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Technische Rundschau

Der GVS startet zuversichtlich in 2022

Danilo Fiato, Präsident Giesserei-Verband der Schweiz (GVS).
Bild: GVS

Die rasche Konjunkturbelebung in nahezu allen Anwendermärkten sorgte 2021 in der Schweizer Giesserei-Industrie für gute Produktionsauslastungen – mit einer zunehmenden Dynamik. Für das laufende Jahr wird eine tendenziell positive Entwicklung auf vergleichbarem Niveau erwartet.

Die innovationsstarke und investitionsfreudige Schweizer Giesserei-Industrie erholte sich 2021 deutlich von den pandemiebedingt erlittenen Einbussen im Vorjahr. Gemäss der Ergebniszahlen des Schweizer Giesserei-Verbands (GVS), in dem 46 Unternehmen mit rund 2000 Mitarbeitenden zusammengeschlossen sind, stiegen die Produktionen beim Leichtmetallguss um 15,5 Prozent, beim Eisenguss um 6,2 Prozent und bei den Kupferliegerungen um 11,1 Prozent. Über alle Werkstoffe hinweg gesehen erhöhte sich das Produktionsvolumen gesamthaft um 9,2 Prozent auf 38’767 abgelieferte Tonnen gegenüber 2020.

In allen angestammten Anwendermärkten waren Gussteile «made in Switzerland» im vergangenen Jahr wieder hoch gefragt. Nur die Nachfrage aus der stagnierenden Grossmotorenbranche, unter anderem für den Schiffsbau, blieb weiterhin auf tiefem Niveau. Als Folge der raschen konjunkturellen Wiederbelebung akzentuierte sich allerdings der Fachkräftemangel auf dem praktisch ausgetrockneten Arbeitsmarkt. Durch die fehlenden personellen Ressourcen konnten einige Giessereien beispielsweise dem Wunsch nach kürzeren Lieferzeiten nicht entsprechen. 

Im Jahresverlauf gerieten die Aufträge aus dem Bereich Automotive aufgrund des Chipmangels bei den Fahrzeugherstellern ins Stocken. Nur für Pkws im Premium-Sektor blieb die Nachfrage anhaltend gross. Zunehmend stellten die explodierenden Rohstoff-, Transport- und Energiepreise sowie der Mangel an Rohstoffen die Schweizer Giesserei-Industrie vor grosse Herausforderungen. So wurde zum Beispiel die hochwertige Schrottsorte «Stanzabfälle» zum knappen Gut aufgrund der zurückgefahrenen Produktion in der Automobilindustrie. China löste durch seine Magnesium-Produktionsstopps eine weltweite Verknappung dieses auch für die Giessereien so wichtigen Metalls aus.

Gute Auftragslage 

Aktuell sind die Auftragsbücher bei den meisten Mitgliedsfirmen gut bis sehr gut gefüllt. 2022 birgt jedoch viele Unsicherheiten. Die enorm gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise erschweren eine längerfristige Planung und verlangen ein hochflexibles unternehmerisches Handeln. Allein in den vergangenen Wochen vervielfachten sich die Preise für Gas und Kohle und erreichen aktuell immer wieder neue Höchststände. Aufgrund dessen sind die Strompreise in Europa und in der Schweiz in den letzten Wochen nochmals sehr stark gestiegen. Versorgungsengpässe mit russischem Gas und eine allfällige andauernde Kältewelle könnten die Energiepreise kurzfristig weiter in die Höhe treiben. 

«Allerorts werden in den Mitgliedsunternehmen die grössten Anstrengungen zur Produktivitätssteigerung und Energieeinsparung unternommen. Das allein reicht jedoch nicht aus, um die explodierenden Energie- und Materialkosten kompensieren beziehungsweise auffangen zu können. Wir sind auch auf das Verständnis unserer Kunden angewiesen, denen wir, plausibel nachvollziehbar, die Mehrkosten in Form von Preiserhöhungen weitergeben müssen», schildert GVS-Präsident Danilo Fiato. 

Auch belaste der weiterhin massive Mangel an Fachkräften die Branche, die aktuell noch zusätzlich mit den coronabedingten Absenzen umgehen müsse. Der Pandemieverlauf und die wirtschaftspolitischen Gegebenheiten auf der Weltbühne würden als äussere Faktoren darüber mitentscheiden, urteilt Fiato, wie sich die Schweizer Giesserei-Industrie in konjunktureller Hinsicht weiterentwickeln wird. «In einer ähnlichen Situation befanden wir uns auch anfangs vergangenen Jahres, so dass dies bereits kein ungewohnter Ausblick ist.» Der Branchenverband rechne daher für 2022 mit einem Konjunkturverlauf auf vergleichbarem Niveau wie im Vorjahr. 

Auch seien aufgrund der weiterhin eingeschränkten Lieferketten von und nach Fernost sowie durch die massiv gestiegenen Frachtpreise vermehrt Auftragseingänge zu verzeichnen. «Als vorteilhaft für bestehende und neue Kunden erweist sich auch langfristig die Innovationsstärke der Schweizer Giesserei-Industrie, die mit der Entwicklung komplexer Gussteile für Leichtbau-Anwendungen und die Elektromobilität, mit Blick auf den Klimaschutz und einen geringen CO2-Ausstoss, wesentliche Beiträge leistet», ist Fiato überzeugt. Darüber hinaus setzt ein Grossteil der Mitgliedsunternehmen für ihre Produktion Recycling-Metalle ein, deren Verwendung anstelle von Primärrohstoffen wiederum massiv Energie und CO2-Emissionen einspart. Für einen wettbewerbsfähigen Industriestandort Schweiz wünscht sich daher der Branchenverband auch von politischer Seite die nötige Unterstützung und Förderung, ähnlich wie dies Unternehmen in der EU bereits erfahren.

giesserei-verband.ch