Herr Spieler, Solidworks wurde 1995 eingeführt, also vor bald 30 Jahren. Worin unterscheidet sich die ursprüngliche Version massgeblich von der Version 2024? Was waren die grössten Entwicklungssprünge?
Die Versionen kann man fast nicht miteinander vergleichen – Solidworks ‘95 hatte Installationsdateien in der Grösse von 190 MB, die heutige Version hat etwa 10 GB. Oberflächen, Blechmodule, Schweissteile, Routing, Normteile und viele andere Pakete kamen erst im Laufe der Zeit dazu. Allerdings ermöglichte bereits die erste Version das Drag-and-drop von Features, auch über verschiedene Bauteile hinweg. Übrigens: Mit einer Windows-XP-Emulation lässt sich Solidworks ’95 heute immer noch installieren.
Was bedeutet Solidworks für die Konstruktionswelt?
Solidworks ist ein äusserst beliebtes Werkzeug für die verschiedensten Anforderungen. Unsere Anwender entwickeln, konstruieren, designen und simulieren damit eine Vielzahl von Produkten, angefangen bei sehr grossen Verpackungs- und Werkzeugmaschinen über medizinische Geräte und Metallbau bis hin zu Konsumgütern wie Fahrräder.
Dassault Systèmes veröffentlicht jährlich ein neues Release von Solidworks. Welchen praktischen Mehrwert bietet die Version 2024 für Anwender neben den Highlights, die bereits in der offiziellen Pressemitteilung genannt wurden?
Die wohl am wenigsten erwartete Neuigkeit – und mit grossem Interesse aufgenommene Neuigkeit – ist das Zurückspeichern in ältere Versionen. Viele Konstruktionsbüros haben Kunden, die unterschiedliche Versionen von Solidworks einsetzen. So ist es nun möglich, Bauteile, Baugruppen und Zeichnungen in zwei zurückliegende Versionen zu speichern. Des Weiteren sind die Defeature-Regelsets hervorzuheben. Das sind eine Reihe von Regeln, um die Komponenten in einem Modell zu vereinfachen. Anwendungsbeispiele sind Regelsets, um Toolbox-Teile zu vereinfachen oder komplexe Teile über eine Silhouetten-Darstellung zu ersetzen. Diese Richtlinien lassen sich auch speichern und auf andere Modelle anwenden.
Inwiefern spielt bei der Softwareentwicklung die Künstliche Intelligenz eine Rolle?
KI-gestützte Konstruktionswerkzeuge werden unsere Arbeitsweise verbessern, keine Frage. Daher ist in der nächsten Generation von Solidworks Cloud die Funktion des Design Assistant enthalten. Auf Basis von Künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen macht der Assistent Vorschläge, um sich wiederholende Aufgaben zu automatisieren. Mit jeder Anwendung bestimmter Werkzeuge lernt die KI dazu und gibt beim nächsten Mal passgenauere Empfehlungen ab.
Wie finden die Anwenderwünsche ihren Weg zu Dassault Systèmes und wie wird entschieden, welche Forderungen für das nächste Release berücksichtigt werden?
Wir waren schon immer sehr am Input unserer Kunden interessiert. Diese werden über die Solidworks Enhancement Ideas Community eingereicht. Es gibt eine Prioritäten-Liste mit sogenannten Customer-Hits, das heisst, die Wünsche mit der höchsten Anzahl von Hits weltweit schaffen es in die neue Version.
In wenigen Wochen, vom 11. bis 14. Februar, findet in Dallas, Texas, die 3DExperience World statt. Was erwarten Sie sich von dem Anwendertreffen, das von Jahr zu Jahr wächst?
Es gibt keine bessere Möglichkeit als auf der 3DExperience World, um sich über das umfangreiche Software-Portfolio zu informieren und sich mit anderen Anwendern sowie Mitarbeitern von Dassault Systèmes auszutauschen. Sehr wertvoll sind die vielen Workshops und Hands-On-Trainings.
Wie sehen Ihre mittel- bis langfristigen Ziele mit Solidworks aus?
Die Reise hat bereits begonnen und Solidworks bietet die Cloud-Anbindung an die 3DExperience Plattform an. Mit dieser Verbindung ist einerseits ein sicheres Product Lifecycle Management gewährleistet, andererseits auch der Zugang zu vielen Anwendungen in der gesamten Prozesskette, zum Beispiel Manufacturing.
Joachim Vogl