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Polyscope

Handelsabhängigkeiten dank Diversifizierung begrenzt

Aufgrund sicherheits- und versorgungspolitischer Risiken ergänzt der Bundesrat seine Bestrebungen im Rahmen seiner Lieferkettenpolitik.
WBF

Geopolitische Spannungen und Lieferkettenverwerfungen stellen insbesondere offene Volkswirtschaften vor Herausforderungen. Zu diesem Schluss kommt der am 22. Mai 2024 vom Bundesrat gutgeheissene Bericht «Handelsabhängigkeiten der Schweiz».

Die Abhängigkeiten der Schweiz sind insgesamt jedoch überschaubar und meist unproblematisch. Der Bundesrat möchte durch eine weitere Diversifizierung der Handelsflüsse die Versorgungssicherheit stärken. Die Schweiz prüft zudem die Beteiligung an neuen internationalen Initiativen.

 

Wertmässig betreffen die Handelsabhängigkeiten weniger als zwei Prozent der Schweizer Warenimporte. In der Tendenz nahm dieser Wert zu, insbesondere für Importe aus China. Von den 195 identifizierten Gütern mit Abhängigkeiten ist eine grosse Mehrheit nicht als problematisch einzustufen. 18 Güter fallen unter das Landesversorgungsgesetz (z.B. entkoffeinierter Kaffee oder Maniokstärke); diese stammen jedoch jeweils aus diversen Ländern und sind bei Bedarf gut ersetzbar. 14 Güter wie Laptops oder Empfangsgeräte für den Rundfunk könnten Teil kritischer Infrastrukturen sein.

Die Analyse orientiert sich an der Methodik der EU und es wurden alle zur Verfügung stehenden Handelsdaten verwendet. Der Bundesrat ist sich bewusst, dass weitere Risiken bestehen können, beispielsweise aufgrund indirekter Abhängigkeiten bei Importen über Drittstaaten. Er erachtet jedoch industriepolitische Initiativen zum Abbau von Abhängigkeiten nicht als zielführend. Beispielsweise würde eine vom Bundesrat getriebene Rückverlagerung einzelner Produktionsschritte die Abhängigkeiten nur auf vorgelagerte Produktionsstufen verschieben.

Der Bundesrat bekräftigt, dass das Lieferkettenmanagement der Unternehmen im Umgang mit Handelsabhängigkeiten zentral bleibt. Diese erkennen allfällige Abhängigkeiten am schnellsten und können sie effizient adressieren. Eine Umfrage von mittelgrossen und grossen Schweizer Industrieunternehmen hat ergeben, dass diese sich vertieft mit solchen Risiken auseinandersetzen und bewusst aus ihrer Sicht geeignete Massnahmen treffen. Der Bundesrat unterstützt die Unternehmen bei diesen Tätigkeiten. Im Fokus stehen dabei möglichst gute Voraussetzungen für eine weitere (geographische) Diversifizierung der Handelsflüsse. Hierzu gehört etwa das neulich unterzeichnete Freihandelsabkommen mit Indien oder die Aufhebung der Industriezölle Anfang 2024.

Zudem geht der Bundesrat Abhängigkeiten zielgerichtet in Bereichen an, wo die Erfüllung hoheitlicher Aufgaben erheblich bedroht sein könnte. Dies unter anderem im Rahmen der Strategie zum Schutz kritischer Infrastruktur und der Massnahmen der wirtschaftlichen Landesversorgung. Aktuell wird etwa das dazugehörige Bundesgesetz basierend auf den Lehren der letzten Krisen teilrevidiert.

 

Handelsabhängigkeiten der Schweiz und die Lieferkettenpolitik des Bundesrates