er vermeidet Ausfälle, Fehler und Leckagen und stellt einen nachhaltigen und ökonomisch rentablen Umgang mit der wertvollen Ressource Wasser sicher.

Worauf sind Sie besonders stolz und warum?
Der Blick in die Zukunft ist eine Rechnung mit vielen Unbekannten. Wie wird die politische Agenda aussehen – und wie wirkt sich diese auf die Digitalisierung und zukunftsweisende Technologien aus? Können wir mit einer Dekarbonisierung von Gebäuden und Industrie, mit effizienten Energiespeichern oder durch autonomes Fahren dazu beitragen, den Klimawandel aufhalten? Das sind Themen, die mich persönlich und in meiner Rolle als Executive Vice President Industrial Automation bei Schneider Electric bewegen. Es macht mich stolz, in einem internationalen Team zu arbeiten, welches an realisierbaren Lösungen arbeitet. Es macht mich ebenfalls stolz, für das nachhaltigste Unternehmen der Welt tätig zu sein, welches sich einer ambitionierten Nachhaltigkeitsagenda verschrieben hat und im dem ESG-Kriterien authentisch gelebt werden. 

Was treibt Sie persönlich an? Womit kann man Sie begeistern? 
Stillstand war mir immer suspekt. Bewegung ist mein Lebenselixier: Als Halbmarathonläuferin halte ich mich fit und finde draussen in der Natur einen Gegenpol zu den Herausforderungen des Arbeitsalltags. Um abschalten, entspannen und neue Kraft tanken zu können, braucht es einen Rückzugsort. Diesen finde ich auch bei unseren Ausflügen in die Schweizer Alpen zusammen mit meiner Familie. Ich bin mit den Bergen aufgewachsen – und sowohl die Natur als auch die körperliche Anstrengung auf dem Weg zum Gipfel machen meinen Kopf frei. Und manchmal klären sich meine Gedanken und die Fragen, die mich bewegen, in der Bewegung.
Der majestätische Anblick schärft auch mein Bewusstsein dafür, wie wir alle die Natur wieder wahrnehmen müssen: als wunderschön, bedeutsam und erhaltenswert. Umso mehr freut es mich, dass ich in diesem Hinblick auch beruflich etwas bewegen kann. 

Joachim Vogl

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