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Technische Rundschau

Was die Maintenance zum Thema KI zu bieten hat

Oliver Keel ist Geschäftsführer des Zürcher Start-ups Amplo.
Bild: Inoveris.ch

Oliver Keel, Geschäftsführer der Amplo GmbH, erläutert im Interview, was heute bereits mit Künstlicher Intelligenz (KI) und automatisierten Lösungen möglich ist. Zudem beschreibt er, warum ihm die Teilnahme an der Maintenance in Zürich (17. bis 18. November) so wichtig ist und wie Schweizer KMU von den Angeboten des Start-ups profitieren können.

Herr Keel, welche Lösungen oder Dienstleistungen haben sich aus Ihrer Geschäftsidee – Maschinen mit KI zu analysieren – entwickelt?

Wir haben gemerkt, dass der Bedarf für Services im Bereich Künstliche Intelligenz gross ist. Aber viele Firmen haben nicht die richtigen Leute oder das nötige Know-how dafür. Wir wollen mit unserer Smart-Maintenance-Plattform den Zugang dazu erleichtern. Das heisst, KMUs in der Schweiz und weltweit können auf unserer Plattform diese Services selber bauen. Sie können Ihre bestehenden Daten von Maschinen hochladen, Künstliche Intelligenz trainieren und die Ergebnisse in ihre Kundenmanagementsysteme und Firmenprozesse, CRM- und ERP-Systeme integrieren.

Für welche Unternehmen ist das ein Thema?

Dies wäre interessant für Firmen, die eher teure Systeme haben. Ich denke so an Systemkosten von 5000 Franken aufwärts. Wenn ein System so hochpreisig ist, hat der Kunde auch eine gewisse Qualitätserwartung. Wenn man Maschinen beispielsweise nach Asien liefert, ist das schon ein grosser Aufwand, bis man vor Ort ist und das Problem beheben kann. Hier helfen uns Algorithmen, möglichst rasch aus der Ferne anhand von Maschinendaten zu erkennen, was das Problem ist oder vor allem wann ein Fehler zu erwarten ist. Diese Vorgehensweise ist heute sehr wichtig, da man auf diese Weise enorm viel Geld sparen kann. 

Sie haben einen User Case namens Tritium. Welche konkreten Einsatzbereiche aus der Forschung zur KI haben Sie in diesem Fall eingesetzt?

Für Tritium ist die Diagnose ihrer Ladesäulen für Elektrofahrzeuge eine grosse Herausforderung. Ladesäulen sind sehr teuer, da kostet eine Station 50’000 Franken aufwärts. Und wenn diese nicht funktioniert, ist das natürlich nicht gut für Fahrer von Elektroautos, die mit fast leerer Batterie an der Ladestation ankommen. Für Tritium dauerte die Diagnose damals zu lange, denn sie brauchten mehrere Tage um herauszufinden, welche Komponente defekt ist. Und dann kam unser Service. Jetzt dauert es 30 Sekunden und sie wissen genau, welche Komponente defekt ist. So können sie gleich einen Mechaniker oder Elektriker hinschicken, der dieses Teil ersetzt. 

Welche Systeme können denn mit diesem intelligenten System vernetzt werden?

Grundvoraussetzung ist, dass diese Systeme IoT-fähig sind, verbunden sind mit dem Internet und Daten hochladen können. Da arbeiten wir auch daran, weitere Partner zu finden. Es gibt da verschiedene Firmen wie Akenza oder der Datacake, die diese Konnektivität anbieten, also Maschinen mit dem Internet zu verbinden und Daten hochzuladen.

Was treibt Sie um, dass sie diesen Mut hatten und so tolle Projekte an Land gezogen haben, und die Instandhaltungswelt sozusagen auf den Kopf stellen?

Das ist eine Welt, die noch ziemlich alte Strukturen hat, die schwierig sind zu durchbrechen. Und daran arbeiten wir. Ich denke, da ist es wichtig, dass man dem Kunden gut zuhört, seine Probleme erkennt und ihm aufzeigt, wo man optimieren kann. Es ist ja so: Man ist daran gewöhnt, etwas 50, 100 Jahre auf die gleiche Art und Weise zu machen. Dann ist es wichtig, wirklich zu verstehen, wieso nicht vielleicht KI hier die optimale Lösung wäre. Unsere Idee ist, dem Kunden gut zuzuhören und dann unser Produkt so zu designen, dass es jeder verwenden kann. Wenn das Produkt schwierig in der Nutzung wäre und Mehraufwand bedeuten würde, dann hätten wir keine Chance.

Sie stellen als junger Aussteller auf der Maintenance Schweiz aus – was zeigen Sie hier? 

Wir werden uns auf User Cases fokussieren. Wir werden vor Ort den Tritium-Case zeigen, wie auch die Zusammenarbeit mit TB-Safety, damit die Besucher ein Verständnis dafür entwickeln können. Wir werden ebenso kurz und einfach aufzeigen, wie die Umsetzung beispielsweise bei anderen Firmen funktionieren könnte.

Was bedeutet es für Sie und Ihr Unternehmen, sich in diesem Umfeld präsentieren zu dürfen?

Ich freue mich sehr darauf. Es wird extrem spannend werden, sich auszutauschen. Denn, wie gesagt, das ist ein Ökosystem. Es gibt Smart Sensors, es gibt verschiedene Produkte, wo wir dann zusammenarbeiten können, auf einer Data Connectivity-Plattform und diese mit integrieren zu können. 

Warum sich hat ein Startup für dieses klassische Format entschieden, wo es doch auch virtuelle Messen gibt? 

Das ist ein guter Punkt. Ich denke, dass manche Messen ein wenig veraltet sind, aber die Messen sind auch im Wandel. Ich denke, es ist vor allem wichtig, einen Platz für den Austausch zu schaffen und Vertrauen aufzubauen. Vor allem für ein Startup wie uns ist es bedeutsam, Kontakt zu grossen Firmen zu knüpfen. Es braucht einfach einen Face-to-face-Kontakt, wo man miteinander sprechen kann, sich besser verstehen lernt und dann ein Projekt miteinander umsetzen kann. Und dafür sind Messen sehr wichtig. Man kann schon gewisse Gespräche online führen, aber die Leute wollen einen dann treffen oder wissen, was man genau macht. Es ist schwierig, das Vertrauen ausschliesslich online aufzubauen. Innovation kommt meistens von aussen. Das ist sicher ein wichtiger Punkt.

Markus Frutig, Inoveris

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