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Technische Rundschau

M&A-Aktivitäten von Schweizer KMU 2023

Die angespannte wirtschaftliche Lage auf dem Weltmarkt spiegelt sich auch in den globalen Firmenübernahmen wider. Die weltweiten M&A-Aktivitäten sind auf das Niveau von 2005 gesunken. Stark zurückgegangen sind die Übernahmetätigkeiten auch in der Schweiz: Im Vergleich zum Vorjahr haben Übernahmen und Fusionen unter Beteiligung von Schweizer KMU um mehr als 13 Prozent abgenommen. Doch während ausländische Unternehmen eine deutlich geringere Anzahl Schweizer KMU kauften, haben hiesige KMU ihre M&A-Aktivitäten im Ausland leicht gesteigert. Dabei profitierten sie vor allem vom starken Schweizer Franken. Für das Jahr 2024 zeichnet sich wegen des voraussichtlich schwachen Wirtschaftswachstums nur eine verhalten optimistische Prognose ab.

Insgesamt haben Schweizer KMU 2023 deutlich weniger Transaktionen durchgeführt als im Vorjahr. Zwischen Januar und Dezember 2023 waren es insgesamt 211 Transaktionen (2022: 244 Transaktionen), was einem Rückgang von 13,5 Prozent entspricht. Dies zeigt die aktuelle Deloitte-Studie zu M&A-Aktivitäten (M&A: Mergers & Acquisitions) von Schweizer KMU. Negativer Haupttreiber waren die Inbound-Transaktionen – also jene Aktivitäten, bei denen Schweizer KMU das Ziel ausländischer Übernahmen waren. Diese sind um mehr als ein Drittel auf 64 Transaktionen zurückgegangen (−34,7 Prozent vs. 2022). Dies ist der niedrigste Stand seit 2015.

Schweizer KMU als Käufer

Ein positiveres Bild zeigt sich bei jenen Übernahmen, bei denen Schweizer KMU als Käufer von ausländischen Unternehmen auftraten. Dies ist ein Trend, der bereits 2022 eingesetzt hatte: Während grenzüberschreitende Transaktionen in der Vergangenheit vor allem durch Inbound-Investitionen getrieben wurden, sind seit Mitte 2022 mehr Outbound-Transaktionen zu beobachten (siehe Grafik 1). Somit traten Schweizer KMU vor allem als Käufer ausländischer Firmen auf und wurden weniger häufig selbst zum Ziel von Fusionen oder Übernahmen durch ausländische Investoren. Auf dem bereits hohen Niveau von 2022 konnte die Zahl der M&A-Aktivitäten von Schweizer KMU im Ausland 2023 nochmals leicht gesteigert werden (+1,3 Prozent vs. 2022). Insgesamt traten Schweizer KMU in 76 Fällen als Käufer ausländischer Unternehmen auf. Dies ist der höchste Wert seit Beginn der Erhebung durch Deloitte im Jahr 2013.

Unverändert blieben derweil mit insgesamt 71 die inländischen Transaktionen, also die Übernahmen von Schweizer KMU durch inländische Unternehmen, was im Vergleich zu den letzten 10 Jahren etwa dem Durchschnitt entspricht. Über das ganze Jahr 2023 betrachtet verlangsamten sich die M&A-Aktivitäten der Schweizer KMU vom ersten zum zweiten Halbjahr. Für Anthony West, Partner und Leiter Corporate Finance Schweiz bei Deloitte, hat diese Entwicklung mehrere Gründe: «Für Schweizer KMU macht der starke Schweizer Franken ausländische Unternehmen zu attraktiven Übernahmezielen – dies erklärt die hier weiterhin ansteigenden Zahlen. Anders sieht es für ausländische Investoren aus: Die wesentlich höhere Inflation, Rezessionsängste und schwierige wirtschaftliche Rahmenbedingungen mündeten in eine vorsichtigere Haltung seitens dieser Unternehmen und Investoren und führten damit zu einem anhaltenden Abschwung bei den Fusionen und Übernahmen in der Schweiz.»

Intensive Übernahmetätigkeit in der Industrie und IT

Der grösste Teil aller Inbound-M&A-Aktivitäten entfällt mit über 81 Prozent auf die Deutschschweiz. Mit 40 Transaktionen sind Unternehmen aus dem Kanton Zürich die wichtigsten Treiber der M&A-Aktivitäten in der Schweiz. Besonders europäische Investoren sind an Schweizer KMU interessiert: Sie sind für nahezu drei Viertel (73 Prozent) aller Inbound-Transaktionen verantwortlich. Wichtigster Einzelmarkt ist dabei Deutschland, gefolgt von den USA (siehe Grafik 2). Die Tatsache, dass Deutschland weiterhin der grösste Einzelmarkt ist, ist besonders bemerkenswert, da das Land im vergangenen Jahr in eine Rezession geraten ist.

Verhalten optimistischer Ausblick

Für das angelaufene Jahr zeichnet sich ein leichtes Wirtschaftswachstum von 1,1 Prozent ab, wie aus Zahlen des Staatssekretariats für Wirtschaft hervorgeht. Dies liegt deutlich unter dem historischen Durchschnittswert und ist einerseits auf die Langzeitfolgen der Pandemie, andererseits auf die geopolitischen Entwicklungen und die bestenfalls zögerlichen Wirtschaftsentwicklungen und Reformstaus in wichtigen Absatzmärkten zurückzuführen. Auch schlagen die Auswirkungen der geldpolitischen Straffung zur Senkung der Inflation sowie mögliche Sparbemühungen angesichts der hohen Verschuldung und eine weiterhin nur sehr langsam wachsende Wirtschaft auf die Stimmung der Anlegerinnen und Anleger.

Durch den Rückgang der M&A-Transaktionen im Jahr 2023 hat sich Investitionspotenzial für das laufende Jahr angestaut. Dazu Jean-François Lagassé, Vice-Chair und Leiter Finanzindustrie bei Deloitte Schweiz: «Der Schweizer M&A-Markt könnte 2024 Anzeichen einer leichten Erholung aufweisen. Dieser vorsichtige Optimismus basiert auf den voraussichtlichen Zinssenkungen der Zentralbanken in den Industrieländern und dem Rückstau von Transaktionen aus dem Jahr 2023 bei gleichzeitig nur sehr verhaltenen Wirtschaftswachstumsprognosen.»

Über den M&A-Bericht: Die Deloitte Studie zu M&A-Aktivitäten von Schweizer KMU untersucht Fusions- und Übernahmetransaktionen (Erwerb von Mehrheitsbeteiligungen) von kleinen und mittleren Schweizer Unternehmen (KMU) zwischen dem 1. Januar und dem 31. Dezember. Deloitte definiert KMU als Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 10 Millionen Schweizer Franken, weniger als 250 Beschäftigten und einem Unternehmenswert zwischen 5 und 500 Millionen Schweizer Franken.

deloitte.ch