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Technische Rundschau

Der Abschwung hat die Industrie erreicht

Die Lage der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM-Industrie) präsentiert sich zurzeit noch gut. Dank einem starken ersten Halbjahr stiegen die Umsätze in den ersten neun Monaten 2022 gegenüber der Vorjahresperiode um 9,6 Prozent, die Exporte um 7,0 Prozent und die Auftragseingänge um 2,3 Prozent. Das dritte Quartal 2022 brachte jedoch eine signifikante Wende bei den Auftragseingängen. Sie reduzierten sich im Vergleich zum Vorjahresquartal um minus 12,4 Prozent. Im Vergleich zum zweiten Quartal 2022 brachen die Auftragseingänge aus dem Ausland sogar um minus 21,1 Prozent ein.

Der Einkaufsmanagerindex (PMI) in den wichtigsten Absatzmärkten deutet klar auf einen Abschwung hin. Da erstaunt es nicht, dass auch die Unternehmer der Swissmem-Mitglieder deutlich pessimistischer als noch zu Beginn dieses Jahres sind. Hinzu kommen viele Unsicherheiten und Risiken, welche den negativen Trend verstärken könnten. Dazu zählen die angespannte Versorgungslage mit Strom und Gas, die geopolitischen Spannungen, weitere Zinserhöhungen sowie der Aufwertungsdruck beim Schweizer Franken. 

Auch bei der Umsatzentwicklung lässt die Wachstumsdynamik nach. Im dritten Quartal 2022 stiegen die Umsätze im Vergleich zum Vorjahresquartal noch um 4,6 Prozent. Für den gesamten Zeitraum von Januar bis September 2022 beträgt der Zuwachs im Vergleich zur Vorjahresperiode 9,6 Prozent. Diese Entwicklung betrifft KMU und Grossfirmen in ähnlichem Ausmass.

Die Kapazitätsauslastung in den Betrieben erreichte im ersten Quartal 2022 mit 91,9 Prozent ihren Höhepunkt. Sie reduzierte sich bis ins dritte Quartal auf 89,5 Prozent, was allerdings noch immer über dem langjährigen Mittel von 86,2 Prozent liegt.

Trübe Aussichten

Die Lage in den meisten Unternehmen der Schweizer MEM-Industrie ist zurzeit noch gut. Stefan Brupbacher, Direktor Swissmem, relativiert jedoch: «Der Abschwung hat die Schweizer Industrie erreicht. Die stark rückläufigen Auftragseingänge zeigen dies deutlich.» Gemäss der jüngsten Swissmem-Umfrage rechnet ein Drittel der Swissmem-Mitglieder in den kommenden zwölf Monaten mit tieferen Auftragseingängen aus dem Ausland. Ende 2021 gaben nur 13 Prozent diese Einschätzung ab. Von gleichbleibenden Bestellungen gehen 40 Prozent der Befragten aus. Nur noch 27 Prozent rechnen mit steigenden Aufträgen. Mit Wachstumsimpulsen ist höchstens aus den USA und Indien zu rechnen. 

Neben diesen eher düsteren Aussichten besteht eine Vielzahl von Risiken, welche den negativen Trend deutlich verstärken könnten. Trotz einer gewissen Entspannung bei der Versorgung mit Strom und Gas ist die Gefahr einer Mangellage noch nicht gebannt. Ungeplante Ausfälle von Kraftwerken könnten die Situation umgehend verschärfen.

«Es gibt derzeit kaum Indikatoren, die auf eine positive Entwicklung hindeuten. Wir müssen uns auf eine schwierige Phase einstellen. Wir hoffen, dass die Politik die Zeichen der Zeit erkennt und uns gute Rahmenbedingungen sichert. Dazu gehört Wort halten bei der Aufhebung der Industriezölle per 2024. Damit werden Wirtschaft und Konsumierende mit insgesamt 500 Millionen Franken entlastet. Ebenso braucht es eine rasche Deblockierung unseres Verhältnisses zu Europa», fordert Brupbacher. 

swissmem.ch