Soll eine Drehmaschine wirklich in engsten Fertigungstoleranzen produzieren, also deutlich unter 5 µm in Serie, dann muss auf alle störenden Einflüsse verzichtet werden. Das ist eine der Erkenntnisse aus den gesammelten Erfahrungen bei Spinner. Praktisch bedeutet dies, dass im entscheidenden letzten Fertigungsschritt am Werkstück, sprich der Feinbearbeitung, keine unnötige Bewegungen, zum Beispiel aus Revolvern oder Achsen, noch unnötige Wärmequellen vorhanden sein sollten. Genau dies bietet die Baureihe Microturn sowie auch schon deren Vorgänger an ultrapräzisen Drehmaschinen von Spinner.
Die Spinner Microturn L arbeitet mit lediglich einem stationären linearen Werkzeugträger und der gegenüber in zwei Achsen auf einem hochgenauen wärmegangoptimierten Kreuzschlitten verfahrenden Spindel. Im Vergleich zur vorherigen Maschinengeneration bewegt sich die Drehspindel anstelle des Linearträgers in den beiden Grundachsen und das ehemals 40°-Schrägbett ist nun konsequent in 90° für optimalen Spänefluss und sehr gute Zugänglichkeit beim Rüsten angeordnet. Der fest ins Maschinenbett integrierte lange Trägertisch bietet Raum und eine solide Basis für statische Drehwerkzeuge bis hin zu schwereren Sonderaufbauten wie Schleifspindeln oder hochtourige Bohrspindeln. Hauptanwendungsbereich und optimales Einsatzgebiet der einfachsten Ausbaustufe Microturn L ist die präzise Grossserienfertigung mit kurzen Taktzeiten und fest installierten Werkzeugen oder zur Hartdreh- und Hartfein-Bearbeitung mit optimaler Steifigkeit.
Besonderer Maschinenaufbau
Für kleinere Serien werden grössere Flexibilität, schnelleres Rüsten und meist universelle Fräsmöglichkeiten gewünscht. All dies bietet die Microturn LT mit ihrem zusätzlichen Revolver unten im Arbeitsraum samt integrierter Y-Achse. Der Revolver ist für universelle Bearbeitungsprozesse einsetzbar, beispielsweise zur Vorbearbeitung. Da dieser jedoch völlig unabhängig von Spindel und Linearwerkzeugen ist, kann die abschliessende Feinbearbeitung in höchstmöglicher Präzision nach wie vor auf dem linearen Werkzeugträger erfolgen – und zwar frei von Störeinflüssen durch zeitparalleles Schalten oder den Wärmegang des Revolvers beziehungsweise das Positionieren der Y-Achse. Durch den besonderen Maschinenaufbau der Microturn LT ist es möglich, in die Feinst-Drehmaschine Microturn L die Anforderungen an eine Universaldrehmaschine zu integrieren, ohne auf die Genauigkeit verzichten zu müssen. Mit der hochgenau positionierbaren Spindel wird entweder vor den stationären Linearträger für Fein- und Feinstbearbeitungen oder vor den universellen Revolver für sonstige Bearbeitungen gefahren.
Noch mehr Flexibilität für universelle Anwendungen gibt dem Anwender die Ausbaustufe Microturn LTB. Diese Ausrüstung besteht zum einen aus einer zusätzlichen Frässpindel mit Antriebsleistung von mehr als 10 kW bei bis zu 12'000 Fräsumdrehungen pro Minute, die eine weitere Y-Achse und eine B-Achse für Schwenkbewegungen oben im Arbeitsraum einbringt. Zum anderen steht der Frässpindel ein Magazin mit bis zu 72 Werkzeugen HSK40 für maximale Flexibilität bei der Bearbeitung zur Verfügung. Bei der Feinstbearbeitung mit kritischen Toleranzen kommen wieder lediglich die Werkzeuge des, durch die Integration der Fräspindel oben im Arbeitsraum, leicht verkürzten feststehenden linearen Werkzeugträgers und der präzise verfahrbare Drehspindelstock zum Einsatz. Diese Ausbaustufe ist Grund dafür, warum die Spinner AG die Bezeichnung Ultrapräzisionszentrum für die Baureihe Microturn führt. Denn im Modell Microturn LTB werden ein 5-Achsen-Dreh-Fräszentrum mit bis zu 5-Achsen-Simultanbearbeitung, eine Universaldrehmaschine und eine Feinst-Drehmaschine vereint.
Die nun auf der Innoteq 2023 vorgeführte vollausgebaute Ausführung des Ultrapräzisionszentrums ist die Microturn LTBS. In ihr findet sich zusätzlich zur Hauptspindel eine identische wassergekühlte Motorspindel mit Synchronantrieb als Gegenspindel rechts im Arbeitsraum. Durch sie wird Simultanbearbeitung rechts und links im Arbeitsraum und die Übergabe von Spindel zu Spindel möglich.