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Technische Rundschau

Stabiles Wachstum in der Giesserei-Industrie

Die Schweizer Giesserei-Industrie blickt auf ein erfreuliches Jahresergebnis 2022 zurück. Die Produktionen stiegen beim Leichtmetallguss um 5,4 Prozent und beim Eisenguss um 6,9 Prozent. Über alle Werkstoffe hinweg gesehen erhöhte sich das Produktionsvolumen gesamthaft um 5,8 Prozent auf 41’006 abgelieferte Tonnen gegenüber 38'767 Tonnen im 2021. Die Produktionen waren anhaltend hoch ausgelastet, trotz der global schwankenden Konjunkturentwicklung. Das Exportgeschäft nahm deutlich zu. Auch das laufende Jahr startete für die Schweizer Giessereien mit vollen Auftragsbüchern positiv. Innovations- und investitionsstark erweisen sich die im Giesserei-Verband der Schweiz (GVS) zusammengeschlossenen 46 Unternehmen, für bestehende und neue Kunden, als zuverlässige Vertragspartner im wirtschaftspolitisch stabilen Umfeld.

Das vergangene Jahr startete für die Schweizer Giesserei-Industrie bereits auf überdurchschnittlich gutem Niveau. Die erste Jahreshälfte verlief kontinuierlich überwiegend positiv, als Fortsetzung der nach der Coronakrise in Europa eingesetzten Erholung. In der zweiten Jahreshälfte 2022 war die Abkühlung der weltwirtschaftlichen Konjunktur hingegen spürbar und sorgte mehr und mehr für einen volatilen Geschäftsgang. Aufträge wurden immer kurzfristiger vergeben, was unternehmerische Flexibilität erforderte, mit Unsicherheiten bei den Absatzmengen und mit Schwankungen bei den Produktionsauslastungen umgehen zu können. Gleichzeitig blieben die gute Auslastung und Beschäftigungssituation in den Schweizer Giessereien stabil. Aufgrund des starken Fachkräftemangels konnten mancherorts gegen Jahresende die Auftragsbestände nicht vollständig abgearbeitet werden.

Im Inland wurden weniger Neugeschäfte getätigt, das Exportgeschäft wuchs demgegenüber an. Das budgetierte Wachstum konnte jedoch nicht überall realisiert werden. «Die massiv gestiegenen Energiekosten und Materialteuerungen beeinträchtigten die Margen und Ergebnisse unserer Mitgliedsunternehmen», erläutert GVS-Geschäftsführer Marcel Menet. 

Hohe Nachfrage aus der Elektromobilität  

Insgesamt war der Konjunkturverlauf in nahezu allen Anwendermärkten besser als im 2021. Die ausgesprochen innovationsstarken, finanziell gut aufgestellten und anhaltend investitionsbereiten 46 Mitgliedsunternehmen des GVS konnten viele neue anspruchsvolle Gussteile entwickeln und verkaufen. Der Bereich Automotive, insbesondere die hohe Nachfrage für Elektrofahrzeuge, sorgte für den grössten Zuwachs. «Wir sind auf gutem Weg, den Technologiewandel in der Individualmobilität und die Umwälzung in allen Wirtschaftszweigen für den Klimaschutz mit unseren immer komplexeren Gusslösungen positiv mitzugestalten», erklärt GVS-Präsident Danilo Fiato.

Ein Wandel bei der Kundenstruktur macht sich auch im laufenden Jahr bemerkbar. Kleine, innovative Firmen visieren mit ihren anspruchsvollen Aufträgen bewusst Schweizer Giessereien an. Auch platzieren grössere Kunden ihre Bestellungen vermehrt in der Schweiz, da einige Giessereien im Ausland in finanzielle Schieflage oder gar in Insolvenz gerieten. Wie die Umfrage unter den Vorständen des Branchenverbands zeigt, besteht ein erhöhter Verhandlungsbedarf, um sich mit realistischen Preisen im Markt durchzusetzen. Erschwerend komme nun die Energiepreis-Deckelung in Europa hinzu. Diese ungleich langen Spiesse stellen einen deutlichen Wettbewerbsnachteil dar.

Allerdings würden sich die Schweizer Giessereien für viele Auftraggeber mehr denn je als verlässliche Vertragspartner in einem wirtschaftspolitisch ausserordentlich stabilen Umfeld mit einer geringen Inflationsrate und konstanten Löhnen erweisen. Die GVS-Mitgliedsunternehmen produzieren auf gewohntem Niveau, die Materiallager sind gut bestückt und Lieferfristen werden zuverlässig eingehalten. Diese Stärken – Stabilität, Zuverlässigkeit und Top-Lieferperformance – sind entscheidende Pluspunkte. «Unsere Wettbewerbsfähigkeit könnte möglicherweise als Folge der geringeren Inflation gegenüber der EU gar steigen», so Fiato weiter. 

Vorsichtig optimistischer Ausblick

Für das laufende Jahr eine Prognose zu treffen, sei schwierig, sagt GVS-Präsident Fiato. «Kurzfristig stimmt uns die anhaltend gute Auftragslage zuversichtlich, trotz der weltweit widrigen Umstände. Im zweiten Halbjahr 2023 erwarten wir jedoch eine konjunkturelle Abschwächung. Wir stellen uns mehr denn je flexibel auf sprunghafte, stark schwankende Bestelleingänge ein.» Bei einer günstigen Entwicklung der unsicheren Parameter auf der weltpolitischen Bühne und bei einer genügenden Verfügbarkeit der Rohmaterialien rechne der GVS gesamthaft mit einem ähnlichen Konjunkturverlauf wie im 2022.

Da sich die Material- und Energiepreise in nächster Zeit nicht wieder auf ein wirtschaftlich vertretbares Niveau einpendeln dürften, gerieten auch die Kunden in den Absatzmärkten zunehmend unter Druck, ihrerseits Kosten einzusparen. Einige Ausfälle gäbe es hier bereits, weiss Verbandsgeschäftsführer Menet: «Wir wagen zu behaupten, Teilen der europäischen Giesserei-Industrie droht das Aus, wenn die Fahrzeug- und Maschinenbauhersteller ihre Preise nicht anheben und Kostensteigerungen kompensieren».

giesserei-verband.ch