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Technische Rundschau

Deutscher Werkzeugbau kämpft um Existenz

Deutscher Werkzeugbau kämpft um Existenz
Volker Schäfer, stellvertretender Vorsitzender VDMA Werkzeugbau: «Wir müssen leider davon ausgehen, dass den meisten Unternehmen in den kommenden drei Monaten die Liquidität knapp wird und einzelne deutsche Unternehmen unwiederbringlich vom Markt verschwinden.»
Bild: VDMA

Der deutsche Werkzeugbau gerät immer mehr in wirtschaftliche Schieflage. So lautet zumindest das Fazit des Branchenverbandes VDMA in einem Weckruf-Interview zur aktuellen Lage.

Bei vielen deutsche Werkzeugbauten, insbesondere in der Zuliefererkette Automobil, spitzt sich die wirtschaftliche Situation zu, weil die Neuaufträge teilweise schon seit einem Dreivierteljahr zunehmend ausbleiben. Viele Unternehmen haben bereits mit der Entlassung hochqualifizierter Facharbeiter begonnen. Die Anzahl an Insolvenzen und Übernahmen steigen. Es droht ein Dominoeffekt, wenn diese Schlüsselbranche für die industrielle Serienproduktion nicht bald wieder auskömmliche Aufträge erhält. So lautet das Fazit eines Interviews, dass die VDMA-Fachgruppe Präzisionswerkzeuge, die auch die Formen- und Werkzeugbranche betreut, vor Kurzem veröffentlichte. Gesprächspartner war Volker Schäfer, stellvertretender Vorsitzender VDMA Werkzeugbau.

Unter anderem führte Schäfer aus: «Im Kundensegment Automobil, zu dem auch mein Unternehmen Kuhn & Möhrlein gehört, ist es fünf vor Zwölf. Seit etwa einem Jahr laufen die Unternehmen leer, weil die Kunden in der Umbruchphase, aufgrund der Unsicherheit der zukünftigen Richtung im Automobilbau, keine Aufträge bei ihnen platzieren. Die Anfragetätigkeit ist ebenfalls extrem zurückgegangen.» Dieser Zustand führe dazu, so Schäfer weiter, dass in den kommenden drei Monaten die Liquidität einiger Unternehmen knapp werde und diese vom Markt «verschwinden» könnten.

Neben der aktuellen Krise der Automobilindustrie macht er vor allem die staatlich subventionierten chinesischen Werkzeug- und Formenbauer für diese Krise mitverantwortlich: «Gefährlich für den Standort Deutschland und Europa ist auch, dass der politische Einfluss der chinesischen Regierung auf solche teilstaatlichen Unternehmen nicht zu unterschätzen sein dürfte. Und ich kann mir gut vorstellen, dass ausländische Konkurrenten der chinesischen Fahrzeughersteller als B-Kunden hinter der chinesischen Konkurrenz rangieren. Daher ist zu befürchten, dass die europäischen Fahrzeughersteller heftige Wettbewerbsnachteile auf dem Weltmarkt in allen Fahrzeugsegmenten – auch in der Oberklasse! – haben werden.»

Um die Krise noch abzuwenden, plädiert Schäfer für ein faires Miteinander von Kunden und Lieferanten: «Denn es muss allen Entscheidern von Autoherstellern und ihren System- sowie Komponentenlieferanten klar sein, dass sie hier in Europa nur in einer echten Partnerschaft auf Augenhöhe überhaupt eine Chance haben, gemeinsam mit den Werkzeugbauten zu überleben.»